Der VfL Stuttgart ist zum sechsten Mal umgezogen. Turner und Schwimmer trainieren im Osten.

Stuttgart-Bad Cannstatt - Den Verein für Leibesübungen Stuttgart (VfL) gibt es bereits seit 118 Jahren. Doch für einen im Jahr 1894 gegründeten Verein sehen die Anlagen an der Benzstraße in Bad Cannstatt sehr modern aus. Eine Glasfront und eine großzügige Terrasse zum Sportplatz bestimmen das Bild. Die Anlage und die Sportplätze sind tatsächlich neu und erst im Juni 2012 eingeweiht worden.

 

„Das war der sechste Umzug des Vereins“, sagt Horst Lang, der zweite Vorsitzende. Diese Ortswechsel strapazieren die Gemeinschaft. „Früher sind dann ganze Fußballmannschaften verloren gegangen und wir mussten erst wieder neu aufbauen.“ Im Jahr 1952 zog der Verein von einem Provisorium auf dem Cannstatter Wasen in den Neckarpark. Doch dort konnte der Verein nicht länger bleiben, weil die Daimler AG auf dem Sportplatzareal das Classic Center unterbringen möchte; das ist derzeit noch in Fellbach. „Dieses Mal haben wir den Großteil der Spieler halten können. Wir hoffen, dass es der letzte Umzug war“, sagt der Vereinsvorsitzende Peter Obst. Wehmütig sind die Vereinsmitglieder aber nicht. „Wir hatten zum Jubiläum mal eine Fotowand mit Bildern aus alten Zeiten. Zurückzublicken macht aber wenig Sinn“, stellt Ann-Kathrin Obst klar, sie ist die Abteilungsleiterin Turnen des Vereins. „Wir freuen uns, dass jetzt alles neu ist.“

Zum neuen Areal des Vereins gehören zwei Kunstrasenplätze für die Fußballer, drei Beachvolleyballfelder, ein Kinderspielplatz, eine Boule-Bahn und das neue Clubhaus mit Gaststätte. Wo nun die Anlage steht, war zuvor ein Fußballplatz des ESV Rot-Weiß Stuttgart. „Der Verein hatte keine Fußballabteilung mehr und der Platz war uneben und sehr alt“, sagt Peter Obst. Nun ist er Geschichte. Der ESV und der VfL teilen sich die Anlagen an der Benzstraße. Seinen früheren Platz hat der VfL aufgegeben. Bis dort gebaut wird, nutzt ihn noch eine andere Mannschaft.

Die Turner und Schwimmer trainieren nicht in Bad Cannstatt

Zwei Abteilungen des insgesamt 800 Mitglieder zählenden Vereins sind jedoch selten im neuen Domizil anzutreffen: die Turner und die Schwimmer. Denn der VfL Stuttgart ist nicht nur ein Verein für Bad Cannstatt, er ist auch in drei weiteren Stadtteilen in Stuttgart präsent. Die Turner trainieren in der neuen Halle der Realschule Ostheim im Stuttgarter Osten. Die Schwimmer haben Hallenzeiten im Leo-Vetter-Bad, im Hallenbad Untertürkheim und im Stadtbad Cannstatt.

Die Turnabteilung hat neben dem Breitensport eine Wettkampfgruppe für Mädchen: „Wir sind einer von drei führenden Vereinen in Stuttgart“, sagt die Abteilungsleiterin Ann-Kathrin Obst. „Wir gehen in Schulen und sichten Talente. Die Kinder turnen vor und wir prüfen ganz genau ihre Beweglichkeit.“ Ist ein Kind tatsächlich begabt, bekommen die Eltern einen Brief vom Verein. Meist bleiben die Mädchen bis zum 14. Lebensjahr aktive Sportlerinnen. Im Idealfall wechseln sie dann die Seite und werden Trainer. „Doch durch die Ganztagsschule wird es schwieriger, weil die Schüler dreimal pro Woche nachmittags Schule haben“, sagt Obst. Die Hausaufgaben machten sie ja in der Schule, doch für Klassenarbeiten müssten sie noch abends lernen. Ihr Mann Peter Obst ergänzt, dass in der Ganztagsschule ja schon Sportangebote enthalten sind. Im VfL machen die Turner mit etwa 400 den Großteil der 810 Vereinsmitglieder aus. Hinzu kommen die Fußballer mit 250 und die 160 Schwimmer. Allerdings sind die Grenzen fließend.

Die Schwimmkurse werden gut angenommen

Sebastian Becher vom VfL nahm im Mai an den 44. Internationalen deutschen Meisterschaften der Masters im Wasserspringen in Frankfurt am Main teil. Er holte in seiner Altersgruppe einmal Gold beim Sprung vom Dreimeterbrett und zweimal Silber bei Sprüngen vom Einmeterbrett. Gut angenommen werden die Schwimmkurse. Außerdem gibt es zweimal wöchentlich das Jedermann-Schwimmen im Breitensport. Die Schwimmkurse spiegeln den internationalen Charakter Stuttgarts wider: „Eine Trainerin ist Türkin und mit einem Griechen verheiratet. Sie spricht drei Sprachen“, sagt Ann-Kathrin Obst. Das brachte sie auf eine Idee: „Viele türkische Frauen können nicht schwimmen. Es gibt den Plan, dass unsere türkisch-sprechende Trainerin ihnen das in naher Zukunft beibringt.“ Auch sonst kümmert sich der Verein um die Integration der Bürger mit Migrationshintergrund. „Wir haben praktisch Sportler aus fast allen Nationen in unserem Verein“, weiß der zweite Vorsitzende Lang. Peter Obst weist auf die lange Tradition der Integration hin: „Als die ersten sogenannten Gastarbeiter kamen, haben wir sie schon aufgenommen.“

Einen besonderen Erfolg hat die Fußballmannschaft des VfL in der vergangenen Saison erreicht. Sie stiegen von der Kreisliga B in die Kreisliga A auf. „Die Mannschaften sind in etwa gleich stark. Unser Ziel ist der Klassenerhalt“, sagt Lang. Sie und die anderen Fußballmannschaften trainieren auf dem neuen Areal. In der benachbarten Turnhalle möchte der Verein Fitness-Kurse, Seniorengymnastik und Kindertanzkurse etablieren, bei denen noch Plätze frei sind. „Für die Zukunft wünsche ich mir, dass es unsere Heimat wird“, gibt Peter Obst einen Ausblick.

VfL Stuttgart:

Anschrift: Benzstraße 151, 70372 Stuttgart
Telefon: 56 33 96
Vorsitzender: Peter Obst
Gründungsjahr: 1894
Mitgliederzahl:
810
Abteilungen:
Turnen, Schwimmen und Fußball

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