Der VfB Stuttgart trifft in der Relegation auf Union Berlin und muss nach der müden Nullnummer bei Schalke 04 in den Alles-oder-nichts-Modus schalten. Wie kann das im Saisonfinale am besten gelingen?

Sport: Carlos Ubina (cu)

Gelsenkirchen/Stuttgart - Das kleine Dossier über Union Berlin lag schon bereit. Fein säuberlich zusammengetragen mit den Stärken und Schwächen des kommenden Kontrahenten. Denn selbstverständlich hatte Nico Willig beide potenziellen Relegationsgegner zuletzt mehrfach unter die Lupe nehmen lassen. Auch am Sonntag saßen Beobachter des VfB Stuttgart in den Stadien, während sich der Interimstrainer die Begegnungen von Union Berlin (2:2 beim VfL Bochum) und des SC Paderborn (1:3 bei Dynamo Dresden) vor dem Fernseher anschaute. Nun sind es die Eisernen geworden. „Es ist nicht einfach, gegen Union Tore zu erzielen. Wir wollen selbstbewusst auftreten und mit unseren Fans im Rücken gut in die Relegation starten“, sagt der Manager Thomas Hitzlsperger.

 

Damit beginnt für den VfB die konkrete Vorbereitung auf die beiden wichtigsten Saisonspiele. Und Willig überlässt ungern etwas dem Zufall, wenn es um Fußball geht. Grobe Matchpläne hatte der Coach bereits erstellt, noch am Sonntagabend nach der Entscheidung über den Dritten der zweiten Liga machte er sich weitere Gedanken. „Jetzt geht es an die Details.“

Was Zieler von seinen Mitspielern erwartet

Die letzte Partie der regulären Bundesligarunde wird Willig jedoch wenige Aufschlüsse bringen. Das 0:0 bei Schalke 04 war ein Spiel zum Vergessen. Auf mehreren Ebenen. Sportlich, weil die Stuttgarter als sicherer Tabellen-16. den Schongang einlegten und durch die schwachen Gastgeber (enttäuschender Tabellen-15.) nicht zu mehr gezwungen wurden. Personell, weil Willig im Vergleich zum Erfolg gegen den VfL Wolfsburg sechs Veränderungen in der Startelf vornahm. Kein Spieler sollte sich verletzen oder noch gesperrt werden. Und emotional bewegte sich das Aufeinandertreffen nahe am Nullpunkt.

Nun wird es darum gehen, die Spannung wieder auf hundert Prozent hochzufahren. „Das Spiel gegen Schalke und die Relegation lassen sich nicht miteinander vergleichen“, sagt der Torhüter Ron-Robert Zieler, „ich erwarte jetzt von jedem unserer Spieler, dass er voll leistungsbereit ist und auch dem Druck standhält.“ Der lastet erwartungsgemäß mehr auf dem Bundesligisten, vor allem im Heimspiel, das für die Stuttgarter am Donnerstag (20.30 Uhr/Eurosportplayer) ansteht.

„Wir müssen aber im Kopf behalten, dass wir 180 Minuten zu gehen haben“, sagt Christian Gentner. Also mutig auftreten, aber nicht ins Verderben stürmen. Als Richtgröße dient dem Kapitän das Wolfsburg-Spiel. „Vieles von dem, was wir beim 3:0 geschafft haben, sollten wir wieder auf den Platz bringen“, sagt der Mittelfeldspieler. Der Trainer sieht mit Blick auf die Offensive Steigerungsbedarf in puncto „Intensität, Dynamik, Durchsetzungskraft und Effizienz“. Mit Flügelaktionen wollte Willig auf Schalke Schwung in den Angriff bringen, um Mario Gomez in Szene zu setzen. Doch weder Alexander Esswein über rechts noch Borna Sosa über links empfahlen sich für die Relegation. Denn was dem einen im Eifer daneben ging, ließ der andere an Körperspannung vermissen.

Rückt Gomez noch einmal in den Blickpunkt?

Gomez bleibt so ein Mittelstürmer, bei dem sich die Frage aufdrängt, ob er für die Mannschaft auch auf dem Platz noch einmal eine entscheidende Rolle einnehmen kann. Für Gentner ist die Antwort klar: „Ja. Wenn ich auf unsere Spiele wetten dürfte, dann würde ich Geld darauf setzen, dass Mario für uns noch sehr wichtig sein wird.“ Ob als Anfangs- oder Teilzeitkraft wird sich dann zeigen, wenn die laufstärkeren Anastasios Donis und Nicolas Gonzalez keine Pausen verordnet bekommen.

Gonzalez, der schon mehr Einsätze auf dem Buckel hat, als eigentlich für den eifrigen, jungen Argentinier gut waren, erhielt auf dem Berger Feld noch 20 Minuten Auslauf, um den Rhythmus zu halten. Donis, dem eine Gelbsperre drohte, musste nach dem Abpfiff noch Steigerungsläufe absolvieren, um die entgangenen Spielminuten körperlich ein wenig auszugleichen. Ebenso wie Ozan Kabak, der auch von der gelben Gefahr bedroht war.

Mit Marc Oliver Kempf (leichte muskuläre Probleme) wird Kabak gegen die Berliner nun wieder das Abwehrzentrum bilden. Obwohl ihre Vertreter Timo Baumgartl und Holger Badstuber in Gelsenkirchen ein positives Element geliefert hatten. „Wir haben jetzt in vier Spielen dreimal zu null gespielt“, sagt der Trainer.

Mit einer taktischen Herangehensweise, die sich nach fünf Wochen Tätigkeit mit den Profis als Willig-Mix herausstellt: „Hoch anlaufen und tief verteidigen“ – das eine so oft wie möglich, das andere so oft wie nötig. Und den letzten Ratschlag, den es für einen erfolgreichen Projektabschluss braucht, wollte sich der Stuttgarter Bundesliganovize beim Schalker Trainerroutinier Huub Stevens persönlich holen. „Er ist der Retter schlechthin.“