Am Freitag gegen den 1. FC Heidenheim wird Schiedsrichterin Bibiana Steinhaus (37) erstmals ein Ligaspiel des VfB Stuttgart leiten. Beide verbindet ein Ziel: Der Aufstieg ins Fußball-Oberhaus.

Sport: Gregor Preiß (gp)

Stuttgart - Wenn der VfB Stuttgart an diesem Freitag um 18.30 Uhr in die mit 50 000 Zuschauern wieder einmal proppevolle Mercedes-Benz-Arena einlaufen wird, ist vieles neu: Die Anstoßzeit (weshalb Stadt und Verein ein Verkehrschaos befürchten und die Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln empfehlen), der Gegner (noch nie traf der VfB in einem Pflichtspiel auf den 1. FC Heidenheim), und drittens: Der Schiedsrichter. Beziehungsweise: Die Schiedsrichterin. Am Freitag wird Bibiana „Bibi“ Steinhaus die Partie leiten; es ist das erste Mal in der 123-jährigen Vereinsgeschichte, dass eine Frau mit der Pfeife in der Hand bei einem Pflichtspiel des VfB Stuttgart auf dem Platz steht. Womit auch dem letzten in der weiß-roten Fangemeinde klar werden dürfte: Der VfB ist in der zweiten Liga angekommen.

 

Die 37-jährige Polizeimeisterin aus Hannover ist nämlich noch immer „nur“ Zweitliga-Schiedsrichterin. Aus ihrer vor dieser Saison von vielen erwarteten Beförderung ins Fußball-Oberhaus wurde nichts. Steinhaus sei in den vergangenen Jahren nicht im Perspektivbereich gewesen, „erst ihre vergangene Saison war eine außergewöhnlich gute“, sagte DFB-Schiedsrichter-Chef Lutz Michael Fröhlich. Die Schiedsrichter, die aufgestiegen seien, hätten hingegen über Jahre hinweg konstant gute Leistungen gezeigt.

Fröhlich: „Das ist Quatsch“

Einige Fans sehen in der Nicht-Berücksichtigung der einzigen Schiedsrichterin im Profifußball eine Benachteiligung und fordern ihren Aufstieg. Steinhaus selbst hat dies bisher nicht öffentlich verlangt. Die zweifache Weltschiedsrichterin des Jahres wurde nicht für die Bundesliga nominiert, obwohl sie die interne DFB-Wertung in der zweiten Liga angeführt haben soll. Vier männliche Kollegen bekamen den Vorzug. „Nur um das noch einmal ganz deutlich klarzustellen: Es gibt keine Anweisung, dass eine Frau in Deutschland nicht in der Ersten Liga pfeifen darf. Das ist Quatsch“, betonte Fröhlich in einem Interview mit der „Welt“.

In der Bundesliga war der Blondschopf bisher nur als vierte Offizielle im Einsatz – und sorgte immer wieder für Aufsehen. Einmal fasste ihr Hertha-Profi Peter Niemeyer (unbeabsichtigt) an die Brust, als er ihr auf die Schulter klopfen wollte. Ein anderes Mal ließ Steinhaus den tätschelnden Bayern-Coach Pep Guardiola an der Seitenlinie kühl abblitzen. Als der frühere VfB-Abwehrspieler Cristian Molinaro bei seiner Einwechslung vor Steinhaus die Hose herunterließ, kommentierte sie dies hinterher mit dem Spruch: „Er hat das mit der Ausrüstungskontrolle wohl zu wörtlich genommen.“

Die Dame hat Humor. Den braucht es auch, um in diesem Geschäft zu bestehen und voranzukommen. Vielleicht klappt es ja nach dieser Spielzeit mit dem Aufstieg – gemeinsam mit dem VfB. Dann wäre eine Begegnung mit Bibiana Steinhaus in Stuttgart bald auch nichts besonderes mehr.