Sasa Kalajdzic , der VfB- Neuzugang aus Österreich, verletzt sich schwer am Knie – was Folgen für die Mannschaft hat. Wann kommt der Stürmer zurück?

Sport: Carlos Ubina (cu)

Stuttgart - Der Schock sitzt auch drei Tage danach noch immer tief. Kreuzbandriss, Innenbandriss, Außenmeniskusriss. Das linke Knie von Sasa Kalajdzic hat einen ziemlichen Totalschaden erlitten im Testspiel gegen den SC Freiburg (4:2). Jetzt muss der Neuzugang des VfB Stuttgart operiert werden und fällt sechs bis acht Monate aus. Das ist die nüchterne medizinische Diagnose.

 

Hinter der Szene, die sich nach 20 Minuten in Schruns ereignete, steckt aber auch eine persönliche Tragik. Der 22-jährige Stürmer ist erst seit zwei Wochen beim VfB. Er hat seine österreichische Heimat mit einem Koffer voller Ambitionen verlassen, um sich in Deutschland durchzusetzen. Alles hatte sich auch gut angelassen. Das Trainingslager in St. Gallen, die ersten Einsätze im Trikot mit dem Brustring, hoffnungsvoll hatte sich der Angreifer nach seinem Wechsel geäußert.

Die Integration in die Mannschaft lief ebenso wie die Wohnungssuche – und jetzt liegt Kalajdzic niedergeschlagen da. Schon unmittelbar nach dem Zweikampf mit Nico Schlotterbeck hatte der Zwei-Meter-Mann geahnt, dass es ihn schwer erwischt hat. Von hinten hatte er versucht, an den Ball zu kommen. Ein langer Schritt, Schlotterbeck stürzte auf sein Bein, das Knie verdrehte sich unheilvoll. Auch die sportliche Leitung sowie die Betreuer befürchteten bereits am Freitagnachmittag Schlimmeres, ehe die Untersuchungen am Tag nach der Rückkehr Gewissheit brachten.

Bittere Nachricht

„Das ist eine extrem bittere Nachricht für Sasa Kalajdzic und natürlich auch für uns“, sagte Sportdirektor Sven Mislintat. Nach dem Wechsel von Admira Wacker Mödling sollte die Karriere des Schlaks beim VfB Fahrt aufnehmen. Lange buhlten die Stuttgarter um ihn, verhandelten ausgiebig mit dem Erstligisten aus dem Nachbarland und waren froh, Kalajdzic nach der U-21-EM präsentieren zu können. Er gehörte zu den auffälligen Nachwuchsleuten während des Turniers in Italien und San Marino.

2,5 Millionen Euro hat die Offensivkraft gekostet. So viel wie Philipp Klement, der vom SC Paderborn kam. Damit sind die beiden Profis die kleinen Königstransfers des VfB, der bislang insgesamt acht Millionen Euro für neue Spieler ausgegeben hat. Teuer erkauft ist die gelungene Generalprobe am Vorarlberg nun, da Kalajdzic wohl erst wieder in der Rückrunde eingreifen kann – mit Teileinsätzen, wenn der Heilungsverlauf positiv ist.

„Sasa Kalajdzic wird von uns alle Unterstützung bekommen, um diese schwierige Phase in seiner noch jungen Karriere zu meistern“, sagt Mislintat. Bis 2023 läuft der Vertrag, und der VfB hatte den Angreifer auch wegen seiner Perspektive verpflichtet. Auf Sicht sehen die Stuttgarter in ihm einen Bundesligaspieler. In der zweiten Liga sollte er das Team möglichst schnell verstärken – wenn er auch nicht als Torgarant geholt wurde. Obwohl er in der Vorsaison in 15 Partien acht Treffer erzielte. Auf mehr kam er nicht, da er wegen eines Mittelfußbruchs ausfiel. Auch ein Syndesmosebandanriss zwang ihn zu einer längeren Pause.

Die Nummer neun geschnappt

In Stuttgart hat sich Kaladzic dann das Trikot mit der Nummer neun gesichert. Damit dokumentiert er sein Selbstverständnis auf dem Platz. Das Talent mit den serbischen Wurzeln versteht sich als Mittelstürmer. Auf dieser Position hat der VfB nach dem Ausfall aber kein Defizit. Mario Gomez und Hamadi Al Ghaddioui – der Altmeister und der Herausforderer. Beim Sieg gegen Freiburg hatte Tim Walter zunächst Al Ghaddioui und Kalajdzic in der Spitze aufgeboten. Zuvor hatte der Trainer Kalajdzic auch schon im offensiven Mittelfeld spielen lassen.

Diese Optionen fehlen nun. Doch der VfB sieht sich nicht gezwungen, gleich noch einmal auf dem Transfermarkt aktiv zu werden. Zahlenmäßig stehen genügend Angreifer zur Verfügung. Denn es gibt ja noch den abwanderungswilligen Anastasios Donis, den schon bald vom Afrika-Cup zurückkehrende Chadrac Akolo sowie den bei den Panamerika-Spielen weilenden Nicolas Gonzalez. Sie können direkt im Angriff spielen, auf den Flügeln oder um einen Stoßstürmer herum.

Die Jungen müssen wohl ran

Die jungen Tanguy Coulibaly und Mateo Klimowicz sind für die Offensive weitere Alternativen. Doch wie Kalajdzic wurden sie nicht als Soforthilfe verpflichtet. Sie sollen sich in Ruhe entwickeln, der Tempodribbler aus Frankreich und der Techniker aus Argentinien. Das ist der Plan, der wegen der Verletzung des Österreichers nun für Monate auf Eis liegt.