Der VfB-Trainer Hannes Wolf vermisst vor den Spielen bei 1860 München und gegen den KSC vor allem bei den jungen Spielern den Biss: „Das reicht nicht bei dieser Intensität in der Zweiten Bundesliga.“

Sport: Heiko Hinrichsen (hh)

Stuttgart - Keine Frage, in Zeiten, in denen die Ablösesummen im Profifußball explodieren, sind drei Millionen Euro ein echter Schnäppchenpreis. Denn der Betrag, den der VfB im vergangenen Sommer an den VfL Bochum für den Stürmer Simon Terodde überwies, er hat sich ja längst amortisiert. Und das liegt nicht nur daran, dass der Blondschopf mit 17 Saisontreffern als Torschütze vom Dienst glänzt.

 

Terodde, das Mentalitätsmonster

Nein, Simon Terodde gibt dem VfB um einiges mehr. Er nimmt sich selbst nicht allzu wichtig, und ist damit auch außerhalb des Platzes in Sachen Außendarstellung eine Vorbildfigur. Auf dem Platz übernimmt der 29-Jährige Verantwortung und behält auch in kniffligen Momenten die Nerven, wie etwa bei seinem Elfmetertor in der vierten Minute der Nachspielzeit zum 3:3-Endstand gegen Dynamo Dresden. Vor allem aber ist Terodde ein Mentalitätsmonster, weil er weiß, wie man die Ärmel hoch krempelt und als Antreiber mit Einsatz voran geht.

„Unsere Reaktion nach dem 0:3 hat gezeigt, dass jeder wollte“, sagte Simon Terodde nach der recht spektakulären Punkteteilung gegen Dresden, die den VfB wieder zurück an die Tabellenspitze der zweiten Liga gebracht hat. Und tatsächlich kann man seinen Kollegen auch nicht mangelnden Willen vorwerfen. Allerdings ist unter einigen der Mitspieler eine andere Grundeinstellung zum Spiel auszumachen, als sie der Kämpfer Terodde an den Tag legt.

„Einige haben sich gedacht: Wir bekommen den Ball schon irgendwie“, sagt der Manager Jan Schindelmeiser. Denn anders als der ehemalige Bochumer Terodde, der seinen Durchbruch einst bei den „Eisernen“ von Union Berlin erlebte, spielen einige der VfB-Kollegen lieber mit feinem Füßchen einen gepflegten Ball. Mit der richtigen Mentalität in der Rückwärtsbewegung hapert es dann allerdings. Das hat natürlich auch der Trainer Hannes Wolf bemerkt. „Ich fordere von den Spielern die maximale Bereitschaft, zu marschieren. Und zwar nicht nur mit Ball, wenn es Spaß macht, sondern auch ohne“, sagt der 35-Jährige: „Einige bei uns definieren ihr Spiel aber viel zu sehr über den eigenen Ballbesitz.“

Die Jungen im Team pflegen ihren eigenen Stil

Klar ist dabei auch, wen der Chefcoach meint, wenn er sagt: „Das richtet sich vor allem an die Jungen im Team. Einige kommen aus dem Ausland und haben dort diesen Stil gelernt. Das reicht aber nicht bei dieser Intensität in der zweiten Bundesliga.“ Allen voran der Franzose Benjamin Pavard, aber auch dessen Mitstreiter Carlos Mané und Anto Grgic dürfen sich also angesprochen fühlen.

„Dieses Problem wird jetzt konsequent angegangen. Da wird Druck aufgebaut. Denn das nervt ohne Ende“, sagt Wolf, der den mangelnden Einsatz im Spiel gegen den Ball bei einigen seiner Profis schon länger beobachtet. Um seine Spieler zu erreichen, hat der Coach daher eine Kehrtwende vollzogen. Sprach der Trainer vor dem Dresden-Spiel noch davon, vor allem den Auserwählten in der Startelf „Sicherheit zu geben“, in dem man ihnen auch in einer schwierigen Saisonphase reichlich Vertrauen schenke, so schlägt der Chef nun harschere Töne an. Erstmals in dieser Saison kritisiert Wolf seine Spieler öffentlich. Er tut dies, in dem er sich zwar nicht einen Einzelnen herauspickt, aber doch einer überschaubar kleinen Gruppe die Mentalitätsfrage stellt.

Denn Wolf will nicht länger hinnehmen, dass bei einigen der Rückwärtsgang klemmt. Zu was seine Spieler dagegen im Ballbesitz in der Lage sind, wurde gegen Dresden erneut deutlich: Neben drei Toren brachten es die Stuttgarter offensiv noch auf drei Latten- sowie einen Pfostenschuss. „Was wir nach vorne gebracht haben, das war sehr gut. Aber wir brauchen das gesamte Ding“, sagt Hannes Wolf.

Das Personalpuzzle ist noch nicht gelöst

Schließlich sind nur noch acht Spieltage zu absolvieren. Zwar ist der VfB wieder auf Platz eins geklettert ist und hat ein 0:3 umgebogen. Doch unter dem Strich steht auch die längste Sieglos-Serie der Saison mit vier Partien ohne Dreier. Dabei trägt nicht nur die fragwürdige Defensiv-Einstellung einiger Akteure zur schleichenden Talfahrt bei, denn der Abstand auf Platz vier ist in einem Monat von sieben auf einen Punkt geschmolzen. So hat Wolf sein erfolgreiches 4-1-4-1-System aufgegeben – was bei den Spielern nicht zur Sicherheit beitrug. Das zeigen allein die Fehlstarts in den letzten drei Spielen. Obendrein ist das Personalpuzzle, gerade vorne links, ungelöst. Ein Stammelf existiert daher nicht.

VfB Stuttgart - 2. Bundesliga

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