Der Backnanger SPD-Landtagsabgeordnete und sportpolitische Sprecher Gernot Gruber kritisiert, dass an vielen Schulen kein Schwimmunterricht stattfindet. Manche Schule indes kooperieren mit einem Schwimmverein oder mit der DLRG.

Rems-Murr/ Ludwigsburg: Martin Tschepe (art)

Backnang - Der Backnanger SPD-Landtagsabgeordnete Gernot Gruber ist eine Sportskanone. Wer den Mathematiker fragt, was er besonders gut kann, bekommt diese Antwort: „Rechnen und Rennen.“ Doch er setzt sich als sportpolitischer Sprecher seiner Fraktion freilich nicht nur für die Läufer, sondern auch für andere Sportarten ein. Er hatte bei der von Grünen und CDU geführten Landesregierung beantragt, dass die Kommunen 30 Millionen Euro für die Sanierung von alten Hallenbädern bereitgestellt bekommen. Der Antrag wurde abgelehnt.

 

Jetzt hat Gruber die Ergebnisse einer Anfrage an die Regierung zum Thema Schulschwimmen an den Grundschulen im Rems-Murr-Kreis veröffentlicht. Das Ergebnis ist ernüchternd: Zwar haben rund 90 Prozent der Schulen angegeben, dass es im Kollegium für den Schwimmunterricht ausgebildete Lehrer gibt, doch lediglich an gut zwei Dritteln aller Schulen werde Schwimmunterricht erteilt. Das liegt in erster Line daran, dass es in der Nähe vieler Schulen kein Bad gibt – beziehungsweise, dass die Fahrt zum Bad zu lange dauern würde.

Im Land wurden im Vorjahr 22 Bäder geschlossen

Gruber weiß wohl, dass das geforderte Sanierungsprogramm kaum helfen könnte, diese Zahlen zu verbessern. Eine Sanierung maroder Bäder würde aber zumindest helfen, dass nicht noch mehr Unterricht ausfällt, weil weitere Hallenbäder dicht machen müssen.

Der sportpolitische Sprecher sagt, allein in Baden-Württemberg seien im Vorjahr 22 Bäder geschlossen worden. Bundesweit seien 2019 rund 500 Badetote zu beklagen gewesen. Viele dieser Menschen sind ertrunken, weil sie nicht oder nicht gut genug schwimmen konnten.

Kooperationen hängen oft an schwimmaffinen Lehrern

Die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) kritisiert, dass mehr als die Hälfte aller Zehnjährigen keine sicheren Schwimmer seien. Als sicherer Schwimmer gilt laut DLRG, wer zumindest das Schwimmabzeichens in Bronze hat, wer also mindestens 200 Meter weit schwimmen, zwei Meter tief tauchen und vom Ein-Meter-Brett oder Startblock springen kann. Diese Einschätzung der DLRG wird unterstützt von allen Schwimmsporttreibenden Verbänden in Deutschland. Das Seepferdchen sei kein Schwimmabzeichen, so die DLRG, es handelt sich lediglich um eine Bescheinigung darüber, dass sich das Kind auf einer Stecke von 25 Metern über Wasser halten kann.

Grubers Anfrage hat auch ergeben, dass immerhin 15 Prozent aller Schulen mit einem Schwimmverein oder mit der DLRG zusammenarbeiten. Ob solche Kooperationen allerdings zustande kommen, hänge oft an Einzelpersonen, etwa schwimmaffinen Lehrern.

Sollte im Laufe des Jahres ein Nachtragshaushalt aufgestellt werden, dann will der Abgeordnete seinen millionenschweren Antrag wieder einbringen.

Zusammenarbeit beim Schwimmunterricht

Waiblingen
An mehreren Schulen im Landkreis finden Kooperationen im Schulschwimmen statt, zum Beispiel in Waiblingen. Während der Faschingsferien wurden 24 Grundschüler im Rahmen der kommunalen Ganztagsbetreuung und in Zusammenarbeit mit dem SV Waiblingen individuell gefördert. Laut der Auskunft der Stadt wird das Projekt in den Osterferien wieder angeboten.

Aspach
An der Conrad-Weiser-Grundschule in Aspach läuft seit diesem Schuljahr ein Kooperationsprojekt mit der Schwimmabteilung der TSG Backnang. Eine Trainerin für Anfängerschwimmen unterstützt die Sportlehrer im regulären Schwimmunterricht. Vorteil in Aspach: es gibt ein schuleigenes Bad.