Mario Gomez wittert eine Retourkutsche, Schiedsrichter Deniz Aytekin widerspricht und erhält Unterstützung aus dem Schwabenland.

Sport: Heiko Hinrichsen (hh)

Stuttgart - Geht es nach Knut Kircher, dem in 242 Bundesligaspielen gestählten Ex-Schiedsrichter aus Rottenburg am Neckar, dann gelten auf dem Fußballplatz zwischen Spielern und Unparteiischen „noch immer die Las-Vegas-Rules“. Diese folgen einem einfachen Grundsatz: „Was in Las Vegas passiert, das bleibt auch in Las Vegas“, so lautet unter Abenteurern und Glückspielern in der Wüste Nevadas seit je das oberste Prinzip. Übertragen auf den Fußball bedeutet dies: Was auf dem Platz oder in der Kabine zwischen einem Profi und dem Referee passiert, das sollte tunlichst auch dort bleiben.

 

Gomez verstößt gegen Grundprinzip

So gesehen hat Mario Gomez am Sonntagabend ganz eindeutig gegen die „Las-Vegas-Rule“ verstoßen. Denn bereits kurz nach seinem Kabinenbesuch bei Schiedsrichter Deniz Aytekin hatte der Stuttgarter Stürmer freimütig den Journalisten von dem durchaus interessanten Dialog der beiden berichtet, dem eine gemeinsame Vorgeschichte innewohnt. „Ich war schockiert. Das muss man schon so wollen“, das hatte Gomez Aytekin unterstellt, der ihn beim 2:2 gegen Freiburg nach zwei Luftduellen mit angewinkelten Armen beim Stand von 2:1 für den VfB binnen fünf Minuten zunächst verwarnt und dann kurz vor Ende der regulären Spielzeit mit Gelb-Rot vom Platz gestellt hatte.

Kircher springt dem Kollegen zur Seite

Knut Kircher allerdings nimmt seinen Kollegen klar in Schutz. „Als Schiedsrichter nimmt man keine Altlasten mit ins Spiel. Auch dem Deniz traue ich das nicht zu. Jedes Spiel fängt bei null an. Dann haut man sich auf dem Platz seine Standpunkte an den Kopf – aber danach ist es dann auch gut“, sagt der Maschinenbauingenieur, der glaubt, dass bei dem Disput Gomez/Aytekin „vielmehr zwei Menschen mit dem falschen Fuß aufgestanden sind. Dann kommt so etwas dabei heraus.“ Lutz-Michael Fröhlich, der deutsche Schiedsrichter-Chef, wollte das Szenario auch auf Anfrage besser nicht kommentieren.

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Nie zuvor war Gomez in seiner 14-jährigen Karriere als Nationalspieler, im Dress des VfB, dem FC Bayern, des AC Florenz und von Besiktas Istanbul vom Platz geflogen – nun vermutete er sogar Rachegelüste bei Deniz Aytekin. Schließlich hatte Gomez den Schiedsrichter nach dem 3:3 im Hinspiel in Freiburg kritisiert. „Mir ist unklar, ob er überhaupt weiß, was er da heute gepfiffen hat“, hatte er im TV-Interview gesagt – und war sich nun sicher: „Das Hinspiel hatte Aytekin noch im Kopf!“

Aytekin widerspricht Gomez

Dieser Vorwurf aber ließ Aytekin kalt. „Ich weiß noch nicht einmal mehr, was ich gestern gegessen habe“, das hatte der Schiedsrichter entgegnet, der nicht nur mit Gelb-Rot Unmut ausgelöst hatte. Dass Aytekin erst fünf Minuten Nachspielzeit gewährte, obwohl vor allem die Freiburger auf Zeit gespielt hatten, und dass er dann nach 4:30 Minuten bei einem VfB-Angriff abpfiff, stieß nicht nur Gomez sauer auf.