Der VfB Stuttgart hat den Klassenverbleib doch noch nicht in der Tasche, sondern muss den Umweg über die Relegation gehen. Viele Fans blicken mit Sorge auf die Entscheidungsspiele – was viel mit dem Mai 2019 zu tun hat.

Sport: Dirk Preiß (dip)

Für nicht wenige Fußball-Bundesligisten war sie in den vergangenen Jahren die letzte Rettung einer missratenen Saison – die Relegation. In den Entscheidungsspielen um den Klassenverbleib behielt meist der Erstligist die Oberhand, weshalb Alexander Wehrle schon vor Wochen meinte: „Relegation kann auch Spaß machen.“ Kein Wunder: Der heutige Vorstandsvorsitzende der VfB Stuttgart AG war 2021 Geschäftsführer des 1. FC Köln, als dieser sich erst in die Relegation rettete und sich dort dann gegen Holstein Kiel durchsetzte.

 

Zwei Jahre zuvor war der VfB Stuttgart Teilnehmer der Entscheidungsspiele. Doch die Erinnerungen daran sind weit weniger positiv wie die von Wehrle und dem 1. FC Köln.

Am 30. Spieltag der Saison 2018/2019 hatte der VfB 0:6 beim FC Augsburg verloren – danach war klar: Um noch wenigstens die Teilnahme an der Relegation abzusichern, braucht es noch einmal einen frischen Impuls. Der Trainer Markus Weinzierl musste gehen, Nico Willig übernahm für die letzte und entscheidende Phase der Saison.

Der eigentliche Coach der U-19-Junioren des VfB holte mit dem Team zwei Siege und ein Unentschieden, unterlag nur bei Hertha BSC. Schon am vorletzten Spieltag war damit die Relegation gebucht. Die dann aber nicht in einem Happy End mündete.

Im Hinspiel gegen den 1. FC Union Berlin führte der VfB gleich zweimal – doch jeweils kurz nach den Treffern von Christian Gentner und Mario Gomez glichen die Berliner aus. Da damals noch die Auswärtstorregel galt, bedeutete das 2:2 von Stuttgart für den Zweitligisten eine richtig gute Ausgangsposition für das Rückspiel. Der VfB musste gewinnen – oder mindestens ein 3:3 erreichen.

Ein namhaftes Team kann Union Berlin nicht schlagen

Doch daraus wurde nichts. Zwar ging der VfB in Führung – Dennis Aogo hatte einen Freistoß direkt verwandelt. Doch wurde der Treffer nach der Ansicht der Videobilder zurückgenommen. VfB-Stürmer Nicolas Gonzalez hatte sich zwischen der Mauer und Rafal Gikiewicz postiert gehabt – und zwar im Sichtfeld des Union-Keepers und darüber hinaus klar im Abseits.

Der VfB mühte sich, die Abwehrspieler Ozan Kabak und Holger Badstuber spielten trotz Platzwunden mit einem Verband am Kopf weiter – doch mehr als ein erneutes Remis war nicht drin. Und der VfB nach dem 0:0 abgestiegen. „Es spricht keiner, gibt ja auch nichts zu sagen“, beschrieb Thomas Hitzlsperger wenig später die Stimmung in der Kabine.

Der Ex-Nationalspieler hatte erst im Februar 2019 das Amt des Sportvorstandes vom entlassenen Michael Reschke übernommen und musste sich später vorwerfen lassen, zu lange an Markus Weinzierl als Trainer festgehalten zu haben. Doch er betonte auch: „Die Qualität der Mannschaft hätte ausreichen müssen, um in der Bundesliga zu bleiben.“

Damals standen neben Gentner, Gomez, Badstuber, Aogo, Gonzalez und Kabak auch Spieler wie Ron-Robert Zieler, Benjamin Pavard, Gonzalo Castro, Daniel Didavi oder Santiago Ascacibar im Kader. Im Mai war zudem Sven Mislintat als Sportdirektor zum VfB gestoßen. Gemeinsam mit Hitzlsperger bastelte er nach dem Abstieg am neuen VfB.

Es kam zunächst der Trainer Tim Walter, der schon im Winter durch Pellegrino Matarazzo ersetzte wurde. Im Sommer 2020 gelang dem VfB dann der sofortige Wiederaufstieg. Dass ein solcher nötig wird, wollen die Stuttgarter diesmal vermeiden. In den bislang eher ungeliebten Relegationsspielen.

Gegner ist der Hamburger SV oder der 1. FC Heidenheim.