Steven Zuber, der Schweizer Winterzugang des VfB Stuttgart ist ein zugänglicher Typ, der aber keine großen Reden schwingt. Bei dem, was er vom nächsten halben Jahr erwartet und was die Fans erwarten dürfen, äußert der 27-Jährige jedoch klare Worte.

Sport: Gerhard Pfisterer (ggp)

Stuttgart - Er mag Munz-Schoggistängeli, ist Teilzeit-Vegetarier, mit einer ehemaligen Miss-Schweiz-Kandidatin verheiratet – und nach seiner Hochzeitsnacht im Züricher Nobelhotel „Baur au Lac“ rückte im Mai 2015 dort das FBI an, um sieben ranghohe Fifa-Funktionäre in Gewahrsam zu nehmen.

 

Das wissen seit Mitte Juni alle fußballinteressierten Schweizer. Denn nach seinem Ausgleichstreffer im Gruppenspiel der Weltmeisterschaft in Russland gegen Brasilien (1:1) rückte Steven Zuber, der Winterzugang des VfB Stuttgart, mit einem Schlag in den Mittelpunkt des Interesses. „Das Tor hat mir sehr viel bedeutet, weil es eine längere Zeit gedauert hatte, bis ich für mein Land auflaufen durfte und es dann mit diesem Tor umso schöner war“, sagt der 27-Jährige, der erst im März 2017 für die Schweizer Nati debütierte und seitdem Stammkraft ist (21 Spiele, fünf Tore): „Es war für mich ein Kick, dass es noch viel weiter gehen kann.“

Keine Chance für den VfB auf eine Kaufoption

Sein Heimatdorf Rikon in der Gemeinde Zell im Tösstal (Kanton Zürich) ist seitdem nicht mehr nur für das Tibetische Kloster und die Pfannenfabrik Kuhn Rikon bekannt. Steven Zuber ist dort mit fünf Geschwistern (drei davon Halbgeschwister) in einem Bauernhaus aufgewachsen. Bei den Bambini des SC Veltheim hat er seine ersten fußballerischen Schritte gemacht, bei Grasshoppers Zürich wurde er später zum Profi.

Nach zuletzt viereinhalb Jahren bei 1899 Hoffenheim geht es für ihn im nächsten halben Jahr nun erst einmal beim VfB Stuttgart weiter. Der Club aus Cannstatt hat Steven Zuber bis Saisonende ausgeliehen – ohne Kaufoption. „Kein Chance“, sagt der VfB-Sportvorstand Michael Reschke dazu. Trotzdem schlug er zu, als sich die Gelegenheit bot, den Offensivmann zu holen. „Ganz wichtig war für uns, dass wir in der Offensive Optionen schaffen, speziell auf den Außenpositionen“, sagt Michael Reschke. „Er hat einfach bewiesen, dass er auf Bundesliga-Niveau ein richtig guter Spieler ist.“

82 Partien mit sieben Toren und acht Vorlagen stehen für Steven Zuber in der höchsten deutschen Spielklasse zu Buche. Weil er zuletzt in Hoffenheim für seinen Geschmack zu selten zum Zug kam, trat er mit dem Wunsch nach einer Ausleihe an den Verein heran – und entschied sich für den abstiegsbedrohten VfB: „Die Tabellensituation ist mir egal. Stuttgart ist ein Verein, der eigentlich nicht da hingehört, wo er gerade ist.“

Viele Tattos, wenig Worte

Zu einer besseren Rückrunde des VfB will Steven Zuber maßgeblich beitragen. Nicht umsonst hat er sich die Nummer 9 geben lassen. „Ich komme hier schon mit gewissen Erwartungen her. Ich will der Mannschaft helfen, um unten rauszukommen – mit Toren und Assists“, sagt der vielseitig einsetzbare 27-Jährige. Der rechte Fuß ist sein stärkerer, am besten aufgehoben fühlt er sich vorne links. „Aber wenn der Trainer etwas anderes empfindet, füge ich mich entsprechend für den Erfolg gerne“, sagt der Schweizer. Markus Weinzierl wird das gerne hören.

Steven Zuber ist ein zugänglicher Typ, dessen Körper viele Tattoos umspannen und der gleich das Du anbietet, der aber keine großen Reden schwingt, sondern lieber den Ball für sich sprechen lässt. Am besten schon am Samstag (15.30 Uhr) gegen Mainz 05. Er ist jedenfalls zuversichtlich, dass seine Kapselverletzung im Sprunggelenk ihn dann nicht mehr ausbremsen wird. „Eins können alle hier von mir erwarten: dass ich immer bis zum bitteren Ende kämpfe und alles für den Erfolg tue, für die Mannschaft und den ganzen Verein.“ Auch dafür ist er bekannt.