Aalens neuer Trainer Stefan Ruthenbeck soll den Klassenverbleib schaffen – trotz der Geldprobleme des Fußball-Zweitligisten. So setzt der 41-Jährige vor seiner Heimpremiere am Freitag gegen Fürth besonders auf die Offensive.

Aalen - An die neue Aufmerksamkeit muss sich Stefan Ruthenbeck noch gewöhnen. Wenn er am Freitag (18.30 Uhr) gegen Greuther Fürth in seinem ersten Heimspiel als Cheftrainer des VfR Aalen an der Seitenlinie steht, werden fast alle Blicke auf ihn gerichtet sein. Die Scholz-Arena ist natürlich nicht das Bernabeu-Stadion in Madrid, aber Ruthenbeck gehört nun zu dem elitären Zirkel von 36 Trainern, die einen Job in der ersten oder zweiten Fußball-Bundesliga haben. Und sein Karrieresprung ist beachtlich: in der vergangenen Saison hießen seine Gegner noch Sportfreunde Dorfmerkingen und TSV Regglisweiler – in der Landesliga mit Aalens zweiter Mannschaft.

 

Mit viel Rückendeckung

Doch von Aufregung oder gar Angst vor seiner Heimpremiere ist bei dem 41-jährigen Nachfolger des erfolgreichen Ralph Hasenhüttl nichts zu spüren. Im Gegenteil. „Ich habe total Lust – auf die ganze Saison“, sagt der gebürtige Kölner. Und seine ersten neunzig Minuten als Trainer im Profifußball sind schon nicht schlecht verlaufen.

Mit viel Rückendeckung

Beim 0:0 vor einer Woche in Sandhausen war seine angestrebte Philosophie, zukünftig mehr Ballbesitz und Spielkontrolle zu haben, bereits ansatzweise erkennbar. Trotzdem wird die Herausforderung, den Klassenverbleib erneut zu schaffen, ein Ritt auf der Rasierklinge. Schließlich hat der VfR-Kader durch die finanziell schwierige Situation des Clubs Qualität verloren.

Doch dass Ruthenbeck schwierige Aufgaben meistern kann, hat der ehemalige Oberligaspieler des TuS Mayen (Rheinland-Pfalz) in seiner noch jungen Trainerkarriere bereits bewiesen. Von 2004 bis 2009 gelang es ihm als Mayens Coach, trotz geringer finanzieller Möglichkeiten den Verein stets in der fünften Liga zu halten. 2010 stieg er mit dem TuS zwar ab, kam aber dennoch positiv in die Schlagzeilen. Vom DFB erhielt Ruthenbeck den Fair-Play-Preis, weil er in einer Partie kurz vor Saisonende sein Team angewiesen hatte, in der Nachspielzeit den 3:3-Ausgleichstreffer hinzunehmen. Mayens 3:2 war kurz zuvor aus einer Situation entstanden, in der die Gegner klar benachteiligt wurden. Am Ende fehlten diese beiden Punkte, um den Klassenverbleib zu schaffen.

Variables Spielsystem

Ebenfalls 2010 schloss Ruthenbeck die Ausbildung zum Fußballlehrer an der Kölner Weisweiler-Akademie ab, gemeinsam mit den ehemaligen Profis Markus Babbel und Christian Ziege. Nach zwei weiteren Jahren in der Oberliga (als Trainer von Wirges) übernahm er im vergangenen Sommer die Leitung des neu gegründeten Aalener Nachwuchszentrums und führte gleichzeitig die zweite Mannschaft zum Verbandsligaaufstieg. Dadurch erarbeitete er sich viel Rückendeckung beim VfR. So war es kaum überraschend, dass Ruthenbeck befördert wurde, nachdem Hasenhüttl den Sparkurs nicht mittragen wollte. „Stefan ist im Verein anerkannt, fachlich äußerst kompetent und kann vor allem Spieler individuell weiterentwickeln“, sagt der Sportdirektor Markus Schupp.

Mit variablem Spielsystem

Dass die Mannschaft aufgrund des personellen Aderlasses eventuell nicht mehr konkurrenzfähig sein könnte, sieht Ruthenbeck überhaupt nicht so: „Jetzt können die Spieler, die in der Vorsaison nicht zum Zug gekommen sind, beweisen, was in ihnen steckt.“ Er gibt allerdings zu, dass Probleme auftauchen könnten, wenn einige Leistungsträger ausfallen.

In der Vorbereitung hat Ruthenbeck sowohl taktisch als auch personell viel ausprobiert. Als wichtigste Neuerung führte er ein offensiveres 4-3-3-System ein. Dadurch erhofft sich der Metallica-Fan („Das passt ganz gut zu meinem Typ. Ich bin jemand, der auch mal rocken will“) deutlich mehr Variabilität und Unberechenbarkeit im Spiel nach vorne. Realistisch, aber auch selbstbewusst geht er seine Aufgabe an. „Ich weiß, dass es schwierig wird“, sagt er. „Doch wenn wir 40 Tore schießen und 40 Punkte holen, bleiben wir in der Liga.“