Am Stuttgarter Leibniz-Gymnasium fällt wochenlang Mathematik aus – auch Abiturienten sind davon betroffen. Die Eltern sind sauer. Das Regierungspräsidium räumt Lücken in der Versorgung ein.

Stuttgart - Matheunterricht ist am Leibniz-Gymnasium in Feuerbach seit Monaten Mangelware. Bei den Fünftklässlern fiel das Fach bisher drei Wochen lang komplett aus, und in der Kursstufe wurden nach ebenfalls mehrwöchigem Unterrichtsausfall die drei Kursstufen zu zweien zusammengelegt. „Acht Wochen vor der schriftlichen Abiturprüfung ist unter diesen Umständen eine optimale Vorbereitung hierfür definitiv nicht möglich“, schreibt der Elternbeirat in einem offenen Brief an Landeskultusminister Andreas Stoch (SPD). Und fragt den Minister: „Wie wollen Sie den akuten Lehrermangel beheben und zukünftig eine gute Unterrichtsversorgung gewährleisten?“

 

Der StZ erklärte die Elternbeiratsvorsitzende des Leibniz-Gymnasiums, Gabi Dehner: „Es hat uns insbesondere verärgert, dass Minister Stoch ein Schreiben an alle Eltern der allgemein bildenden Gymnasien verschickt hat, in dem er ausgerechnet in den Kernfächern Mathematik, Deutsch und Englisch vom nächsten Schuljahr an differenzierten Unterricht in Klasse zehn anbieten will.“ Die Eltern fragen sich: „Wie soll das möglich sein, wenn nicht einmal genügend Lehrer auf dem Markt sind, um den Kernunterricht zu garantieren?“

Schulleiter: Der Vertretungstopf ist leer

Otto Fischer, Leiter des Leibniz-Gymnasiums, bestätigt, dass der Totalausfall von zwei Kollegen, zudem vier Elternzeiten, zwei Schwangere und jede Menge Kollegen auf Fortbildungen in Sachen neuer Bildungsplan große Lücken in die Unterrichtsversorgung gerissen hätten. Das Problem sei: „Wir haben keine Reserven im System – der Vertretungstopf ist leer.“ Ersatz habe es nur für die zwei Totalausfälle gegeben. „Mathe ist halt ein neuralgisches Fach“, so Fischer. Und es seien eben zudem zwei Mathelehrerinnen schwanger. In einen Abikurs könne man aber „nicht jeden Lehrer reinstecken“. Nach den Osterferien werde in den unteren Klassen derweil eine Studentin einspringen.

Im Regierungspräsidium räumt man ein, dass die Situation im Leibniz-Gymnasium kein Einzelfall sei. Insbesondere in den Fächern Mathematik und Physik seien aufgrund des Bewerbermangels „nicht an allen Standorten zeitnahe und vollständige Ersatzeinstellungen realisierbar“, so eine Sprecherin. Dabei habe man an den öffentlichen Gymnasien im Regierungsbezirk Stuttgart 59 Pensionäre als Vertretungslehrkräfte im Einsatz. Auch beurlaubte Lehrer würden angesprochen.

Regierungspräsidium räumt Mangelsituation ein

Insgesamt habe das Kultusministerium dem Regierungsbezirk Stuttgart zwar 128 Vertretungsdeputate zugewiesen. „Allerdings können damit nicht alle längerfristigen Ausfälle aufgrund von Krankheiten, Mutterschutz und Elternzeiten aufgefangen werden“, so die RP-Sprecherin.

Doch auch mit den insgesamt 381 befristeten Ersatzlehrkräften für die Gymnasien, davon 47 mit dem Fach Mathematik und zwei davon im Leibniz-Gymnasium, könnten nicht alle Lücken abgedeckt werden. Und in der neuen Online-Datenbank für Vertretungen fänden sich leider keine mit Mathe für den Einsatz in Stuttgart, sagt die RP-Sprecherin. Apropos Elternzeit: dauere diese vier Wochen lang, so erwarte man, dass der Unterricht von den Stammlehrkräften der Schule übernommen werde.