Der 19-Jährige Antonio Rüdiger gehört bei der deutschen U-20-Auswahl zu den Hoffnungsträgern. Im Profikader des VfB Stuttgart konnte sich der Abwehrspieler allerdings noch nicht durchsetzen.

Großaspach - Als die Mannschaftskollegen bereits mit dem Auslaufen beginnen, schreibt Antonio Rüdiger noch Autogramme. Der 19-Jährige ist am Sonntagabend in der Großaspacher Comtech-Arena besonders gefragt gewesen. Nicht nur, weil er beim 2:2 im Länderspiel der deutschen U-20-Fußball-Nationalmannschaft gegen Polen kurz vor Schluss fast den Siegtreffer erzielt hätte. Für das große Interesse der Fans gab es noch wichtigere Gründe: Rüdiger stand als einziger Profi des VfB Stuttgart im DFB-Kader. Außerdem war die Partie für den Abwehrspieler ein echtes Heimspiel, schließlich wohnt er nur 400 Meter vom Stadion entfernt.

 

„Es war wirklich etwas Besonderes, hier zu spielen“, sagt Antonio Rüdiger. Deswegen nahm er sich nach dem Schlusspfiff auch mehr Zeit für das Publikum als seine Mitspieler. Er plauderte mit Freunden und Verwandten und bediente eifrig die Autogrammwünsche der jungen Fans. „Als Kind habe ich mich auch immer darüber gefreut“, erzählt der gebürtige Berliner. „Wenn heute Fans auf mich zukommen und den Kontakt suchen, gibt mir das den Mut, weiter hart an mir zu arbeiten.“

Bezugsperson Horst Hrubesch

Dass Antonio Rüdiger bereits auf einem guten Weg ist, hat er während der Partie häufig bewiesen. Er verlor praktisch keinen Zweikampf, vor allem bei Kopfballduellen hatten die polnischen Stürmer gegen den 1,90 Meter großen Schlaks keine Chance.

Antonio Rüdiger, dessen Mutter aus Sierra Leone stammt, profitiert sehr von seiner Athletik. Dabei ähnelt er seinem älteren Halbbruder Sahr Senesie. Der ehemalige Dortmunder Profi, der nun in der dritten Liga bei Wacker Burghausen spielt, ist für Rüdiger eine wichtige Bezugsperson – ebenso wie sein früherer U-19-Nationaltrainer Horst Hrubesch. „Das war wie eine Vater-Sohn-Beziehung“, sagt er. Von dem HSV-Idol schaute sich der Aspacher auch vieles in puncto Einstellung ab: „Außerhalb des Platzes bin ich ein entspannter Mensch. Ich habe gerne Spaß, weiß aber genau, wann es wieder ernst wird.“

Der DFB ehrt ihn als besten Nachwuchsspieler

Sein außergewöhnliches fußballerisches Talent wurde Rüdiger kürzlich auch von höchst offizieller Stelle bestätigt. Der DFB zeichnete ihn mit der goldenen Fritz-Walter-Medaille aus – als besten Nachwuchsspieler seines Jahrgangs. Damit steht er in einer Reihe mit prominenten Vorgängern wie dem Schalker Benedikt Höwedes, dem Dortmunder Mario Götze oder dem Münchner Toni Kroos. Alle drei haben den Sprung in die A-Nationalelf geschafft und werden nun wieder auf der großen Bühne Champions League spielen.

Antonio Rüdiger muss sich hingegen zunächst hinten anstellen. In der Bundesliga ist er für den VfB Stuttgart bisher erst einmal aufgelaufen, beim 0:3 gegen Mönchengladbach in der vergangenen Saison. Weitere Einsätze sind derzeit nicht in Sicht – obwohl er mittlerweile fest zum Profikader gehört. Doch der Trainer Bruno Labbadia und der Manager Fredi Bobic sehen bei ihm noch Schwächen im Spielaufbau und der Passgenauigkeit. „Der Sprung zu den Profis ist groß“, sagt Rüdiger. Und die namhafte Konkurrenz um den Kapitän Serdar Tasci, Georg Niedermeier und den mexikanischen Nationalspieler Maza erhöht die Chancen auf einen Einsatz ebenso wenig.

Empfehlung des Trainers: „Üben, üben, üben.“

Große Ansprüche will Rüdiger in Stuttgart auch noch gar nicht stellen. Er weiß: „Beim VfB II hatte ich durch den Trainer Jürgen Kramny eine gute Ausbildung, die mich wirklich weitergebracht hat. Ich muss einfach weiter Gas geben.“ Frank Wormuth, der Trainer der deutschen U-20-Auswahl, sieht das ähnlich: „Er muss üben, üben, üben.“ Und so übt sich Antonio Rüdiger nun vor allem in Geduld, aber den Blick richtet er optimistisch nach vorne.

In kleinen Schritten plant der Innenverteidiger seine Karriere, dessen Vorbild der Brasilianer Thiago Silva von Paris Saint Germain ist. Beim DFB will er bald in die U 21 aufrücken. Und beim VfB möchte er natürlich seinem bisher einzigen Bundesliga-Einsatz noch einige folgen lassen. Dann soll aber noch lange nicht das Ende der Karriereleiter erreicht sein. Rüdigers Traumverein heißt Manchester City. Er weiß, bis dahin ist es noch ein weiter Weg. Und so kümmert er sich zunächst fleißig um die Autogrammjäger in Großaspach.