Sieg und Rekord für Ryoyu Kobayashi, doch die Herzen der Fans gehören Lokalmatador Karl Geiger, der furios Zweiter wird. Damit hat der Allgäuer die Basis für eine erfolgreiche Vierschanzentournee gelegt und ist der erste Verfolger des überragenden Japaners.

Oberstdorf - Karl Geiger brüllte lautstark seine ganze Freude hinaus und feierte seinen zweiten Platz wie einen Sieg. Die deutschen Skispringer sind dank ihres Oberstdorfers Lokalmatadors stark in die 68. Vierschanzentournee gestartet, haben den nächsten Rekord von Überflieger Ryoyu Kobayashi aber nicht verhindern können. Der japanische Titelverteidiger siegte am Sonntag in Oberstdorf souverän mit Sprüngen auf 138 und 134 Meter und gewann damit nach seinem Vierfachtriumph schon wieder - als einer von vier Athleten hat er nun fünf Tournee-Springen in Serie gewonnen.

 

„Mir ist ein Stern vom Herzen gefallen. Es waren zwei gute Sprünge und ich bin mega happy. Die Atmosphäre war der Hammer, es war wirklich brutal geil“, sagte der strahlende Geiger, der „einfach einen rausgehauen“ hat. Er sei zwar nervös gewesen, steckte dies aber viel besser als in den vergangenen Jahren weg. „Heute hat es super funktioniert“, befand der Allgäuer in der ARD. Lautstark dröhnten die Ballermann-Songs beim Interview-Marathon des Deutschen.

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Bei der großen Skisprung-Party vor 25.500 Zuschauern, die fast geschlossen auf Geigers Seite standen, beendete der Lokalmatador seine Oberstdorf-Flaute und belohnte sich mit dem Podestplatz. Auf Überflieger Kobayashi fehlten am Ende 9,2 Punkte. „Wir sind definitiv zufrieden. Das ganze Team hat super gearbeitet. Der Karl hat zwei sehr gute Sprünge gemacht“, sagte Bundestrainer Stefan Horngacher zum Resultat. Kobayashi sagte: „Die Saison läuft immer besser für mich, darum habe ich schon etwas im Hinterkopf.“

Geiger bejubelte mit Zimmerkollege und Freund Markus Eisenbichler das fantastische Ergebnis, das ihm alle Chancen für den ersten deutschen  Tournee-Gesamtsieg seit Sven Hannawald 2002 offenhält. Und auch der dreifache Weltmeister Markus Eisenbichler ist pünktlich zum Saisonhöhepunkt wieder besser in Form! Nach ganz schwierigen Wochen mit vielen Rückschlägen und noch mehr Schimpfwörtern belegte der Bayer (134 und 123,5 Meter) den elften Platz, was ein Teilerfolg ist. „Es war nur eine Frage, bis das auch durchschlägt“, sagte Geiger über Eisenbichler. Der Pole Dawid Kubacki komplettierte das Podium.

Drei Wettbewerbe kommen noch

Die DSV-Adler legten damit eine mehr als ordentliche Grundlage für die weiteren drei Wettbewerbe in Garmisch-Partenkirchen an Neujahr (14 Uhr/ZDF und Eurosport), Innsbruck (4. Januar) und Bischofshofen (6. Januar), auch wenn ein Traumstart mit einem Sieg wie zuletzt im Dezember 2015 erneut nicht gelungen ist.

Neben dem Top-Duo Geiger und Eisenbichler schafften es auch Pius Paschke (12.), Stephan Leyhe (13.), Constantin Schmid (20.), Luca Roth (27.) und Moritz Baer (29.) in den zweiten Durchgang. Das Springen komplett verpasst hatte Richard Freitag, der in der Qualifikation nur Rang 59 belegt hatte und damit einen großen Rückschlag erlitt. „Weitermachen und dann schauen, wie die weiteren Pläne sind“, hatte der ratlose Sachse im Anschluss gemeint. Team-Weltmeister Freitag wird sich strecken müssen, um nach Garmisch weiter zum deutschen Aufgebot zu gehören.

Doch Freitag ist nicht alleine: Auch die früheren Gesamtsieger Kamil Stoch (19.) und Gregor Schlierenzauer (31.) verloren schon auf der ersten Station den Kontakt zur Spitze. Beim Rekord-Weltcupgewinner Schlierenzauer sei es „wie beim Flipperspielen, wenn die Kugel immer in die falsche Ecke geht“, verglich sein Berater Werner Schuster in der ARD. Der frühere Bundestrainer genoss das Schanzen-Spektakel diesmal bei Glühwein und Bier statt wie bisher auf dem Trainerturm. Auch für Mitfavorit Daniel Andre Tande (Norwegen) ist alle Hoffnung auf einen Tournee-Triumph nach Rang 42 bereits vorbei.