Rani Khedira erlebt eine emotionale Woche: Am Dienstag spielte er mit dem FC Augsburg gegen RB Leipzig, am Samstag tritt er gegen den VfB an. Für den 23-Jährigen ist es keine Frage, welchem seiner Ex-Clubs er mehr verbunden ist.

Sport: Dirk Preiß (dip)

Stuttgart/Augsburg - Wer in der Fußball-Bundesliga aktiv ist, hat ja immer wieder Gründe, glücklich und zufrieden zu sein. Wenn ein Tor gelingt, wenn ein Stammplatz gesichert scheint, wenn die eigene Mannschaft siegt. Es gibt aber auch noch andere Gründe, sich zu freuen – zum Beispiel jenen von Rani Khedira, der sagt: „Als der Terminplan der neuen Saison veröffentlicht wurde, habe ich mich sehr gefreut.“

 

Khedira, 23 Jahre alt, kickt seit dieser Saison beim FC Augsburg. Und er wusste: Es wird in der Saison vier Duelle geben, die für ihn einen besonderen Charakter haben – jeweils das Hin- und Rückspiel gegen RB Leipzig und gegen den VfB Stuttgart. Und als er den Spielplan dann studierte, merkte er schnell: Die Emotionen gibt es in komprimierter Form. Für diese Woche heißt das: Dienstag gegen RB Leipzig, Samstag (15.30 Uhr) in Stuttgart. „Das“, sagt der junge Mann aus Oeffingen, „ist die emotionalste Woche der Saison.“ Und sie ging gut los. Wie überhaupt alles gut los ging beim FCA.

In Leipzig nur noch Ergänzungsspieler

Fünf Spiele sind absolviert, und die bayerischen Schwaben, die in der vergangenen Runde dem Abstieg nur knapp entkommen sind, belegen mit zehn Punkten Platz fünf. Am Dienstag gegen RB Leipzig hieß es am Ende 1:0. „Wir haben immer einen guten Plan, den wir taktisch sehr diszipliniert umsetzen“, sagt Khedira, „und wir sind schon jetzt ein verschworener Haufen.“ Für den Mittelfeldspieler das Beste an der Sache: Er hat einen ordentlichen Anteil am aktuellen Erfolg. Was ein Gefühl vermittelt, das der 23-Jährige unbedingt wieder haben wollte.

Drei Jahre lang war Rani Khedira zuletzt bei RB Leipzig unter Vertrag. Er stieg mit dem Club in die Bundesliga auf, er wurde mit dem Verein Vizemeister – doch gerade in der vergangenen Saison kaum noch eingesetzt. „Nur einmal durfte ich von Beginn an ran“, erinnert er sich. Aber „ich hatte keine Lust mehr, die Nummer 13, 15 oder 20 zu sein“.

Schon früh sei daher klar gewesen, dass er seinen auslaufenden Vertrag nicht verlängern würde. Die Aussicht, mit RB in der Champions League aufzulaufen, änderte seine Meinung nicht. „Statt ein winziger Teil eines Champions-League-Kaders zu sein, spiele ich in einem anderen Verein lieber eine wichtigere Rolle“, sagt er. Das Angebot aus Augsburg kam da gerade recht.

Vorfreude auf das Spiel in Stuttgart

Die Gespräche seien überzeugend verlaufen, Geschäftsführer Stefan Reuter sieht in Khedira „ein junges Talent mit großem Entwicklungspotenzial“, und die ersten Trainingseindrücke hätten die Vorstellungen von der Qualität im Kader noch übertroffen, sagt der Neuzugang des FCA (Vertrag bis 2021). Dem der gute Saisonstart recht gab – wobei Rani Khedira auch sagt: „Noch sind erst fünf Spiele absolviert.“ Viermal war er mit von der Partie, zuletzt in neuer Rolle als Innenverteidiger. „Wir wollen eine sorgenfreie Saison spielen“, sagt Khedira. Ähnliches hört man auch beim VfB Stuttgart.

„Die Vorfreude ist groß“, sagt Khedira mit Blick auf das Wiedersehen mit seinem zweiten Ex-Club in der Bundesliga – das für ihn noch viel bedeutender ist als das Treffen mit den Roten Bullen. „Leipzig war eine Zwischenstation in meiner Karriere“, sagt er, „der VfB aber ist der Club, bei dem ich aufgewachsen bin und den ich heute noch tief in meinem Herzen habe.“ Entsprechend groß war die Freude über den VfB-Aufstieg im Hause Khedira, schließlich hat auch Weltmeister Sami, der mittlerweile bei Juventus Turin spielt, hier seine Wurzeln.

Viel Druck beim VfB

Sami Khedira (30) etablierte sich zwischen 2006 und 2010 beim VfB in der Bundesliga, auch Rani Khedira stand für die Weiß-Roten im Oberhaus auf dem Feld. Trainer Thomas Schneider versuchte im Herbst 2013, den Jugendstil zum VfB zurückzubringen. Doch die Lage im Tabellenkeller war verzwickt, „die Last auf uns jungen Spielern extrem, der Druck ebenso“, erinnert sich der damals 19-jährige Khedira. Schneider musste gehen, es kam Huub Stevens, die Perspektiven änderten sich – und Rani Khedira nahm den Umweg über Leipzig.

Dass der VfB aktuell wieder auf viele junge Spieler setzt, beobachtet er mit Freude. Im Gegensatz zur Situation vor vier Jahren, sagt er, stimme jetzt „der Mix in der Mannschaft“. Mit entsprechender Wachsamkeit betreten die Augsburger die Mercedes-Benz-Arena. „Der VfB ist von der Qualität her kein typischer Aufsteiger“, sagt Khedira, „wir müssen auf der Hut sein, der Respekt ist groß.“ Die Zuversicht aber auch. Vollends angekommen sieht sich Rani Khedira, der sich regelmäßig mit Bruder Sami austauscht, aber noch nicht im Oberhaus.

„Es heißt ja immer, man sei erst ab 100 Einsätzen ein richtiger Bundesliga-Spieler“, sagt Rani Khedira – und hat sein nächstes persönliches Ziel damit schon formuliert. Am Samstag steht Nummer 24 an.