Im letzten Spiel des Jahres wären „drei Punkte Balsam für die Seele“, so VfB-Trainer Jürgen Kramny. Nicht alle Spieler können am Samstag gegen den VfL Wolfsburg dabei helfen.

Stuttgart - Jürgen Kramny lächelt viel an diesem Freitag, als er über das Heimspiel seines VfB Stuttgart gegen den VfL Wolfsburg spricht. Es ist die letzte Partie des Fußball-Bundesligisten in diesem Jahr - und vielleicht auch die letzte für Kramny. Dennoch wirkt der Interimscoach ungewöhnlich locker. Das Schlusslicht will die verkorkste Hinrunde unbedingt mit einem Sieg abschließen, dann würde beim kriselnden Club kurz vor Weihnachten vielleicht ein klein bisschen Ruhe einkehren.

 

„Ich glaube, dass alle VfB-Fans es verdient hätten, dass wir eine gute Leistung zeigen. Drei Punkte wären Balsam auf die Seele“, sagte Kramny vor dem Spiel am Samstag (18.30 Uhr/Sky). Ein Sieg würde dem VfB und seinen Anhängern vielleicht ein wenig Hoffnung auf eine bessere Rückrunde geben und möglicherweise Kramnys Zukunft positiv beeinflussen. Doch außerhalb der Vereinsführung weiß das derzeit niemand so genau. Zwar ist die Bilanz des Nachfolgers von Alexander Zorniger in der Bundesliga mit einer Niederlage und zwei Unentschieden durchwachsen, das 3:2 nach Verlängerung im DFB-Pokal gegen Braunschweig war nun aber der erste Pflichtspielsieg unter seiner Leitung. Jetzt soll der erste „Dreier“ in der Liga folgen.

„Nach dem Spiel wird gesprochen"

VfB-Sportvorstand Robin Dutt kündigte an, nach dem Spiel gegen Vize-Meister Wolfsburg eine „Ansage“ zum Trainer-Thema zu machen. Mehr ließ er sich nicht entlocken. Daher schwebt über dem Clubzentrum ständig die Frage: Bleibt Kramny nun Bundesliga-Trainer oder kümmert er sich von Januar an wieder um das Drittliga-Team der Schwaben?

„Nach dem Spiel wird gesprochen und dann wissen alle Bescheid“, sagt der 44-Jährige. Er weicht damit den Fragen aus, ob die Entscheidung schon gefallen sei oder tatsächlich vom Ergebnis gegen den Champions-League-Achtelfinalisten aus Niedersachsen abhänge.

Didavi und Klein wieder fit

Sollte das der Fall sein, dann dürfte sich Kramny freuen, gegen den VfL wieder auf Daniel Didavi zählen zu können. Der von den Wolfsburgern umworbene Spielmacher ist nach Problemen am Hüftbeuger ebenso wieder fit wie Rechtsverteidiger Florian Klein (Bandscheibenvorfall im Nackenbereich). Dafür wird Mittelfeldabräumer Geoffroy Serey Dié, der sich gegen Braunschweig wahrscheinlich eine Zerrung zugezogen hatte, wohl ausfallen.

Kramny meint nicht, dass die 120 anstrengenden Pokal-Minuten ein Nachteil für den VfB sein könnten, sondern setzt auf einen mentalen Effekt. „Ich glaube, dass nach so einem Erlebnis der Kopf frei wird“, sagte er. Das Spiel gegen den VfL mit Stars wie Julian Draxler oder André Schürrle sei ein „richtig großes“ und er „richtig heiß drauf“.

Zwar hat Wolfsburg die zurückliegenden sechs Spiele gegen den VfB gewonnen, in dieser Saison gelang der Mannschaft von Trainer Dieter Hecking in sieben Auswärtsspielen aber nur ein Sieg bei lediglich drei selbst erzielten Toren. Kramny warnt jedoch davor, dass ein Team wie der VfL schnell wieder treffen könne. „Sie haben viele Qualitätsspieler.“ Sollte der VfB verlieren, hätte er die schwächste Bundesliga-Hinrunde seiner Vereinsgeschichte hinter sich.

Kramny will das verhindern und hofft darauf, dass der Verein „mit einem guten Ende das Jahr 2015 verlassen kann“. Vor dem Urlaub trifft er sich am Sonntag mit den Spielern zum Frühstück. Dann bekommen sie ihre Trainingspläne und ihre Aufgaben für die Weihnachtsferien. Von wem sie die erhalten? „Von mir“, sagt Kramny.