Obwohl sie nicht ins Stadion dürfen, sind viele VfB-Fans nach Rom gereist. Bereut haben sie ihre Entscheidung nicht. Denn sie konnten nicht nur bei einem welthistorischen Ereignis dabei sein, sondern auch Groundhopper-Punkte sammeln.

Rom - Morgens um halb sechs saßen die VfB-Fans am Mittwoch am Stuttgarter Flughafen, nippten an ihrem ersten Bier und überlegten sich, ob es eine gute Idee sein würde, gleich nach Rom zu fliegen. Die Wettervorhersage versprach heftigen Regen, und zum Spiel des VfB gegen Lazio sind Zuschauer bekanntlich nicht zugelassen. Aber was sollten sie tun? Die Flugtickets waren nun einmal schon gekauft, noch ehe die Uefa das Geisterspiel-Urteil fällte. Also fliegen wir halt trotzdem, so lautete ihr Entschluss – und schon jetzt kann man sagen: es war die goldrichtige Entscheidung.

 

Zwar regnete es in Rom bei ihrer Ankunft dann tatsächlich heftig – doch das Olympiastadion hat ja glücklicherweise ein Dach. Ja, sie durften hinein, zwar nicht zum Spiel am Donnerstag, aber immerhin zum Abschlusstraining des VfB am Mittwochabend. Die Uefa zeigte sich kulant, und so konnten die VfB-Freunde immerhin ihre Mannschaft aus nächster Nähe sehen und gewissermaßen einen Groundhopper-Gnadenpunkt sammeln an dem historischen Ort, an dem Deutschland 1990 letztmals Weltmeister wurde.

Erst Papst schauen, dann Fußball

Wie am Schnürchen klappte es auch anschließend, denn der Vatikan hatte die Präsentation des neuen Chefs praktischerweise genau zwischen das Ende des Abschlusstrainings und den Beginn der Champions League gelegt. Gerade rechtzeitig kamen die VfB-Freunde vom Stadion am Petersplatz an, als Papst Francesco aus der Tür trat und ihnen zurief: „Liebe Brüder und Schwestern, bona sera.“ Zehntausende Menschen jubelten und schwenkten Fahnen – in welchem Umfeld könnte sich ein Fußballfan wohler fühlen? 22 Millionen Menschen, so viele wie bei einem WM-Finale, saßen in Deutschland vor dem Fernseher – die Freunde waren live dabei.

Anschließend ab in die Kneipe, Bier trinken, Fußball schauen – und was soll man sagen? Die Stimmung wurde fast noch einmal besser. 0:2 unterlag der FC Bayern dem FC Arsenal, und es bereitet VfB-Fans nun einmal allergrößtes Vergnügen, die Münchner verlieren zu sehen. Am Donnerstagabend werden die Freunde wieder in der Kneipe sitzen, Bier trinken und Fußball schauen, diesmal Lazio gegen den VfB. Ein Wunder ist für Stuttgart nötig, um nach dem 0:2 im Hinspiel doch noch ins Viertelfinale einzuziehen. Nach dem bisherigen Verlauf der Rom-Reise der VfB-Fans muss man sagen: dieses Wunder scheint sehr wahrscheinlich.