Der VfB-Sportchef Michael Reschke sitzt weiter fest im Sattel. Weil aber sein Kaderplan nicht aufgegangen ist, muss er selbst handeln. Zwei, drei neue Spieler sollen im Winter kommen.

Sport: Heiko Hinrichsen (hh)

Stuttgart - Bei den Ultras in der Cannstatter Kurve hat der VfB-Sportvorstand schon lange einen ganz schweren Stand – doch der eigene Chef stärkt Michael Reschke den Rücken. „Er genießt unser absolutes Vertrauen“, sagt Wolfgang Dietrich zur Zukunft seines Managers. Die wird vom Stuttgarter Präsidenten nicht infrage gestellt. Obwohl sich im fernen Kalifornien mit Jürgen Klinsmann eine Alternative ins Spiel gebracht hat, steht das Wort Dietrichs: Reschke bleibt unser Mann.

 

Kritiker am obersten VfB-Kaderplaner haben derweil mit Gegenwind zu rechnen. So zum Beispiel Guido Buchwald, der Anfang November zunächst die vorzeitige Vertragsverlängerung Reschkes vom Sommer mit dem inzwischen geschassten Trainer Tayfun Korkut als „Fehler“ bezeichnet hatte, ehe er eine breitere sportliche Kompetenz in der Führung anmahnte: „Es ist immer schwierig“, sagte der Weltmeister von 1990, „wenn alles an einer Person festgemacht wird.“

Was sind die Konsequenzen für Buchwald?

Dies sieht man in der VfB-Spitze ganz offensichtlich anders. Schließlich steht in der nächsten Woche eine Aufsichtsratssitzung an – und Dietrich hat bereits angekündigt, man werde dann auch die Causa Buchwald zu debattieren haben. Dass dem Ehrenspielführer, der dem Aufsichtsrat seit Juli 2017 angehört, gar der Ausstieg ans Herz gelegt wird, der laut Statuten nur aus eigenem Antrieb erfolgen kann, zählt zu einer der möglichen Optionen.

Michael Reschke kann derweil weitermachen – und hätte wohl nur in dem Fall, dass die Krise beim Tabellenletzten mit einer Niederlagenserie in den letzten fünf Vorrundenpartien noch dramatischere Züge annehmen würde, mit persönlichen Konsequenzen zu rechnen. Dies hat man auch im Hause Klinsmann vernommen, von wo aus bereits zu hören ist, dass dem Angebot des Ex-Bundestrainers, beim VfB eine verantwortungsvolle Aufgabe zu übernehmen, zeitliche Grenzen gesetzt seien.

Rund fünf Wochen hat Reschke noch Zeit, ehe der traditionell schwierige Wintertransfermarkt seine Pforten öffnet. Die Suche nach Verstärkungen, die der VfB angesichts der bisherigen Saisonleistungen mit lediglich zwei Siegen und zwei Unentschieden in den ersten zwölf Saisonspielen so bitter nötig hat, ist aber schon jetzt in vollem Gange.

Zwei Offensivspieler sind es mindestens, die der VfB angesichts von gerade mal acht erzielten Saisontoren verpflichten will. Reschke darf also noch einmal nachlegen angesichts seines Plans A vom Sommer mit einer zunächst vielversprechenden Mischung aus erfahrenen und jungen Spielern und dem Saisonziel einstelliger Tabellenplatz, der so allerdings bei Weitem nicht aufging. Dies hat viele Gründe – hausgemachte und weniger vorhersehbare.

Da ist zum einen der inzwischen verunsicherte Torjäger Mario Gomez („Vielleicht muss mal jemand anders ran?“), der im VfB-Sturm meist eine One-Man-Show darstellt. Warum aber hat Reschke im Sommer Daniel Ginczek nach Wolfsburg ziehen lassen? In einer Phase, in welcher man den bulligen Stürmer nach einer gefühlten Endlosschleife an Verletzungen endlich in Form bekommen hatte? Nun fehlt eine Ergänzung oder Back-up-Lösung zu Gomez. Und es erscheint sehr fraglich, dass der gerüchteweise gehandelte Sandro Wagner den FC Bayern verlässt, um zum VfB zu kommen.

Daniel Didavi fehlt an allen Ecken und Enden

Während Ginczek ging, holte Reschke Daniel Didavi aus Wolfsburg. Dass er vieles im Offensivspiel auf den trickreichen Linksfuß ausrichtete, ist dem Manager ebenso wie die Ausrichtung auf einen personell schmalen Kader auf die Füße gefallen. Didavi fehlt seit Wochen verletzt – wobei es diesmal nicht das alte Malheur mit dem Knie ist, sondern die Achillessehne.

Andere Spieler wie Holger Badstuber und Gonzalo Castro hinken ihrer Normalform derart hinterher, dass die Kritiker auch hier Oberwasser haben. Wieso, heißt es, musste Reschke einen damals 29- und einen 30-Jährigen jeweils mit einem Dreijahresvertrag ausstatten? Borna Sosa, 20, und Pablo Maffeo, 21, unterschrieben gar für fünf Jahre. Während den einen eine Verletzung hemmt, bleibt der andere bis auf Weiteres den Nachweis schuldig, für die VfB Stuttgart 1893 AG eine positive Zukunftsaktie zu sein. Gleiches gilt für Christian Gentner, der auch gegen den Vorwurf anspielt, er habe den Zenit seiner Karriere überschritten.

Eine Leihe von Maximilian Philipp wäre eine Option

Weil auch andere wie Emiliano Insua und der Weltmeister Benjamin Pavard unter Form spielten, bekommt der VfB als Rückrunden-Zweiter der Vorsaison bisher kein Bein auf den Boden. Reschkes Plan A ist nicht aufgegangen. Personell wird nun mit zwei, drei neuen Leuten nachgebessert – doch die müssen erst einmal gefunden werden. Der Gladbacher Patrick Herrmann ist ein möglicher Kandidat, auch eine Leihe des BVB-Profis und Außenstürmers Maximilian Philipp, ehemals SC Freiburg, wird geprüft. Es ist für Michael Reschke also kein leichtes Unterfangen, mit einem Plan B überzeugend nachzulegen.