An Weihnachten wird viel gesungen – nicht nur altbekannte Weisen erklingen. Bei den Fantas in der Schleyerhalle sind die Fans hin und weg, MadChick of Soul lassen die Alte Reithalle beben, der „Heilige Mittag“ wird immer beliebter. Zur After-Show der Rapper geht’s ins Malo.

Stadtleben/Stadtkultur: Uwe Bogen (ubo)

Wenn das Christkind kommt, folgen Menschen gern der Tradition: Sie singen, wie dies seit Generationen mit Inbrunst getan wird! Bevor es vor dem Tannenbaum am Heiligen Abend besinnlich wird, bevor „Vom Himmel hoch“, „O du fröhliche“ oder „Es ist ein Ros entsprungen“ erklingen, wollen sich viele Stuttgarterinnen und Stuttgarter aber auch noch anderen Klängen hingeben, als wollten sie mit den Freunden noch Kraft schöpfen fürs Familienfest, für das üppige Essen und fürs Treffen mit der lieben, manchmal auch nervenden Verwandtschaft.

 

Immer wichtiger für die Gastronomie, sagt Marc Philipp, der Wirt der Bar Tatti am Rathaus, ist der „Heilige Morgen“ oder „Heilige Mittag“. Zu dieser Zeit ist der Weihnachtsmarkt in Stuttgart vorbei, etliche Menschen kaufen die letzten Geschenke ein und wollen danach anstoßen zum Runterkommen. Die Reservierungen, so hört man in der Stadt, sind bestens für die Mittagszeit des 24. Dezember – überall ist’s voll: Ob die Gäste nun zur Weißwurst und zur Hüttengaudi kommen wie im Winterdörfle in Leinfelden, wo sich die Discokugel dreht vor dem Kerzenglanz und wo das Essen bei diesem Andrang ausgeht, ob das Christmas-Opening zur Musik mit DJ-Legende Uwe Sontheimer im San’s auf dem Kleinen Schlossplatz rockt oder man sich beim Schampus zum „Vorwärmen“ trifft – die Leute lieben den Sturm vor der Ruhe am Baum daheim.

Eine Show mit viel Stuttgart-Stolz

Bevor Tatti-Wirt Marc Philipp am Mittag vor dem Heiligabend noch mal richtig viel zu tun hat, besucht er das traditionelle Weihnachtskonzert der Fantastischen Vier. 12 000 machen am Freitagabend die Schleyerhalle zum riesigen Chor. Bei der Show mit viel Stuttgart-Stolz ist die Stimmung grandios. Die Fans sind weg, also hin und weg, wenn von „MfG“ bis „Troy“ die Hits aus 33 Jahren kommen. Als „beste Bescherung seit Erfindung des Christkinds“ werden die Fantas gelobt. „Wir sind zusammen eins“, sagt ein Besucher, „und werden zusammen alt.“

Das Konzert ist altersgerecht, könnte man sagen. Denn es beginnt bereits um 19.30 Uhr, damit um 21.30 Uhr, quasi früh am Abend, die letzte Zugabe gespielt werden kann. Keine große After-Show-Party ist vorgesehen. Zwei aus der Band wollen noch in der Nacht zurück zu ihren Familien, zwecks der Vorbereitungen fürs Fest. Michi Beck geht nach dem energiegeladenen Konzert ins Dschungelrestaurant Malo zu Lorenz Grohe zum Feiern und Essen. Am Nachmittag bummelte er durch die Stuttgarter City, erzählt der Michi, habe sich sofort wieder daheim gefühlt und sei von vielen freundlichen Menschen angesprochen worden. Stuttgart eben! Willkommen daheim!

Wie immer haben die Fantas in der Schleyerhalle einen eigenen Block reserviert für ihre alten Stuttgart-Freunde. Und wie immer bedanken die sich dafür mit Spenden für die Initiative „Laut gegen Nazis“. Reine Schnorrer sind nicht willkommen.

Fulminant meldet sich MadChick of Soul mit der „X-Mas Soulnight“ zurück

Nicht wenige Besucher des Fantas-Konzerts wechseln in die Alten Reithalle, wo sich MadChick of Soul, die Band von Berti Kiolbassa, nach der Corona-Pause mit der „X-Mas Soulnight“ mit voller Wucht, auch mit Bläsern, zurückmeldet. 900 Gäste, quer durch die Generation, feiern, tanzen, freuen sich. Es gibt verschiedene Methoden, sich auf die weihnachtliche Völlerei vorzubereiten. Eine davon ist, man gibt sich den Soulrhythmen hin, bleibt nicht mehr ruhig stehen.

„Shake your Booty“ heißt der Ratschlag von KC and the Sunshine Band, was mit „Schüttel deinen Hintern“ übersetzt werden kann. Die Halle bebt, wenn die Klassiker auf so fetzige Weise präsentiert werden. Der in Berlin lebende und aus Stuttgart stammende Bassist Benni Jud verjüngt Kiolbassas Formation, ehe er am kommenden Donnerstag nach Weihnachten mit seiner Band im Jazzclub Bix auftritt. Die alten Hasen der vor 24 Jahren gegründeten Gruppe MadChick of Soul seien cool und gut drauf, lobt Jud. So ein Konzert mache auch auf der Bühne richtig Spaß. Ebenfalls im Glück ist DJ Uwe Sontheimer, der beim Einheizen den ersten Beifall des Abends kassiert.