Lange war nicht klar, wie es im Fußball unterhalb des klar definierten Profibetriebs weitergeht. Am Dienstag nun hat der Deutsche Fußball-Bund zumindest eine Entscheidung gefällt – mit Folgen auch für den VfB Stuttgart.

Sport: Gregor Preiß (gp)

Stuttgart - Das Clubgelände befindet sich fest in der Hand der Profis. Dort, wo sich in normalen Zeiten über 200 Spieler aus zehn Jugendmannschaften plus die zweite Mannschaft der Aktiven tummeln, beherrscht vielerorts Stillleben das Szenario auf dem Cannstatter Wasen. Einzig die Regionalligatruppe sowie die U19 und U 17-Junioren dürfen neben den Profis noch trainieren. Der November-Lockdown trifft auch den VfB Stuttgart mit all seinen Jugendabteilungen von der U 11 aufwärts hart.

 

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Für Spieler, Trainer und Betreuer unterhalb der U 16 bedeutet das: Zurück ins Hometraining. Über Youtube und andere Kanäle sollen die Nachwuchskicker fit und bei Laune gehalten werden. Trotz bestehender Erfahrungen aus dem Frühjahr kein leichtes Unterfangen. Das weiß auch Thomas Krücken, der Sportdirektor für den VfB-Nachwuchsbereich. „Ich habe großen Respekt vor der Kreativität und Variabilität unserer Coaches“, sagt Krücken. „Aber ein normales Fußballtraining kann nicht eins zu eins ersetzt werden.“ Vor allem nicht im taktischen Bereich. Genauso wenig wie sich Zweikämpfe via Computer simulieren lassen.

U19- und U17-Bundesliga muss aussetzen

Am Dienstag hat der DFB entschieden, die Begegnungen der U19- sowie der U17-Bundesliga bis 30. November auszusetzen. Der letzte Spieltag der U 19, wo der VfB die Tabelle der Südstaffel anführt, ist in diesem Jahr für den 5. Dezember angesetzt. An eine Durchführung glaubt aber niemand. Im neuen Jahr soll es am 31. Januar weitergehen. Wenigstens droht den drei Regionalstaffeln keine Terminhatz. Angesichts drohender Unterbrechungen war von vornherein nur eine Runde mit 17 Spieltagen angesetzt worden.

Für die A- und B-Junioren bedeutet das: Trainieren ja, spielen nein. Woraus sich nebenbei ein Wettbewerbsvorteil gegenüber anderen Jugendmannschaften etwa der Stuttgarter Kickers ergibt. Nicht einem Profibetrieb angeschlossene Jugendmannschaften sind komplett zum Pausieren gezwungen.

Jugendtrainer arbeiten an neuen Konzepten

Ungeachtet fehlender Wettkampfpraxis ist die neuerliche Zwangspause für die ambitionierten Nachwuchskicker psychologisch schwer zu verdauen – wie für Millionen vom Lockdown betroffene Freizeitsportler auch. Was sich im Frühjahr noch mit dem Reiz des Neuen am Leben halten ließ, droht in den kommenden Wochen zur tristen Routine zu werden. „Wir müssen alle versuchen, das Beste draus zu machen“, sagt Krücken mit Blick auf das Hometraining.

Derweil die Jugendtrainer beim VfB die Zeit nutzen, neue Ausbildungspläne oder ein Multisportivkonzept auszuarbeiten. Es sieht vor, Trainingsinhalte anderer Sportarten wie Judo, Turnen und Basketball in den Fußball zu integrieren. Scouts beschränken sich auf das Videostudium. Etliche Mitarbeiter befinden sich in Kurzarbeit.

Entscheidung über Regionalliga noch offen

Während sich die Regionalliga-Kicker vom VfB II weiter im Schwebezustand befinden. Solange nicht geklärt ist, ob es sich bei Viertliga-Fußball um Profisport handelt und der Spielbetrieb somit von den Beschlüssen der Politik gedeckt ist, bleibt der Wettbewerb in der Südwest-Staffel ausgesetzt. Am Dienstag liefen mehrstündige Beratungen zwischen Verbänden und Vereinen – ohne Ergebnis.

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Für den VfB, der auch seine zweite Mannschaft unter Profibedingungen unterhält, geht damit die Ungewissheit weiter, ob am Wochenende beim TSV Steinbach Haiger gespielt werden kann. Beziehungsweise: Ob in diesem Jahr überhaupt noch einmal gespielt werden kann.