Der Knall, den die Trennung des VfB Stuttgart von Jan Schindelmeiser ausgelöst hat, ist ohrenbetäubend. Dabei bietet sich dem Club derzeit eine historische Chance. Der neue Sportchef sollte sie nutzen, mahnt unser Autor Dirk Preiß.

Sport: Dirk Preiß (dip)

Stuttgart - Fast genau zwei Wochen noch, dann beginnt für den VfB Stuttgart die neue Saison in der Bundesliga. Nach allem, was man über das deutsche Fußball-Oberhaus weiß, ist klar: Um dort zu bestehen, braucht es die volle Konzentration, keine Unruheherde und jede Menge Teamarbeit. Auf den ersten Blick passt da folgende Nachricht überhaupt nicht ins Bild: Der VfB Stuttgart hat sich mitten in der Transferperiode und wenige Tage vor dem Bundesligaauftakt von seinem Sportvorstand getrennt. Nur ein Jahr nach der Entlassung von Robin Dutt ist es um die Kontinuität im sportlichen Bereich erneut geschehen.

 

Das selbst gesteckte Ziel der Vereins- und AG-Führung, den weiß-roten Kahn in ruhigen Fahrwassern in Richtung obere Tabellenhäfte zu navigieren, ist damit deutlich verfehlt worden. Der Knall, den die Entscheidung contra Schindelmeiser ausgelöst hat, ist ohrenbetäubend. Denn: Der Sportvorstand hatte es geschafft, sich in Fankreisen innerhalb kürzester Zeit großen Kredit zu erarbeiten. Ein junger, sympathischer Trainer, entwicklungsfähige Spieler, der Aufstieg, die Vertragsverlängerung mit Torjäger Simon Terodde – die Liste der Pluspunkte schien lang. Doch sie war nicht lang genug.

Große Zweifel an der weiteren Zusammenarbeit

Auf der anderen Seite nämlich beschreiben sie beim VfB eine Entwicklung in der Zusammenarbeit mit dem Sportchef, die viele unter dem roten Dach an Zeiten erinnerte, die der Club unbedingt hinter sich wissen möchte. Es geht um einsame Entscheidungen, mangelnde Teamarbeit und harsche Töne – Zustände, wie sie Präsident Wolfgang Dietrich nie haben wollte. Auch die aktuelle Zusammenstellung des Bundesligakaders löste kein Gefühl der Glückseligkeit aus. Zudem war klar: Neben Schindelmeiser sollte ein Kaderplaner installiert werden. Über die möglichen Kandidaten und dann herrschende Machtverhältnisse gab es wohl unterschiedliche Vorstellungen.

In Summe wuchsen die Zweifel an einer sinnvollen weiteren Zusammenarbeit und der zügigen Weiterentwicklung des Clubs derart, dass die schnelle Trennung nur eine logische Folge ist. Dank der geglückten Ausgliederung und einer treuen Fan- und Mitgliedergemeinde bietet sich dem VfB Stuttgart ein Jahr nach dem Abstieg aus der Bundesliga eine womöglich historische Chance. Der neue Mann – womöglich Michael Reschke vom FC Bayern – sollte sie nutzen. Und zwar langfristig.