Union Berlin klopft nach dem 2:2 im Relegations-Hinspiel beim VfB Stuttgart heftig ans Tor zur Bundesliga. Mit den Fans im Rücken könnte die Überraschung tatsächlich gelingen.

Stuttgart/Berlin - Union Berlin ist heiß auf die Bundesliga. Das bewiesen im Relegations-Hinspiel nicht nur die Spieler der „Eisernen“, die dem großen Favoriten VfB Stuttgart ein mehr als beachtliches 2:2 (1:1) abtrotzten. Auch die Fans zeigten sich absolut erstligareif: Im heimischen Stadion an der Alten Försterei bejubelten 13.000 Anhänger beim Public Viewing den Auftritt ihrer Mannschaft. 

 

Und das war nur ein kleiner Vorgeschmack auf das, was die Stuttgarter im Rückspiel am Montag (20.30 Uhr/Eurosport-Player) erwartet. „Das Stadion wird brennen“, sagte Marvin Friedrich. Der Innenverteidiger hatte die Berliner mit seinem verunglückten Rettungsversuch vor dem 1:2 durch Mario Gomez (51.) zunächst auf die Verliererstraße gebracht, danach aber per Kopf zum 2:2-Endstand (68.) getroffen. Und in der Försterei gab es kein Halten mehr.

Union scheiterte vor zwei Jahren in der Relegation

Mit der Unterstützung der als sehr treu und leidenschaftlich geltenden Fans im Rücken will Union am Montag den ersten Bundesliga-Aufstieg der Klubgeschichte perfekt machen. Im Saisonfinale vor zwei Jahren waren sie daran noch knapp gescheitert.

„Scheiße... Wir steigen auf!“, stand damals auf einem Fanplakat. Nicht wenige Anhänger tragen die Sorge, dass sich ihr Verein, der gerne so anders sein möchte, im Konzert der Großen verbiegt. Viele Unioner wollen weiter ihr Image als unbeugsamer und kommerzkritischer „Kult-Klub“ pflegen, dabei haben die Trends des modernen Fußballs längst auch bei ihnen Einzug gehalten.

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Trotzdem gelingt es Union, zumindest die Illusion von Fußball-Romantik aufrechtzuerhalten. Mit Aktionen wie das traditionelle Weihnachtssingen, dem Verkauf von Stadionaktien an Fans und Kampagnen wie „Bluten für Union“ fühlen sich die Anhänger mitgenommen. Bei Heimspielen gibt es keine Halbzeitshows und bei Toren keine nervige Einspielmusik. Bis auf die neu umgebaute Haupttribüne existieren im Stadion nur Stehplätze - wo gibt es so etwas noch im Profifußball? 

VfB konnte nur einmal auswärts gewinnen

Wenn die hoch bezahlten Stuttgarter Profis am Montag in die Försterei einlaufen, wird das eine Umstellung für sie sein. Und das ist die große Chance für Union, das in der abgelaufenen Saison nur eine Heimniederlage kassierte. Der VfB konnte dagegen nur einmal auswärts gewinnen.

Also alles eine klare Sache? Mitnichten, warnen die Berliner. „Es bleibt dabei, der VfB ist der Favorit, wir bleiben der Underdog. Wenn wir nur ein Prozent weniger bringen, wird es nicht klappen“, sagte Kapitän Christopher Trimmel: „Der Trainer wird nicht zulassen, dass wir glauben, dass wir schon durch sind.“

Die Einzelkritik der VfB-Spieler nach dem ersten Relegationsspiel

Der Schweizer Trainer Urs Fischer muss sich aber auch überlegen, wie er die im Rückspiel gelbgesperrten Trimmel und Felix Kroos ersetzt. Vor allem Trimmels Ausfall schmerzt den Zweitliga-Dritten, doch der 32-Jährige wird in der Kabine den Einpeitscher geben. „Ganz Berlin freut sich auf dieses Spiel“, sagt er.

Auf ein mögliches Stadtderby gegen Hertha BSC hofft auch die Olympiastadion GmbH, die twitterte: „Wir wollen keinen Druck aufbauen, Union Berlin. Aber geil wär’s...“. Dabei ist Hertha den meisten Union-Fans völlig egal, ihr Feindbild ist noch aus der DDR-Zeit geprägt und heißt BFC Dynamo Berlin. Der spielt mittlerweile in der Regionalliga, während Union heftig ans Tor zur Bundesliga klopft.