Der Manager wehrt sich mit rechtlichen Mitteln gegen den Vorwurf, den Stürmer Artem Kravets vor dessen Verpflichtung nicht beobachtet zu haben.

Stuttgart - In der vergangenen Woche hat sich Christian Prechtl sehr gewundert. Denn die E-Mail, die ihm da die Anwaltskanzlei von Matthias Prinz aus Hamburg schickte, bezog sich auf einen Sachverhalt vom 27. Januar. Drei Monate ist es her, dass Prechtl behauptet hatte, der VfB Stuttgart habe in Person seines Sportvorstands Robin Dutt den Stürmer Artem Kravets (26) in der Winterpause für 500 000 Euro bis zum 30. Juni von Dynamo Kiew ausgeliehen – ohne den Mann aus der Ukraine zuvor live beobachtet zu haben. So stand es damals zunächst unwidersprochen in dem immer mittwochs erscheinenden Internetblog („By the way“) von Christian Prechtl, ehe der VfB und Robin Dutt jetzt – wohl aufgrund einer weiteren ähnlichen Äußerung – doch noch zu einer Gegenoffensive ausgeholt haben.

 

Die hanseatische Prinz-Kanzlei stellte dem auch schon auf der vergangenen Mitgliederversammlung im Oktober mit einem kritischen Redebeitrag über die Vereinspolitik in Erscheinung getretenen Prechtl nach dessen Angaben eine kostenpflichtige Abmahnung zu – einschließlich der Aufforderung zur Abgabe einer strafbewehrten Unterlassungserklärung und der Übernahme der Rechtsanwaltskosten. Das wertet Prechtl als nachträglichen „Einschüchterungsversuch“, der auf jeden Fall bewirkt, dass die bisher nur im Netz kursierende Geschichte mit Dutt und Kravets eine höhere öffentliche Aufmerksamkeit erfährt – und das in einer Phase, da der VfB eigentlich Ruhe anstrebt, um den Kampf gegen den Abstieg bewältigen zu können.

Kravets entpuppte sich als Totalausfall

In der Tat wirft die Verpflichtung von Kravets ein paar Fragen auf, die Dutt kürzlich auch dem aus Martin Schäfer, Wilfried Porth und Hartmut Jenner bestehenden Stuttgarter Aufsichtsrat beantworten musste. Auch dieses Gremium ist angesichts der Entwicklung irritiert und frustriert, nachdem sich Kravets zuletzt bei seinen Einsätzen in der Bundesliga als Totalausfall entpuppte und deshalb am Samstag beim 0:3 gegen Dortmund gar nicht mehr zum Zug kam. Dadurch ist Dutt sogar intern in Erklärungsnot geraten, da zudem durchsickerte, dass der bei Dynamo Kiew vorwiegend auf der Ersatzbank sitzende Stürmer beim VfB laut „Bild“-Zeitung 200 000 Euro im Monat verdient. Dutt sollte den Aufsichtsräten die Modalitäten und Abläufe dieses Transfers erklären.

Der Sportvorstand sagt nun als Replik zu Prechtl, dass er Kravets vor dessen Verpflichtung sehr wohl persönlich beobachtet hat – in einem Spiel von Kiew in der Champions League. Nach Informationen dieser Zeitung war das am 4. November beim FC Chelsea, als Kravets in der 56. Minute ausgewechselt wurde. Dynamo Kiew unterlag mit 1:2. Unabhängig davon ist das Maß für Dutt voll, zumal Prechtl eine allgemeine Stimmungsmache gegen den Club vorgeworfen wird. Dabei konnten jedoch beispielsweise auf der Mitgliederversammlung im vergangenen Oktober nicht alle Punkte entkräftet werden, die er angeprangert hatte.

Der VfB weist die Kritik entschieden zurück

In Bezug auf Kravets bezieht der VfB jetzt dagegen klar Stellung. Die Behauptungen von Prechtl seien unzutreffend, erklärt ein Vereinssprecher. Darauf habe man reagieren müssen – auch vor dem Hintergrund, dass der Club aktuell von Mitgliedern aufgefordert worden sei, unwahre Aussagen nicht im Raum stehen zu lassen, sondern ihnen zu widersprechen. Offen ist, ob der VfB Stuttgart nun künftig verstärkt diesen Weg beschreitet und gegen derlei Veröffentlichtungen wie im Fall Prechtl vorgeht. Erst mal aber kommt die Sache VfB gegen Prechtl zum Aufruf.