Vedad Ibisevic (links) und Mohammed Abedllaoue haben beim VfB Stuttgart keine Zukunft mehr. Der neue Trainer Alexander Zorniger sagt: „Ich werde sicher nicht mit sieben Angreifern in die Saison starten.“

Zillertal - Das Zillertal ist ein Ort, mit dem Vedad Ibisevic bisher schöne Erinnerungen verknüpft hat. In der Bergwelt Tirols verlängerte der Stürmer des VfB Stuttgart im vergangenen Sommer am Tag seines 30. Geburtstags seinen noch bis 2016 laufenden Vertrag. Seine Bezüge wurden kräftig angehoben – bis 2017 darf sich der Bosnier als Spitzenverdiener des Stuttgarter Fußball-Bundesligisten über ein Jahresgehalt von mehr als drei Millionen Euro freuen, auch wenn er seit Januar 2014 kein Tor mehr geschossen hat.

 

Bei der Neuauflage des Zillertaler VfB-Trainingslagers in diesem Sommer lief es für Vedad Ibisevic nicht ganz so gut. Beim 6:3-Sieg im abschließenden Testspiel gegen den tschechischen Meister Viktoria Pilsen am Sonntagabend durfte sich der einstige VfB-Torjäger nur lange vor dem Anpfiff körperlich betätigen. Gemeinsam mit Mohammed Abdellaoue (29) drehte er auf einem Nebenplatz seine Runden – und verfolgte die munteren 90 Minuten im Lindenstadion anschließend zusammen mit seinem norwegischen Stürmerkollegen sowie dem Innenverteidiger Antonio Rüdiger (22) auf der Gegentribüne. Für alle drei Profis hatte der neue VfB-Trainer Alexander Zorniger keine Verwendung.

Zorniger testet den Abwehrspieler Stephen Sama

Im Falle des wechselwilligen Nationalspielers Rüdiger, der sich bekanntlich gerne einem großen Champions-League-Club anschließend möchte, begründet Zorniger die Auszeit damit, „dass wir nicht wissen, ob er am ersten Spieltag noch da ist“. Vorsorglich testete der Trainer daher schon einmal den Abwehrspieler Stephen Sama (22) aus der vereinseigenen U-23-Mannschaft, einen Mann mit kamerunschen Wurzeln, der trotz aller technischen Defizite keinen schlechten Eindruck hinterließ.

Bei Ibisevic und Abdellaoue liegen die Dinge anders. Zwar ist es auch bei ihnen mehr als ungewiss, ob sie über diesen Sommer hinaus in Stuttgart bleiben, was sie beim VfB unter allen Umständen verhindern wollen. Doch werden sie (im Gegensatz zu Rüdiger) auch dann nicht mehr oft zum Einsatz kommen, wenn sich bis zum Ende der Transferfrist am 31. August kein Abnehmer findet. „Ich habe ihnen gesagt, dass sie im Moment bei mir nicht die Rolle spielen, die sie sich selbst wünschen“, sagt Alexander Zorniger, ein Freund offener Worte und klarer Verhältnisse.

Überzähliges Personal soll abgebaut werden

Schon am Tag seiner Vorstellung hat der Trainer seinen Wunsch geäußert, den Kader möglichst bald auf eine kompakte Größe zu reduzieren, um zielgerichtet trainieren zu können. Das bedeutet, dass überzähliges Personal abgebaut werden muss – „das haben wir den betroffenen Spielern frühzeitig mitgeteilt“, sagt der VfB-Manager Robin Dutt. Bei Sercan Sararer (Fortuna Düsseldorf) hat sich schon vor längerer Zeit eine Lösung gefunden; auch der Transfer von Gotoku Sakai zum Hamburger SV ist seit Montagnachmittag amtlich. Der Japaner verlässt den VfB für etwa 700 000 Euro. Und bei Konstantin Rausch (Darmstadt 98) steht die Einigung bevor.

Besonders groß aber bleibt das Überangebot im Sturm. „Da wird definitiv noch etwas passieren“, sagt Zorniger: „Ich werde sicher nicht mit sieben Angreifern in die Saison starten.“ Daniel Ginczek (24) und Martin Harnik (28) sind gewissermaßen die Platzhirsche im VfB-Sturm, hinzu wird Timo Werner (19) kommen, der bis auf Weiteres mit der deutschen U-19-Nationalmannschaft bei der EM in Griechenland im Einsatz ist. Und dahinter sollen Jerome Kiesewetter (22) und der Neuzugang Jan Kliment (21) den Konkurrenzdruck erhöhen, den die sportliche Leitung des VfB in der Vorsaison vermisst hat. Dass Grund zur Hoffnung besteht, hat bereits das erste Trainingslager der Stuttgarter gezeigt: Drei Tore erzielte der schnelle Kiesewetter in den beiden Testspielen, während auch Kliment, Torschützenkönig der jüngsten U-21-EM mit etwas schmaler Brust, gegen seine tschechischen Landsleute aus Pilsen nach seiner Einwechslung gleich mit einem sehenswerten Einstandstreffer zur Stelle war.

Noch gibt es keine Trainingsgruppe zwei

Kein Platz also für Vedad Ibisevic und Mohammed Abdellaoue, auch wenn die neue Spielkonzeption des VfB künftig nicht mehr nur einen, sondern zwei Angreifer in der Startelf vorsieht. Bislang müssen sich die beiden Stürmer zumindest nicht vorwerfen lassen, schlechte Stimmung im Mannschaftskreis zu verbreiten. Ihr Verhalten sei tadellos, berichtet Robin Dutt, der daher vorerst keine Veranlassung sieht, nach Hoffenheimer Vorbild eine Trainingsgruppe zwei ins Leben zu rufen, die als Auffangbecken für Ausgemusterte und Gescheiterte dienen könnte.

Noch hat der VfB die Hoffnung, dass sich Abnehmer finden. An Abdellaoue, ausgestattet mit einem stattlich dotierten Vertrag bis 2017, zeigte zuletzt der SC Freiburg Interesse; für Ibisevic gibt es immer wieder lose Anfragen aus dem Ausland. Eher schwer vermittelbar ist aber auch der Bosnier – spätestens seit er im vergangenen Sommer im Zillertal den neuen Vertrag unterschrieb, der ihm mehr als drei Millionen Euro jährlich garantiert.