Der VfB-Vorstandsvorsitzende Thomas Hitzlsperger sieht grundsätzliche Defizite bei der heutigen Spielergeneration. Doch die Weiß-Roten haben zwei Spieler in ihren Reihen, die dem Trend trotzen.

Sport: Philipp Maisel (pma)

Stuttgart - Fußballprofis haben nach Ansicht von Thomas Hitzlsperger nicht mehr die gleiche innere Motivation wie früher. Der Eigenantrieb sei es, der heutzutage auch vielen angehenden Profis fehle, bemängelt der VfB-Vorstandsvorsitzende. „Ich bin verwundert, wie wenig Spieler darauf vorbereitet sind, härter zu arbeiten als andere, um ein Spieler aus der obersten Schublade zu werden“, sagte der Hitzlsperger gegenüber dem Online-Magazin „The Athletic“. „Die erwarten, dass der Trainer tolle Ideen hat, damit etwas funktioniert.“ Den Gedanken, was sie selbst tun könnten, hätten Spieler nicht. VfB-Trainer Pellegrino Matarazzo pflichtet Hitzlsperger bei. „Fakt ist, wer nicht kapiert, dass man hart arbeiten muss, um Profi zu werden, wird auch nicht oben ankommen. Talent ist das eine, aber eine gewisse Härte, Eigenmotivation und Bereitschaft zu arbeiten, braucht jeder Spieler.“

 

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Als einen weiteren Grund für diese Wesensveränderung führt Hitzlsperger die sozialen Netzwerke an. „Die jungen Talente wollen prominent werden und für andere attraktiv sein“ und stellten ihr Auftreten in diesen Netzwerken der eigentlichen Arbeit dafür voran. Ein Faktor sei auch das Umfeld. Dies wird laut Matarazzo „immer größer“ und diese äußeren Einflüsse würden verstärkt auf die Spieler einwirken. Problematisch sei auch, dass den Nachwuchsspielern bereits im frühen Alter viel abgenommen werde und sie kaum Verantwortung für ihr eigenes Handeln übernehmen müssten. Eine Entwicklung, die man auch im VfB-Nachwuchsleitungszentrum (NLZ) in den letzten Jahren bemerkt hat und gegen die man verstärkt angeht. Gleichzeitig erfährt die eigene Ausbildungsarbeit eine größere Wertschätzung, als noch vor einiger Zeit.

Egloff und Aidonis sind nah dran

„Das Tor zum Lizenzbereich steht bei entsprechender Leistung weit offen“, sagt etwa Thomas Krücken, der sportliche Leiter des NLZ, der sich davon auch eine Sogwirkung für alle Nachwuchsspieler der Weiß-Roten erhofft. Von den fünf Talenten, die der VfB Stuttgart mit ins Trainingslager genommen hat, sind mittlerweile zwar nur noch zwei weiter im Profikader dabei: Lilian Egloff und Antonis Aidonis. Sebastian Hornung, Nick Bätzner und Florian Kleinhansl sind wieder zur U 21 zurückgekehrt – eine abgesprochene Maßnahme. Egloff und Aidonis sind dafür nah dran. Als „durchaus denkbar“ ordnet es Matarazzo ein, dass beide am Mittwoch gegen den 1. FC Heidenheim im Kader stehen werden. „Sie machen es gut“, lobt der neue Übungsleiter, der vor seinem ersten Pflichtspiel als Cheftrainer im deutschen Profifußball steht.

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Die beiden Talente sind Paradebeispiele dafür, dass sich harte Arbeit lohnt. Während Aidonis schon einmal unter Markus Weinzierl Bundesliga-Luft schnuppern durfte und sich nach einer Leistungsdelle über die U 21 wieder herangearbeitet hat, wagten bei Egloff noch vor etwa einem Jahr nur wenige die Prognose, dass der 17-Jährige heute als das größte Talent des Clubs angesehen werden würde. Zu augenscheinlich waren seine körperlichen und auch taktischen Defizite. Doch auch er hat sich seine jetzige Position hart erarbeitet.