Bislang gab es nur zwei Fotos des niederländischen Malers Vincent van Gogh. Seit diesem Donnerstag ist es sogar nur noch eines.

Amsterdam - Er hinterließ zahlreiche Selbstporträts in Öl: mit Hut, ohne Hut, mit zwei Ohren oder einem. Fotos des niederländischen Malers Vincent van Gogh (1853-1890) gab es jedoch nur zwei. Seit diesem Donnerstag sogar nur noch eines. Denn eine der Aufnahmen zeigt nicht etwa den Maler, sondern seinen jüngeren Bruder Theo, wie das Van Gogh Museum in Amsterdam am Donnerstag mitteilte.

 

Lange Zeit waren Experten davon ausgegangen, das Schwarz-Weiß-Porträt zeige den niederländischen Maler. Nachdem jedoch Zweifel an der Identität des Jungen mit dem wuscheligen Haar aufgekommen waren, gab das Museum eine Untersuchung in Auftrag. Das Foto des angeblich 13-jährigen Vincent wurde erstmals 1957 auf einer von dem belgischen Forscher Mark Edo Tralbaut organisierten Ausstellung gezeigt. Der Katalog weist es ausdrücklich als „Porträt von Vincent van Gogh“ aus. Aufgenommen worden sei das Bild 1866 in Brüssel. Doch die Untersuchungen ergaben, dass das nicht stimmen kann. So gab es das angegebene Fotostudio damals noch gar nicht. Gesichtsanalysen von Forschern bestätigten dann, dass der 15-jährige Theo abgebildet ist.

Van Gogh ließ sich nur ungern fotografieren

Die beiden Brüder sahen sich sehr ähnlich, doch hatte Theo feinere Gesichtszüge und hellere Augen. „Mit dieser Entdeckung haben wir eine Illusion weniger und dafür ein Porträt von Theo mehr“, sagte Museumsdirektor Axel Rutger. Somit verbleibt nur ein Foto, aus dem Jahre 1873, das Van Gogh als 19-Jährigen zeigt. „Er ließ sich nicht gerne fotografieren“, erklärt der Kunsthistoriker Teio Meedendorp.

Vincent van Gogh hatte 1890 im Alter von 37 Jahren Suizid begangen. Mit seinem Bruder Theo, einem leidlich erfolgreichen Kunsthändler, der ihn finanziell, aber auch emotional unterstützte, unterhielt er eine ausführliche Korrespondenz. Der Briefwechsel, den die Brüder ab 1872 führten, ist eine der wichtigsten Quellen für Van-Gogh-Experten.