Der groß angelegte Umbau des Stuttgarter Kaders geht weiter. Nach sieben Neuzugängen und der Rückkehr von Patrick Funk aus St. Pauli will der VfB nun noch einige Spieler abgeben. Der Verein weiß um ihre Verdienste - und möchte das Ganze mit Stil abwickeln.

Stuttgart - Der VfB Stuttgart liefert derzeit ein gutes Beispiel für die Schnelllebigkeit des Profifußballs. Keine zweieinhalb Jahre ist es her, dass die Schwaben die Offensivspieler Shinji Okazaki und Tamas Hajnal verpflichteten. Zur Rückrunde der Saison 2010/11 kamen sie nach Stuttgart, als der Club im Bundesliga-Abstiegskampf in einer fast verzweifelten Lage war. Okazaki und Hajnal führten das Team zum Klassenverbleib, wurden zu Lieblingen der Fans - und gaben sogar der Trainer-Karriere von Bruno Labbadia neuen Schwung. Nun schickt sie der VfB weg.

 

Okazaki wechselte am Dienstag für eine geschätzte Ablöse von 1,5 Millionen Euro nach Mainz. Der 32-jährige Hajnal, von Labbadia einst besonders geschätzt und erst im Januar mit einem neuen Vertrag bis 2014 ausgestattet, soll laut Medienberichten auf einer Liste von Spielern stehen, die der VfB noch abgeben will. Dazu gehören mit dem Mittelfeldspieler William Kvist und Außenverteidiger Cristian Molinaro noch weitere frühere Stammkräfte. Das Ziel ist klar: Bei sieben Neuzugängen muss der riesige Kader wieder verkleinert werden.

Montag startet die Saisonvorbereitung

„Wir haben den Spielern ganz klar gesagt, was wir vorhaben. Offen damit umzugehen ist der beste Weg“, erklärte VfB-Sportvorstand Fredi Bobic vor seinem Abflug in den USA-Urlaub, ohne Namen zu nennen. Den enormen Umbau will der Basketball-Fan mit Stil abwickeln - auch weil er um die früheren Verdienste weiß. „Ich will, dass die Spieler den Verein durch die Vordertür verlassen und nicht durch die Hintertür.“

Das ist derzeit neben der Präsidenten-Suche die zweite größere Baustelle des Traditionsclubs, der am Montag in die Saisonvorbereitung startet. Bereits wieder getrennt hat sich Stuttgart von den Leihspielern Felipe, Federico Macheda und Tim Hoogland, um noch einige der weiteren Abgänge zu nennen.

Zwar litt der VfB in der letzten Saison darunter, dass der Kader angesichts der Dreifach-Belastung in Bundesliga, DFB-Pokal und Europa League zu klein war. Doch das Mittelfeld könnte Labbadia nach den Verpflichtungen von Moritz Leitner (Borussia Dortmund), Marco Rojas (Melbourne Victory), Sercan Sararer (SpVgg Greuther Fürth), Konstantin Rausch (Hannover 96) und der Rückkehr von Patrick Funk (FC St. Pauli) derzeit dreimal besetzen. Wobei Rausch eher für die linke Abwehrseite vorgesehen ist, auf der bisher Molinaro spielte.

Für Okazaki und Co. ist kein Platz mehr

Der Italiener genügte den Ansprüchen zuletzt ebenso wenig wie Okazaki, Hajnal oder der dänische Nationalspieler Kvist. Ihn nannte Labbadia vor nicht allzu langer Zeit noch „den geborenen Sechser“. Für Bobic war der 28-Jährige „Gold wert“. Nun ist er - wie Molinaro - nur noch Geld wert. Denn mit den angepeilten Millionen-Ablösen würde sich Bobics Spielraum vergrößern, das Team noch weiter zu verstärken.

Auch wenn Stuttgart im Pokalfinale stand: Einen zwölften Tabellenplatz wie zuletzt in der Liga wollen die VfB-Oberen nicht mehr sehen. „Wir wollen qualitativ und quantitativ besser werden“, betonte Bobic. Für Okazaki und Co. ist da kein Platz mehr.