Um grünes Licht von der EU-Kommission für die Übernahme von Unitymedia zu erhalten, musste Vodafone Zugeständnisse machen. Das könnte den Nutzern der Konkurrenz in Deutschland Vorteile bringen.

Stuttgart - Die EU-Kommission hat die Übernahme von Unitymedia durch Vodafone genehmigt – dem Zusammenschluss der beiden Telekommunikationsanbieter steht nun nichts mehr im Weg. Kunden wie auch Branchenexperten betrachten die Übernahme jedoch kritisch. Wir beantworten hier die wichtigsten Fragen.

 

Bleibt die Marke Unitymedia in Zukunft bestehen?

„Beide Marken werden kurzfristig weiter bestehen, aber die Marke Unitymedia wird im Laufe der Zeit auslaufen“, versichert eine Sprecherin von Vodafone Deutschland. Im Zuge des Übernahmeprozesses werde Vodafone aber alle seine Kunden und die von Unitymedia unter einem Dach vereinen.

Was verändert sich für Kunden von Unitymedia oder Vodafone?

„Für unsere Kunden ändert sich erst mal nichts“, verspricht ein Sprecher von Unitymedia. Alles bleibe beim Alten. Unitymedia-Kunden bleiben demnach Unitymedia-Kunden, genauso bleiben Vodafone-Kunden auch Vodafone-Kunden. Alle Servicepartner und alle Verträge sollen auch nach der Übernahme weiter bestehen bleiben. Ein Sonderkündigungsrecht existiert nicht.

Gibt es Bedingungen für die Übernahme?

Es existieren Bedingungen für den Zusammenschluss, welche Vodafone in Form von Verpflichtungszusagen der EU-Kommissionen vorgelegt hat. Eine der Bedingungen ist, dass der Konkurrent Telefónica mit seiner Marke O2 Zugriff auf das vereinte Kabelnetz von Vodafone und Unitymedia erhält, um laut der EU-Kommission den Wettbewerb bei Breitband- und TV-Diensten zu wahren. Zudem verpflichtet sich Vodafone, auch weiterhin Signale frei empfangbarer Fernsehsender zu übertragen. Außerdem darf es nicht zu exorbitanten Preissteigerungen kommen. „Faire Preise müssen den Kunden gesichert bleiben“, sagt die EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager.

Wie wird sich der Wettbewerb hierzulande verändern?

Durch die Übernahme gibt es in Deutschland nur noch drei Telekommunikationsanbieter: Vodafone, Telekom und O2. Dies führt dazu, dass vor allem der Marktführer Telekom nun einen neuen großen Konkurrenten auf dem deutschen Markt hat. Vodafone sagt, dass diese Marktsituation die Konkurrenten zwingen werde, mehr in den Ausbau ihrer Netze zu investieren, was wiederum für Kunden und deren Festnetzverbindungen vorteilhaft sei. Marc Kessler und Frederik Palmer vom Bundesverband für Breitbandkommunikation (Breko) warnen jedoch vor einer „friedlichen Koexistenz“. Bei nur zwei großen Anbietern könnten Investitionen, für den Ausbau des Kabelnetzes mit Glasfaserleitungen, auf der Strecke bleiben. Ein O2-Sprecher betont jedoch, dass gerade durch den Telekommunikationsanbieter O2, der nun als weiterer Wettbewerber im Spiel ist, ungünstige Entwicklungen verhindert werden.

Welche Auswirkungen gibt es für den Verbraucher?

Vodafone baut mit der Übernahme ein einheitliches Gigabit-Netz für ganz Deutschland auf, von dem sowohl Privathaushalte als auch Unternehmen stark profitieren sollen. „Wir bauen 25 Millionen Gigabit-Anschlüsse für 50 Millionen Menschen bis 2020. Das ist gut für den Verbraucher, gut für den Wettbewerb und gut für Deutschland“, sagt Hannes Ametsreiter, Chef von Vodafone in Deutschland. Jedoch bedeutet ein großes Netz nicht automatisch ein besseres Netz. Sowohl Kabelanbieter wie Vodafone als auch die Telekom benutzen immer noch Kupferkabel. Vodafone hat zwar die besseren Kupferleitungen, die Leistungsfähigkeit von Glasfaserkabeln erreichen aber auch sie nicht. Das bedeutet, dass zwar ein weiteres Netz mit einer höheren Bandbreite zur Verfügung steht, die Geschwindigkeit der Internetverbindungen wird jedoch nur unmerklich verbessert. O2-Kunden können durch die erlaubte Mitnutzung des Vodafone-Kabelnetzes möglicherweise günstigere Tarife und höhere Geschwindigkeiten bekommen.