Jan Schindelmeiser will dabei mithelfen, den VfB zurück in die Bundesliga zu führen. Doch ein Selbstläufer wird der Aufstieg nicht, das weiß der neue Sportvorstand und sieht viel Arbeit vor sich.

Stuttgart - Jan Schindelmeiser (52) fängt ganz oben an. Dazu muss er jedoch nur zwei Stufen erklimmen, um bei seiner Präsentation als Sportvorstand auf dem Podium im Presseraum der Mercedes-Benz-Arena zu sitzen und erste Einblicke in seine Pläne zu gewähren. Weil der VfB Stuttgart nach dem Abstieg in die zweite Liga ganz unten gelandet ist, will Schindelmeiser den Club wieder in höhere Regionen führen. Aber wie gelingt das jetzt?

 

Wenn die Antwort doch nur so einfach wäre wie sein Treppensteigen an diesem Donnerstag, denkt sich Schindelmeiser da wahrscheinlich. Doch es ist ungleich komplizierter, da sich der VfB gerade neu aufstellt und neu erfindet – sowohl in seinem sportlichen Bereich als auch in der Vereinsführung, wo noch ein Präsident gesucht wird. Am Dienstagabend tagte der Aufsichtsrat, um über mögliche Kandidaten zu diskutieren, die auf der Mitgliederversammlung am 9. Oktober zur Wahl gestellt werden können. Noch ist die Liste der Anwärter relativ lang. „Wir sind aktiv am Prüfen und führen ganz konkrete Gespräche“, sagt der Aufsichtsrat Wilfried Porth, der auf dem Podium neben Schindelmeiser seinen Platz eingenommen hat.

Es soll wieder ein ehrenamtlicher Präsident her

Eine Option für viele Mitglieder sind beispielsweise der Ehrenratsvorsitzende Hermann Ohlicher oder der Südwestbank-Vorstandssprecher Wolfgang Kuhn oder der Stuttgarter Messegeschäftsführer Ulrich Kromer von Baerle oder Hans Rudolf Zeisl, der Vorstandsvorsitzende der Stuttgarter Volksbank. Wer letztlich den Zuschlag erhalten wird, hängt allerdings auch davon ab, ob der Präsident künftig hauptamtlich oder ehrenamtlich tätig ist, was ebenfalls wieder in die Zuständigkeit des Aufsichtsrats fällt. Porth tendiert im Zuge der für 2017 nach wie vor angestrebten Ausgliederung der Profiabteilung eindeutig zur ehrenamtlichen Variante, nachdem Erwin Staudt, Gerd Mäuser und Bernd Wahler zuletzt beim VfB in diesem Amt hauptamtlich tätig waren.

So oder so weiß Schindelmeiser folglich erst am 9. Oktober, wer sein Chef ist, aber bis dahin muss er die Weichen gestellt haben, damit der direkte Wiederaufstieg in die Bundesliga erreicht werden kann. Dabei agiert der gebürtige Flensburger nun gemäß dem alten schwäbischen Schaffensmotto, das lautet: eines nach dem anderen.

So gibt es für Schindelmeiser eine Priorität, bevor die Transferliste am 31. August schließt. „Wir müssen eine Mannschaft auf die Beine stellen, die unser Ziel auch erreichen kann – und das ist Stand heute nicht der Fall“, sagt er. Das bedeutet, dass die Talente aus dem eigenen Nachwuchs in seinen Augen noch nicht die erforderliche Qualität aufweisen und dass deshalb in den nächsten Wochen einige Verstärkungen von außen her müssen. Dabei denkt Schindelmeiser schon weiter und spricht von „fundierten Personalentscheidungen, die wir treffen müssen und die uns nicht nur in der zweiten Liga weiterhelfen, sondern auch nach einer möglichen Rückkehr in die Bundesliga.“

„Ich bin keine Euphoriebremse“

Solche Sätze passen zu seinem öffentlichen Premierenauftritt. Schindelmeiser sagt zwar, „dass ich keine Euphoriebremse bin“, aber befeuern will er die hohen Erwartungen im Club und um den Club herum erst recht nicht. Der Kader gefällt ihm noch nicht. Damit setzt er sich aber auch selbst unter Druck, denn er muss jetzt liefern und möglichst bis zum Saisonstart am 8. August gegen St. Pauli ein paar Neuzugänge verpflichten. Das ist der erste Punkt, an dem Schindelmeiser gemessen wird.

Das zweite große Thema beginnt dann nach dem 31. August richtig. Im Mittelpunkt steht die Frage, wer beim VfB für was verantwortlich ist, da allein der harte Kern des Managements aus sieben Personen besteht – neben Schindelmeiser aus dem Vorstandsberater Thomas Hitzlsperger, dem Sportdirektor Joachim Cast sowie dem Chefkaderplaner Marc Kienle. Dazu gibt es die drei anderen Kaderplaner Peer Jaekel, Norman Bertsch und Walter Thomae. Vor allem deren Rolle und der Status von Hitzlsperger erscheinen problematisch.

„Und dann haben wir da momentan auch noch Hitzlsperger“, sagt Schindelmeiser. Soll diese in verschiedene Richtungen interpretierbare Formulierung bedeuten, dass der frühere Nationalspieler bald nicht mehr an Bord ist? „Auf keinen Fall“, erwidert Schindelmeiser, „wir sind froh, dass wir ihn haben, aber sein Profil müssen wir etwas nachschärfen“ – was im Übrigen auch für die anderen Mitarbeiter gelte.

Ein Oberbefehlshaber will er aber nicht sein, nachdem er nach seinem Abgang in Hoffenheim sechs Jahre ohne festen Job gewesen ist. In dieser Zeit habe er sich im Personalberatungsbereich bewegt, junge Trainer begleitet und sich seinem Hobby, den schnellen Autos, gewidmet. Porsche erwähnt er da, den 911er, obwohl der Daimler-Manager Porth neben ihm sitzt. Doch das trübt den positiven Eindruck nicht. „Wir wollen eine Gemeinschaft hinbekommen, die gut und gerne zusammenarbeitet“, sagt Schindelmeiser, ehe er das Podium wieder verlässt.