Lokal Sutsche in Stuttgart-West gegen Maulwurf in Stuttgart-Vaihingen – wo leiden die VfB-Fans schöner? Wir haben in beiden Fußballkneipen mitgefiebert.

Stuttgart - Wir schreiben die 39. Minute. Im Sutsche in der Breitscheidstraße in Stuttgart-West gehen die Hände nach oben. Zum ersten Mal seit Anpfiff springen die zahlreich erschienen VfB-Fans vor den beiden Bildschirmen auf. VfB-Spieler Josip Brekalo hat abgezogen, und Hannovers Torhüter Tschauner pariert mit den Fäusten. Welch Chance! Und dann verfällt das Lokal in Schockstarre: In Hannover schießen die 96er ein Tor. Wird jetzt doch was schief gehen? Hat man’s nicht befürchten müssen? Nervöse Finger kramen nach Zigaretten. Murren wird hörbar.

 

Sehr leise wird es auch im Maulwurf, in der rappelvollen klassischen Fußballkneipe in der Möhringer Landstraße in Vaihingen, wo das Zweitligaspiel in Hannover auf vier Bildschirmen verfolgt wird. Im Thekenschlauch in der Mitte stehen die Fans so dicht wie sonst nur im A-Block der Cannstatter Kurve. In den Halbzeitgesprächen, nach dem Schock des Gegentreffers, sprießt der Zweckoptimismus. „Ein Unentschieden schaffen sie auf jeden Fall“, glaubt der 14-jährige Jonas. Sein Papa ergänzt: „Unter Druck sind sie am besten.“

„Das ist nicht mehr die Mannschaft, die abgestiegen ist“

Auch im Lokal Sutsche im Stuttgarter Westen macht man sich Hoffnung. „Das Tor hätte nicht sein müssen, aber wir schaffen das!“, ist Sven überzeugt. „Ich tippe auf 3:1 für uns.“ Sollte das zutreffen, würden er und seine Freunde nach dem Abpfiff zum Schlossplatz in der Innenstadt aufbrechen. Konkrete Pläne gibt es allerdings nicht. „Wir schauen einfach mal. Wenn wir aufsteigen, ist da bestimmt etwas los.“ Sven ist überzeugt, dass das Ergebnis gedreht werden kann: „Das ist nicht mehr die Mannschaft, die abgestiegen ist“, überlegt er. „In der zweiten Liga läuft mehr über den Kampf , und in dieser Hinsicht hat der VfB viel dazugelernt.“

Nach knapp einer Stunde kocht im Maulwurf die Hütte, als die Roten kurz hintereinander drei Chancen haben und gleich darauf Stürmer Simon Terodde auch noch einen Köpfer knapp neben den Pfosten setzt. Immer wichtiger aber wird, dass Bielefeld nebenher Braunschweig einschenkt, Tor um Tor. Zum Glück für den VfB, weshalb selbst bei einer Niederlage im letzten Saisonspiel der Aufstieg wahrscheinlich bleibt.

„Irgendwie aufgestiegen, aber nicht richtig“

Bei Daniel Ginczeks Großchance in der 60. Minute reckt sich im Sutsche ein Dutzend Arme in Richtung Bildschirm, als könne man den Ball ins Netz tragen. Danach hilft nur noch ein Schluck aus dem Bierkrug und Durchatmen. Caro, die den Gerstensaft bereitstellt, bleibt unbeeindruckt: „Ich interessiere mich nicht so sehr für Fußball“, gesteht sie. „Aber ich mag es, an Spieltagen zu arbeiten. Da ist immer etwas los.“

Im Maulwurf etwa, als Maxim zum Freistoß kurz vor Schluss antritt. Doch der Ball geht knapp am Tor vorbei. Schlusspfiff. Der Trost: Konkurrent Braunschweig ist unter die Räder geraten. „Komisch fühlt sich das an“, sagt Jonas, „irgendwie aufgestiegen, aber doch nicht richtig.“ Elke, furchtlos und treu, richtet ihn wieder auf: „Nix passiert. Dann feiern wir halt eine Woche später!“ Die Aufstiegsfeier ist auch im Sutsche vertagt. „Wir haben keinen Plan B“, heißt es dort. Nächstes Wochenende kann man ja immer noch feiern. Dann ist der Wiederaufstieg ja quasi kaum zu verhindern.