Die Gefahr einer Corona-Infektion ist in geschlossenen Räumen deutlich größer als an der frischen Luft. In winzig kleinen Tröpfchen kann das Virus minutenlang in der Luft schweben. Jetzt soll es Abhilfe geben.

Heilbronn/Tübingen - Tübinger Virologen haben schon nachgewiesen, dass Coronaviren auf festen Oberflächen mittels UV-C-Strahlung unschädlich gemacht werden können. Ob das auch für Coronaviren in der Luft gilt, wollen Ingenieure der Hochschule Heilbronn und Virologen vom Universitätsklinikum Tübingen in einem Projekt nachprüfen. Mit UV-C-Einheiten könnten persönliche Kontakte in Schulen, Kindergärten, Hochschulen, aber auch das Zusammentreffen von Menschen in Büros, Krankenhäusern und Praxen, in Verwaltungs- und Produktionsstätten, oder in Hotels, Gaststätten und kulturellen Einrichtungen sicherer werden, sagte Michael Schindler, Leiter der Tübinger Forschungssektion Molekulare Virologie, am Dienstag.

 

Hintergrund ist, dass als wichtiger Übertragungsweg von Sars-CoV-2 sogenannte Aerosole, Mischungen winziger Teilchen in der Luft, gelten. Befinden sich Krankheitserreger wie etwa Sars-CoV-2-Viren in den Atemwegen eines Menschen, können die ausgeatmeten Aerosole diese enthalten. Im Fall des aktuellen Coronavirus ist die Bildung solcher Aerosole besonders problematisch, weil auch infizierte Personen ohne Symptome Viren ausscheiden können.

Land fördert das Projekt mit 1,6 Millionen Euro

An der Universitätsklinik Tübingen wird für das Projekt ein sogenannter Aerosolprüfstand gebaut und in die Sterilbank eines Hochsicherheitslabors integriert. Schindler und sein Team arbeiten dann mit infektiösen Coronaviren und überprüfen, ob und mit welcher dieser UV-C-Bestrahlungsdosis Coronaviren in Aerosolen inaktiviert werden können. „Wir erwarten bis zum Frühsommer erste Ergebnisse. Ich bin optimistisch, dass das funktioniert“, erklärte Schindler. Der Einsatz von energiereicher UV-C-Strahlung im Kampf gegen Viren auf Oberflächen sei seit langem ein etabliertes Verfahren etwa in Laborbetrieben oder OP-Sälen.

Das Land Baden-Württemberg fördert das Projekt „Testaerosole“ mit knapp 1,6 Millionen Euro. Beteiligt sind die Universität Stuttgart, das Karlsruher Institut für Technologie, das Universitätsklinikum Tübingen und die Hochschule Heilbronn.