Die Stuttgarter kehren in Rijeka zum altbekannten 4-5-1 zurück - und zeigen auch ihre altbekannten Schwächen. Wenigstens hält Ibisevic mit seinem späten Anschlusstor die Hoffnung auf das Weiterkommen wach.

Rijeka/Stuttgart - Zumindest vor dem Anpfiff ist Fredi Bobic ganz warm ums Herz geworden. Feierlich bekam er von den Gastgebern ein Trikot von HNK Rijeka überreicht – jenes Clubs also, bei dem er 2006 seine aktive Karriere beendet hatte. Jubelnd erhoben sich die Zuschauer von ihren Sitzen und feierten den VfB-Manager. Anschließend jedoch hatte Bobic in diesem spektakulär gelegenen Stadion zwischen einer 50 Meter hohen Felswand und der kroatischen Adriaküste für sehr lange Zeit keinerlei Grund mehr zur Freude.

 

Mit 1:2 (0:0) hat der VfB gestern Abend das Play-off-Hinspiel der Europa League verloren. Erst in der 89. Minute kamen die Stuttgarter durch Vedad Ibisevic zum wichtigen Anschlusstreffer, der die Chancen vergrößert, im Rückspiel am nächsten Donnerstag die Gruppenphase zu erreichen. „Das Tor hält uns am Leben“, sagte der VfB-Kapitän Christian Gentner, „aber natürlich haben wir uns eine andere Ausgangslage erhofft. Wir sind in einem Negativlauf, den wir dringend stoppen müssen.“

VfB spielt wieder 4-5-1

Nach der 0:1-Heimniederlage gegen Leverkusen, als der Trainer Bruno Labbadia auf eine Dreierabwehrkette umgestellt hatte, kehrte der VfB in Rijeka wieder zum gewohnten 4-5-1-System zurück. Für Konstantin Rausch rückte Moritz Leitner in die Startelf; Cacau ersetzte auf der linken Seite Ibrahima Traoré. Mutiger und offensiver wollten die Stuttgarter zu Werke gehen – doch gefährlich wurde es erst einmal nur vor dem eigenen Tor.

Ohne größere Gegenwehr ließ sich in der fünften Minute auf der linken Abwehrseite Cristian Molinaro überspielen, in der Mitte stand Rijekas Mittelstürmer Leon Benko völlig frei. Aus kürzester Distanz scheiterte der frühere Nürnberger, der mit Abstand gefährlichste Mann der Kroaten, aber am glänzend reagierenden Sven Ulreich. Der VfB-Torhüter war es auch gewesen, der in der vorangegangenen Qualifikationsrunde gegen Plovdiv (1:1/0:0) mit einer Glanzparade in der Schlussminute dafür gesorgt hatte, dass der VfB überhaupt die Play-offs erreichte.

Nach einer Viertelstunde bekam der VfB die Partie zwar besser in den Griff und kontrollierte das Geschehen – das altbekannte Problem aber blieb: Viel zu selten schafften es die Stuttgarter, sich gefährlich vors gegnerische Tor zu kombinieren. Es fehlten die Ideen, die Durchschlagskraft, der letzte Pass. Mit Distanzschüssen versuchten die Gäste daher immer wieder ihr Glück – Martin Harnik traf aus 20 Metern nur den Außenpfosten (28.). Im Anschluss an den besten Angriff der ersten Hälfte scheiterte kurz vor der Halbzeit Christian Gentner an Rijekas starkem Schlussmann Ivan Vargic, nachdem Gotoku Sakai den Ball in den Rücken der Abwehr gepasst hatte.

Die Kroaten werden müde

Gegen müde werdende Kroaten wurde der VfB nach der Pause immer überlegener – verpasste es aber, die Dominanz in Tore umzumünzen. „Uns fehlt die Präzision“, sagte Labbadia: „Wir bestrafen uns immer wieder selbst durch die Chancen, die wir nicht nutzen.“ Nach der dritten Pflichtspielniederlage hintereinander hat der Druck auf den Trainer vor dem Auswärtsspiel am Sonntag (17.30 Uhr) beim FC Augsburg noch weiter zugenommen.

Die kalte Dusche in Rijeka folgte in der 74. Minute: Der schwache Molinaro ließ seinen Gegenspieler flanken, per Kopf drückte in der Mitte Benko den Ball unhaltbar über die Torlinie. Mit wütenden Angriffen reagierte der VfB und vergab durch den eingewechselten Alexandru Maxim die ganz große Gelegenheit zum Ausgleich (82.). Dann sollte es noch schlimmer kommen – Zoran Kvrzic erzielte im Anschluss an einen Konter das 2:0 für den Tabellendritten der kroatischen Liga (87.).

Mit seinem Tor aus kurzer Distanz hielt Ibisevic immerhin die Hoffnung am Leben, in die Gruppenphase einzuziehen. „Alles andere“, sagte Bobic, „wäre blamabel.“

Der VfB Stuttgart hat in dieser Aufstellung gespielt:
Ulreich - Sakai, Schwaab, Rüdiger, Molinaro - Boka, Gentner - Harnik (84. Abdellaoue), Leitner, Cacau (69. Maxim) - Ibisevic