Fabian Bredlow ersetzt den am Knie verletzten Stammtorhüter Gregor Kobel und zeigt, dass er mehr ist als eine klassische Nummer zwei. Was bedeutet dies mit Blick auf die künftige Torhüter-Hierarchie beim VfB?

Sport: Heiko Hinrichsen (hh)

Stuttgart - Als es ernst wurde für Fabian Bredlow vor den 50 534 Zuschauern in der Mercedes-Benz-Arena, da zeigte sich, dass Tim Walter nicht nur der gerne kernig-selbstbewusst auftretende Cheftrainer, sondern auch ein väterlicher Freund sein kann. Also drückte Walter seinen zweiten Torhüter vor der Reservebank noch einmal mit beiden Armen fest an die Brust. Dann eilte der gebürtige Berliner, der bereits im Pokal in Rostock gespielt hatte, in der 22. Spielminute gegen die SpVgg Greuther Fürth zu seinem Ligadebüt im VfB-Dress hinaus aufs Feld.

 

Gregor Kobel humpelt vom Platz

Der Stammtorhüter Gregor Kobel humpelte zu diesem Zeitpunkt gerade gestützt von Physiotherapeut Gerhard Wörn und Teamarzt Heiko Striegel in die Kabine. Im Rauslaufen war der blonde Havard Nielsen der Schweizer Torhüterleihgabe von 1899 Hoffenheim mit dem rechten Fuß auf das linke Knie gestiegen. Dies war eine von Schiedsrichter Sören Storks ungeahndete, aber dennoch gelbwürdige Aktion, für die sich der Norweger in Diensten der Kleeblätter hinterher immerhin entschuldigte.

„Fabi wurde ins kalte Wasser geworfen – und hat ein super Spiel gemacht“, sagte derweil der Sandhausen-Neuzugang Philipp Förster nach Schlusspfiff zur Leistungs des Kobel-Vertreters Bredlow, der tatsächlich keinerlei Anpassungsprobleme zeigte. Mehrfach war der 24-Jährige bei Fürther Chancen zur Stelle. Seine beste Parade zeigte Bredlow dann kurz vor Schluss beim Stand von 2:0, als er einen Schuss von Daniel Keita-Ruel aus lediglich vier Metern Distanz parierte.

Tatsächlich besaß Bredlow aber auch das Glück des Tüchtigen, weil das Aluminium dreimal zum besten VfB-Verteidiger avancierte. So scheiterten die Fürther Tobias Mohr (Latte und Pfosten) sowie Marvin Stefaniak (Latte) nur knapp.

„Er hat es super gemacht. Großes Kompliment“, urteilte der Trainer Walter – sagte aber auch: „Es ist doch klar, dass Gregor Kobel, der die ganze Zeit gespielt hat, in einigen Szenen anders agiert als Fabian Bredlow, der überraschend reinkommt.“ Damit meint der VfB-Chefcoach vor allem den Spielaufbau, der in seinem Offensivsystem sehr wichtig ist – und der zu den großen Stärken Kobels zählt. Einem Torhüter, der fußballerisch auch den Vergleich zu den ganz Großen seines Fachs wie etwa dem DFB-Nationaltorhüter Manuel Neuer nicht scheuen muss.

Dennoch sitzt der Stuttgarter Nummer eins mit Bredlow aktuell ein Konkurrent dicht im Nacken. Denn der ehemalige Nürnberger, der in der Vorsaison 13 Erstligaspiele für den Club absolvierte, ehe er von Christian Mathenia verdrängt wurde, hat gegen Fürth bewiesen, dass er seine Leistung auf den Punkt abrufen kann. Während in der Vorsaison mit Ron-Robert Zieler ein Weltmeister und Wortführer in der VfB-internen Torhüterhierarchie unangefochten auf der Eins thronte, sind die Dinge diesmal etwas anders gelagert.

Kobel will schnell ins Tor zurück

Kobel bleibt die Stammkraft, muss diesen Status aber kontinuierlich mit guten Leistungen bestätigen. Kein Wunder also, dass der 1,94-Meter-Mann aus Zürich unverzüglich ins VfB-Tor zurückkehren will. „Ich gebe alles, um schnellstmöglich wieder im Tor zu stehen“, sagte Kobel nach der Fürth-Partie in den Katakomben des Stadions, als sein linkes Knie noch von einer dicken, weißen Bandage geschützt wurde. Zu diesem Zeitpunkt war bereits klar, dass die Verletzung nicht schwerwiegender ist. Gerissen ist nichts. Das macht Kobel zuversichtlich: „Ich gehe davon aus, dass es bis Freitag in Bielefeld reicht.“