Seit Monaten fallen viele Kurse der Volkshochschule Unteres Remstal wegen der Pandemie aus. Die Einrichtung gibt aber Kursleitenden die Möglichkeit, in ihrem Testzentrum zu jobben.

Fellbach - Rechtes oder linkes Nasenloch zuerst?“ Peter Hartung grinst und lässt dann ein Wattestäbchen mit überlangem Stiel erst in der einen, dann in der anderen Öffnung kreisen. Und zwar so gekonnt, als mache er seit Jahren regelmäßig Nasenabstriche bei anderen Menschen. Tatsächlich aber hantiert der 64-Jährige sonst mit ganz anderen Geräten, denn eigentlich ist der Fellbacher von Beruf freier Fotograf. So manche Leserin und mancher Leser dürfte zum Beispiel seinen Bildband „Unser Remstal“ im Regal stehen haben, der zur Gartenschau erschienen ist.

 

Die Standorte der Volkshochschule Unteres Remstal bestückt Peter Hartung öfter mal mit Ausstellungen seiner Bilder, zudem bietet er Seminare zu seinem Fachgebiet an. Doch nun, in der Coronapandemie, sind die Möglichkeiten, Geld zu verdienen eher rar. Weshalb Peter Hartung nur kurz gezögert hat, als er vom Angebot der Volkshochschule Unteres Remstal hörte. Diese hat zum 3. Mai das fünfte zentrale Testzentrum in Fellbach eröffnet und Kursleiterinnen und -leitern, die seit Monaten keine Kurse mehr halten können, die Chance gegeben, durch einen Job im Testzentrum etwas Geld zu verdienen.

Dozenten erhalten Standardhonorar

Wobei die Schulung der Dozenten zu Testern ursprünglich für interne Zwecke gedacht gewesen sei, sagt Stefanie Köhler, die Leiterin der Volkshochschule Unteres Remstal. Die Idee war: Sollten Präsenzkurse wieder erlaubt sein, so könnten Teilnehmer einfach vor ihrem Kurs direkt in der Volkshochschule einen Test absolvieren. Dann habe Fellbachs Oberbürgermeisterin Gabriele Zull vorgeschlagen, ein Testzentrum in der Volkshochschule zu eröffnen – und so geschah es dann auch.

„Wir zahlen unseren Honorarkräften das Standardhonorar, also rund 30 Euro pro Stunde“, erklärt Stefanie Köhler. Für jeden Test erhalte die Volkshochschule fünf Euro erstattet. In den ersten beiden Wochen habe das Testzentrum rote Zahlen geschrieben: „Es wurden nicht so viele Termine gebucht, dass die Ausgaben reingekommen wären.“ Zusätzlich zu den Honorarkräften seien mehrere Festangestellte geschult worden: „Sie können einspringen, falls eine Honorarkraft ausfällt und ihre Schicht nicht machen kann.“ Geschult wurden die Tester vom Apotheker Thomas von Künsberg Sarre, der auch die restliche Organisation übernommen hat.

Das Ergebnis liegt nach wenigen Minuten vor

„Man schiebt das Stäbchen so tief in die Nase, wie man mit dem Finger bohren würde“, erklärt Peter Hartung, der mittlerweile weiß, dass jeder Mensch unterschiedlich empfindlich auf das Testverfahren reagiert. Im zum Labor umfunktionierten Fahrradraum beträufelt er das Stäbchen mit sechs Tropfen einer Flüssigkeit, sodass die Watte gründlich eingenässt ist. Das feuchte Stäbchen platziert er danach so, dass ein Teststreifen aktiviert wird. Meist dauert es keine fünf Minuten, bis dieser das Ergebnis zeigt: Zwei lilafarbene Streifen auf weißem Grund bedeuten, dass das Testergebnis positiv ist, ein einzelner Streifen steht für einen negativen Befund. „Wir müssen die Tests mindestens 15 Minuten liegen lassen und dann noch mal überprüfen“, sagt Bettina Warth, die mit Peter Hartung Schichtdienst hat. Das Ergebnis geht dann per E-Mail an den Getesteten. Ihren letzten Kurs hat die 58-Jährige, die im Bereich Gesundheitssport beispielsweise Rückengymnastikkurse oder Walking für Pfundige anbietet, vor den Herbstferien 2020 halten dürfen: „Ich habe überwiegend Stammkundschaft und die wartet jetzt sehnsüchtig auf Kurse.“

Stimmbildung klappt nicht im Online-Format

Auch Philipp Falser schiebt Dienst im Testzentrum, einmal pro Woche übernimmt er eine Frühschicht. „Das Testzentrum halte ich für eine gute Sache“, sagt der 26-jährige Rhetorik- und Sprechtrainer. Sein für dieses Semester geplanter Kurs „Die Stimme zum Klingen bringen“ sei online schlicht nicht umsetzbar, sagt der Freiberufler „so etwas fällt gerade komplett flach.“ Zum Glück gebe es aber auch andere, für den Fernunterricht taugliche Bereiche, wie zum Beispiel Gesprächsrhetorik. Die Schulung der Dozenten zu Testern hält er für eine Möglichkeit, schnell wieder loslegen zu können, sobald die Inzidenzlage es zulässt.