Auf Doppel-Torschütze Mijo Tunjic ist eigentlich immer Verlass. Der Rest der Oberligaelf der Stuttgarter Kickers muss sich nach dem 3:0 gegen den VfB II die Frage stellen: Warum nicht immer so?

Sport: Jürgen Frey (jüf)

Stuttgart - Der Mann des Tages kam freudestrahlend in die Katakomben des Gazistadions: „Heute hat man gesehen, was wir drauf haben. Die Kunst ist es, das an jedem Spieltag abzurufen“, sagte Mijo Tunjic. Der Torjäger hatte zwei Treffer (56. und 81.) zum 3:0 (0:0) gegen den VfB Stuttgart II selbst erzielt und das Tor von Sturmkollege Cristian Giles (74.) uneigennützig vorbereitet. Das Wort Lebensversicherung würde zu kurz greifen, um seine Bedeutung für die Stuttgarter Kickers zu beschreiben. Seine 13 Saisontreffer in 15 Spielen, aber auch seine Laufbereitschaft und sein Einsatzwille sind unbezahlbar. Er ist für die Kickers das, was Robert Lewandowski für den FC Bayern ist.

 

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Das Problem: Seine Mitspieler rufen ihr Potenzial bei weitem nicht so konstant ab wie Mr. Zuverlässig. Der unbändige Wille, um jeden Zentimeter zu kämpfen, die bedingungslose Gier jeden Zweikampf zu gewinnen, jeden verlorenen Ball mit hoher Aggressivität sofort zurückzuerobern – all das war gegen den VfB II zu 100 Prozent da. Und die zu Saisonbeginn gezeigte fußballerische Leichtigkeit und Klasse, kehrte dann fast wie von allein wieder zurück.

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Warum also nicht öfter so?, fragten sich die 3940 Zuschauer. „Manchmal ist Fußball nicht zu erklären“, fand Kickers-Kapitän Tobias Feisthammel. Wobei es Ansätze gibt. Es kam den Blauen entgegen, dass der VfB II mehr mitspielte, als die meisten andern Gegner, die sich hintenreinstellen. „Die Kickers tun sich gegen die Kleinen der Liga schwerer als wir“, stellte auch VfB-II-Kapitän Marc Stein (34) bei der Rückkehr zu seinem Ex-Club fest. Noch etwas kam hinzu: Die wieder fitten Rückkehrer David Kammerbauer und Malte Moos belebten das Spiel der Kickers, das Mittelfeld-Stratege Lukas Kling mit seiner besten Saisonleistung gekonnt lenkte.

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„Die Zweikampfstärke der Kickers war viel besser, zudem waren meine jungen Spieler auch von der Kulisse beeindruckt“, sagte VfB-II-Trainer Paco Vaz, dessen auswärtsschwaches Team erst zwei von acht Spielen auf fremden Plätzen gewonnen hat. Für die Kickers gilt es, beim Drittletzten SV Linx (Samstag, 14.30 Uhr) die Tugenden vom Derby abzurufen und nicht nur auf Dauerknipser Tunjic zu setzen. Ob er überhaupt gehalten werden kann?, wurde Trainer Ramon Gehrmann noch gefragt – und der Coach antwortete mit einem Augenzwinkern: „Wenn Real Madrid fünf Millionen zahlt, würden wir das Mijo gönnen.“

Aufstellungen

Stuttgarter Kickers: Trautner – Ludmann, Auracher, Feisthammel, Kammerbauer – Moos (76. Braun), Kling, Blank, Klauß (77. Vochatzer) – Visoka (46. Giles), Tunjic (85. Lulic).

VfB Stuttgart II: Hornung – Allgaier (84. Rios Alonso), Aidonis, Awoudja, Kleinhansl – Kliment (62. Koep), Stein, Bätzner (69. Pasalic) – Richter (59. Tomic), Sökler, Zografakis.