Nach ihrer überstandenen Corona-Infektion und den damit zusammenhängenden, teils lebensbedrohlichen Erlebnissen, sind zwei Ludwigsburger ein Leben lang verbunden. Vor der Kamera berichten sie von ihren Erfahrungen.

Digital Desk: Ann-Kathrin Schröppel (aks)

Stuttgart - Dietmar Buck und Sabine Servinho-Lohmann verbindet seit Mitte März ein ähnliches Schicksal, das die beiden vorher Unbekannten zueinander brachte. Die Ludwigsburger infizieren sich beide unabhängig voneinander mit dem Coronavirus. Beiden geht es innerhalb weniger Tage nach ihren positiven Testergebnissen so schlecht, dass sie ins Ludwigsburger Klinikum eingeliefert werden. Aber auch dort verbessert sich ihr jeweiliger Zustand nicht. Die Ärzte versetzen den 59-Jährigen und die 67-Jährige schließlich ins künstliche Koma.

 

Kaum Überlebenschancen

Für Dietmar Buck nimmt die Corona-Infektion einen beinahe tödlichen Verlauf. Während er im Koma liegt, versagen seine Nieren und er entwickelt eine Lungenembolie. Als sich dann ein Blutgerinnsel löst und ein Gefäß verstopft wird, erleidet er einen Herzstillstand. Die Ärzte kämpfen um sein Leben, er wird 30 Minuten reanimiert – mit Erfolg. „Später kam ein Arzt zu mir und erklärte, meine Überlebenschancen lagen nur bei einem Prozent“, erinnert sich Buck. Er wird auf die Corona-Intensivstation des Ludwigsburger Klinikums verlegt, wo er auf Sabine Servinho-Lohmann treffen sollte.

Weil das Coronavirus die Lunge der 67-Jährigen so stark angreift, muss sie im künstlichen Koma zuerst intubiert und dann nach einem Luftröhrenschnitt künstlich beatmet werden. Erst nach fünf Tagen zeigt die Behandlung erste Erfolge und ihr Zustand bessert sich. Die Ärzte holen Servinho-Lohmann aus dem künstlichen Koma zurück – sie ist ansprechbar, kann sich selbst aber wegen dem Schlauch in ihrer Luftröhre mit niemandem verständigen. „Das war so schlimm, ich wusste überhaupt nicht, was mit mir passiert war, konnte aber auch niemanden vom Personal fragen“, erzählt die Ludwigsburgerin.

Zimmernachbarn bleiben zunächst unbekannt

Auf der Corona-Intensivstation, wo Servinho-Lohmann nach ihrem Erwachen aus dem Koma liegt, wird es voller. „Eine Schwester sagte, es käme noch ein Patient zu mir ins Zimmer und zog für mehr Privatsphäre den Vorhang zwischen den beiden Bett vor“, sagt die 67-Jährige. Durch die „Gardine“, wie die ehemals Corona-Infizierte den Trennvorhang nennt, sieht sie den Mann neben sich im Krankenbett nicht. Sprechen kann sie wegen ihrem Beatmungsschlauch auch nicht mit ihm. Sie hört aber immer wieder, wie das Personal ihn mit „Herr Buck“ anspricht.

Der 59-Jährige ist durch die Strapazen seiner Corona-Erkrankung und durch die Medikamente so geschwächt, dass er zwar wahrnimmt, das neben ihm eine Frau im Zimmer liegt, sprechen kann er aber nicht mit ihr. „Man liegt da in so einem Dämmerzustand und bekommt alles nur ganz verschwommen mit,“ sagt Buck. Als er nach zwei Tagen im selben Zimmer mit Sabine Servinho-Lohmann wieder verlegt wird, haben sich die beiden weder gesehen, noch miteinander gesprochen. Sie sollten sich erst nach mehreren Monaten wieder begegnen.

Die Neugier treibt

Die beiden Ludwigsburger müssen nach den schweren Verläufen ihrer Corona-Infektionen in verschiedenen Reha-Kliniken wieder zu Kräften kommen, Buck kommt in eine Klinik in Heidelberg und Sevinho-Lohmann verbringt ihren Reha-Aufenthalt im Schwarzwald. Als beide wieder zuhause in Ludwigsburg sind, lässt Dietmar Buck der Gedanke an die unbekannte Frau in seinem Krankenhauszimmer nicht los. „Ich hatte immer im Kopf, das da noch eine Frau bei mir war. Ich war neugierig und wollte wissen, wer das wohl gewesen sein könnte“, so Buck. Durch eine Arbeitskollegin von Sevinho-Lohmann erfährt Buck, das die 67-Jährige zur selben Zeit mit Corona im Ludwigsburger Krankenhaus lag, wie er. Er fragt nach ihrer Telefonnummer und ruft sie an. So finden die ehemaligen Bettnachbarn wieder zueinander.

Aus dem Telefonat wurde ein Treffen, das wir mit der Kamera begleitet haben. Im Interview berichten Dietmar Buck und Sabine Servinho-Lohmann, wie sie die Infektion mit dem Coronavirus und die damit zusammenhängenden, teils lebensbedrohlichen Erlebnisse, nun ein Leben lang verbindet.