Der VfB Stuttgart rettet im Spiel gegen Dynamo Dresden gerade noch einen Punkt. Dennoch ist Trainer Hannes Wolf verärgert über den Auftritt seiner Mannschaft.

Sport: Dirk Preiß (dip)

Stuttgart - Der VfB Stuttgart ist zurück an der Tabellenspitze. Doch das hat im Mannschaftskreis erst einmal gar niemanden interessiert. Am wenigsten den Trainer Hannes Wolf, der unzufrieden war und einmal mehr die Mentalitätsfrage stellte. Aber auch die Fans im ausverkauften Stadion spürten zunächst nur die pure Erleichterung. Denn bis das 3:3 erkämpft war, durchlebte der Fußball-Zweitligist gegen Dynamo Dresden eine Achterbahnfahrt der Gefühle. Ganz tief schien diese zu verlaufen, als der VfB nach 26 Minuten mit 0:3 zurücklag, aber dann schlugen die Emotionen doch noch Purzelbäume, da Simon Terodde nervenstark per Foulelfmeter in der Nachspielzeit den Ausgleich erzielte.

 

Die Faust ballte der Torjäger, seine Freude schrie er hinaus und wieder einmal wurde er geherzt. Denn einen Punkt hatte der VfB dank einer Energieleistung noch gerettet. Und wo stünden die Stuttgarter ohne Teroddes Treffer? Schon das wichtige Anschlusstor (29.) zum 1:3 hatte der Angreifer erzielt. Nach sehenswerter Ballannahme mit dem rechten Fuß und dann mit links abgeschlossen. Ohne diese technisch feine Aktion wären die Gastgeber sicher nicht mehr zurückgekommen in einer Partie, die an Tempo und Dramatik alles bot.

Zu viele Nachlässigkeiten

„Ich kann mich noch gar nicht über den Punkt freuen“, sagte Wolf kurz nach dem Abpfiff, „ich weiß auch nicht, ob das noch kommt.“ Zu viele Nachlässigkeiten hatte er mit ansehen müssen, vor allem in der Anfangsphase. Erst sie hatten es notwendig gemacht, sich gegen die drohende Niederlage zu stemmen. Beispielhaft dafür stand Emiliano Insua. Der Argentinier steigerte sich nach dem Wechsel. Ihm gelang das 2:3 (75.). Es war nach vielen Vorlagen sein erstes Pflichtspieltor für den VfB – und es war ein schönes Tor, mit fast so viel Gefühl erzielt, wie es sein berühmter Landsmann Lionel Messi zu erzielen pflegt.

Doch große Vergleiche sind ziemlich unangebracht beim VfB. Auch wenn er sich zu einer großen Aufholjagd aufraffte. Im Ergebnissport Fußball steht am Ende nämlich wieder nicht mehr als ein Unentschieden. Vier Spiele nacheinander sind es damit, die Wolfs Mannschaft zuletzt nicht mehr gewinnen konnte. Und es steht zu befürchten, dass die Stuttgarter nun schnell aus den Aufstiegsplätzen rutschen könnten. „Die Saison spitzt sich zu, und wir brauchen alles an Qualität und Mentalität“, sagte Wolf. Allerdings vermisste er gerade bei den jüngeren Spielern, „die Bereitschaft gegen den Ball zu sprinten“. Wobei er explizit das zweite Gegentor vor Augen gehabt haben dürfte, als Terodde nach hinten rannte, um eine Flanke zu verhindern. Andere wie der Abwehrmann Benjamin Pavard sich aber im Joggingtempo bewegten.

Immer größer wird der Druck durch die Fehler auf die Spieler und immer dünner die Luft an der Spitze. „Wenn wir nicht bereit sind, immer alles zu geben, dann bekommen wir zu viele Gegentore – und das können wir uns nicht leisten“, sagte Wolf, der vor den nächsten Spielen am Mittwoch (17.30 Uhr) bei 1860 München und danach am Sonntag (13.30) gegen den Karlsruher SC versucht, das Team aufzurütteln.

Drei neue Spieler im Team

Personell und taktisch begegnet der Trainer den Herausforderungen der Liga immer wieder mit Veränderungen. Drei neue Spieler waren es diesmal gegenüber dem Spiel in Fürth (0:1) vor der Länderspielpause. Dabei vertraute Wolf erstmals Ebenezer Ofori in der Startelf. Neben ihm spielte wieder Anto Grgic im defensiven Mittelfeld, und auf dem linken Flügel sollte Julian Green für Schwung sorgen. Das tat er mit Insua auch. Nur: Die Abstimmung in der Defensive passte nicht. Das Vorhaben, aus der Viererabwehrkette in Ballbesitz eine Dreierkette zu machen und Insua vorzuschieben, klappte lediglich im Spiel nach vorne.

Nach hinten wurde zu langsam umgeschaltet – was Dynamo über diese Seite nutzte. Beim 1:0 durch Stefan Kutschke, als Green ein Stellungsfehler unterlief und beim 3:0 durch Kutschkes Foulelfmeter, als der VfB-Torhüter Mitch Langerak vorher übermotiviert den Dresdner über den Haufen rannte. Dazwischen traf der VfB-Schreck Kutschke nach einer Flanke von der anderen Seite – von Philipp Heise.

Der frühere Stuttgarter war es aber auch, der seinem ehemaligen Arbeitgeber die Chance auf Platz eins ermöglichte: Der Linksverteidiger foulte Carlos Mané in seiner letzten Aktion im Strafraum. Dabei hatte sich der Portugiese nach dem schwäbischen Sturmlauf gegen die Sachsen kaum noch auf den Beinen halten können.

„Die Elfmeterentscheidung war klar“, sagte Heise, nachdem der VfB zuvor vier Aluminiumtreffer verzeichnet hatte – was in der Geschichte der zweiten Liga bisher nur der 1. FC Köln mal hingebracht hatte. Julian Green (17./Pfosten), Anto Grgic (58./Latte), Simon Terodde (58./Latte) und Christian Gentner (69./Latte) fehlte das Abschlussglück in diesen Momenten. Terodde brachte es dann in letzter Sekunde wenigstens teilweise zurück.