Vor dem Bundesligastart gegen Schalke führt allein die umgebaute Arena zu Euphorie bei VfB-Trainer Labbadia und Manager Bobic.

Stuttgart - Bruno Labbadia und Fredi Bobic haben Einigkeit demonstriert, allein schon was die Wahl der Oberbekleidung anging. Trainer und Manager des VfB Stuttgart saßen im Kurzarmtrikot mit dem roten Brustring vor den Mikrofonen. Man wollte vorführen wie es am Samstag beim Bundesligaauftakt gegen Schalke 04 im umgebauten Stadion aussehen soll. Bobic dienstverpflichtete jeden Besucher, in weiß-roter Kleidung zu erscheinen, um der Konkurrenz Entschlossenheit durch eine "weiß-rote Wand" vorzuführen.

 

Auch bei Labbadia und Bobic war die Neugier vor der offiziellen Eröffnung der zum reinen Fußballstadion umgebauten Arena groß. Die beiden ließen keine Gelegenheit aus, neben der Vorfreude auf ein besonderes Stadion auch eine andere Botschaft zu vermitteln. Die fällt weniger euphorisch aus, obwohl gegen Schalke mit der Rückkehr von Innenverteidiger Serdar Tasci zu rechnen ist. Der trainiert nach überstandener Muskelverhärtung mit der Mannschaft und hat eine gute Einsatzprognose.

Der dritte deutsche Nationalspieler ist weg

"Im Stadion sind die Umbauarbeiten vorbei, in der Mannschaft gehen sie weiter", sagte Labbadia. Weil Manager Bobic gleichzeitig keine weiteren Neuzugänge zu verkünden hatte, erschloss sich erst später, was Trainer und Manager auf dem Herzen lag. Die Botschaften lauten: das Stadion wird mit einem Team eröffnet, das keine großen Ansprüche stellen kann. Es wird zwei bis drei Jahre dauern, bis der VfB wieder internationale Ambitionen entwickeln kann. "Wir haben im dritten Jahr den dritten deutschen Nationalspieler verloren", betonte Labbadia mit Blick auf Christian Träsch. Er nannte den VfB seriös. "Aber so kann es etwas länger dauern." Hier meinte er den Neuaufbau einer Mannschaft, die Perspektive hat. Man habe von den Vorgaben gewusst, "wir konnten keine arrivierten Spieler holen."

Aus den zurückhaltenden Prognosen ergibt sich ein Minimalziel für die kommende Saison, das weit gefasst wurde: "Besser als in der alten", so der Coach. Labbadia und Bobic traten nicht als Schwarzmaler vom Dienst auf, aber sie wiesen deutlich darauf hin, dass der beschwerliche Weg noch lange nicht zu Ende sei. "Wir können einige Dinge nicht machen, die in der Vergangenheit normal waren, nämlich große Transfers", so Bobic. Weitere Einkäufe auf niedrigerem Niveau schloss Bobic bis Ende August nicht kategorisch aus.

Erstes Spiel gegen Schalke

Man sei auf der Position des rechten Verteidigers mit Stefano Celozzi und Khalid Boulahrouz doppelt besetzt. Der Club hält aber weiter die Augen auf der Suche nach einem rechten Verteidiger offen. Der vertragslose Ex-VfB-Profi Andreas Hinkel ist dabei eher keine Alternative. "Da ist keine Tür offen und keine zu. Wenn wir spüren, dass wir dort etwas tun sollten, werden wir was tun", sagte Fredi Bobic und kehrte damit zur allgemeinen Betrachtungen der Vorbereitung zurück: "Wir haben vieles angestoßen und verändert. Es läuft noch nicht optimal, aber wir sind konsequent auf einem Weg."

Am Samstag führt dieser Weg über Schalke 04 und dessen Neuzugang Ciprian Marica, der in Stuttgart nach der Winterpause nicht mehr eingesetzt worden war und nun vom ehemaligen VfB-Manager Horst Heldt bei Schalke einen Vertrag bekam. Die Konsequenz, die man im Fall des Rumänen gezeigt habe, sei im Winter ein wichtiges Signal für den ganzen Verein gewesen, meinte Labbadia. "Es ging um den Ligaverbleib, nicht gegen den Spieler. Wir wünschen dem Spieler viel Erfolg, nur nicht am Samstag", sagte der VfB-Trainer.

Am Samstag ist die Stadioneröffnung

Das Rahmenprogramm zur Stadioneröffnung beginnt am Samstag um 13.30 Uhr. Geht es nach den Vorstellungen der Stuttgarter Eröffnungschoreografen, sollte eben dieser Marica darin im Verlauf des Festtages möglichst keine Rolle spielen.

Der Weg zur Fußballarena

Umbau

Die Bauarbeiten in der Mercedes-Benz-Arena haben im Frühsommer 2009 mit dem Entfernen der Laufbahn begonnen. Im Anschluss wurden Haupt- und Gegentribüne erweitert, das Spielfeld um 1,30 Meter tiefer gelegt und die Untertürkheimer Kurve abgerissen. Die neue Tribüne ist seit August 2010 wieder in Betrieb. Im April dieses Jahres wurde die Scharrena, eine Sporthalle mit 2000 Zuschauerplätzen, eröffnet. Der Abriss der Cannstatter Kurve, die am Donnerstag offiziell eingeweiht wird, wurde im Mai 2010 begonnen.

Kapazität

Bei Bundesligaspielen haben künftig 60.441 Fußballfans Platz in der Mercedes-Benz-Arena, vor dem Umbau hatte das Stadion knapp 56.000 Plätze. Bei internationalen Spielen passen 54.906 Zuschauer in die Arena (vorher 53.000). Auf Haupt- und Gegentribüne wurden durch den Einbau zusätzlicher Reihen 2800 neue Sitzplätze geschaffen, zudem gibt es 185 Plätze für Rollstuhlfahrer. Die neue Untertürkheimer Kurve fasst insgesamt 15.499 Fans (vorher 14.477), die Cannstatter Kurve 18.853 (vorher 16.722).

Kosten

Die Summe für den Umbau, der von der Stadion Neckarpark GmbH & Co. KG getragen wird, liegt bei 61 Millionen Euro. 40 Millionen werden über Kredite finanziert, die restlichen Kosten hat der VfB aus dem Verkauf der Namensrechte an Daimler eingebracht. Vor dem Umbau hatte der VfB für das von der Stadt gemietete Stadion jährlich einen Gesamtaufwand in Höhe von bis zu 6,5 Millionen Euro zu leisten. Seit Juli bezahlt der Verein 6,3 Millionen Euro Pacht und betreibt das Stadion mit seiner Betriebs GmbH selbst.