Die Deutsche Bahn erklärt, es existiere ein Kobel für die Vögel in der Bahnhofshalle. Das Stadttaubenprojekt bestreitet das und verweist auf die Arbeiten am Tiefbahnhof.

S-Mitte - Julia Bischoff vom Stadttaubenprojekt sollte Bescheid wissen über die Zahl der Taubenschläge in der Stadt. Der Deutschen Bahn (DB) zufolge verbreitet Bischoff allerdings eine falsche Information über einen fehlenden Kobel für die Tiere am Hauptbahnhof.

 

Der Stuttgarter Tierschutzverein hat das Stadttaubenprojekt zur Reduzierung der Population 2008 gemeinsam mit der Stadt lanciert. Die ehrenamtlichen Helfer sind seitdem in Stuttgart unterwegs, um die Eier der Vögel einzusammeln und gegen Attrappen aus Gips auszutauschen. Laut der Internetseite des Projekts sollen 25 000 Eier bis Ende 2018 vertauscht worden sein. Das Stadttaubenprojekt unterhält auch mehrere Kobel für die Tiere im Stadtgebiet. Tauben finden dort Körnermischungen als Futter vor und sind nicht mehr gezwungen, auf Plätzen und Straßen nach Speiseresten zu picken.

Bahnkundin beklagt sich über Tauben

Eine Bahnkundin beklagte sich vor wenigen Wochen über die Nahrungssuche der Vögel am Hauptbahnhof. Sie wandte sich wegen den Tauben an die Öffentlichkeit und die Deutsche Bahn. Die Tiere seien in einem Schnellrestaurant in der Bahnhofshalle ihr über den Kopf geflogen, während sie ein Tablett in den Händen hielt, beklagte sie. Die Deutsche Bahn erklärte in einer Stellungnahme, dass in Absprache mit der Stadt und Tierschützern entsprechend den gesetzlichen Bestimmungen zum Vogelschutz alles getan werde, um Tauben von der Bahnhofshalle fernzuhalten. Ein Sprecher verwies unter anderem auf einen eigenen Taubenschlag am Nordausgang in der Bahnhofshalle.

Taubenschützerin Bischoff weist dies allerdings zurück. Ein betreuter Taubenschlag am Gleis 1 existiere schon seit Jahren nicht mehr, betont sie. Er sei im Zuge der Bauarbeiten am Tiefbahnhof entfernt worden, meint sie.

Taubenschützerin attackiert Bahn

Laut Bischoff gebe es am Hauptbahnhof keinen Taubenschlag, sondern lediglich einen Fangkäfig, der zur Taubenabwehr genutzt wird. Die Tiere würden dort gefangen und dann außerhalb des Bahnhofgeländes ausgesetzt, erläutert die Tierschützerin. „Es ist tatsächlich eine Lüge, wenn die DB behauptet, es gäbe einen betreuten Taubenschlag am Hauptbahnhof“, erklärt sie. Bischoff beklagt außerdem, dass die DB keine Bereitschaft erkennen lasse, einen neuen Taubenschlag einzurichten. „Seit Jahren versuchen wir auch, mit der Bahn über die Problematik zu sprechen und einen Ort für einen neuen Schlag auszuloten, bisher erfolglos“, meint sie.

Die Deutsche Bahn insistiert dagegen darauf, dass ein ordentlicher Taubenschlag in der Bahnhofshalle bereits existiert. Der Bahn-Sprecher Werner Graf teilt auf Nachfrage noch einmal mit: „Wir haben am Stuttgarter Hauptbahnhof in der Kopfbahnsteighalle seit Jahren einen Taubenschlag in Abstimmung damals mit Stadt und Taubenfreunden.“

Bahn will weiteren Taubenschlag

Graf erklärt außerdem, dass die Bahn jüngst grünes Licht für einen weiteren Kobel am Bahnhof in Zuffenhausen gegeben habe. „Wir geben viel Geld aus, um artgerecht die Taubenpopulation zu begrenzen. Und wir arbeiten mit Fachfirmen zusammen, die sich mit Taubenvergrämung auskennen“, erklärt der Bahn-Sprecher.

Pia Jungbauer, Taubenbeauftragte im städtischen Ordnungsamt, erklärt gleichfalls, dass es in der Bahnhofshalle nur einen Fangkäfig für Tauben gibt. „Seit Frühjahr 2015 gibt es einen Taubenschlag auf einem Gebäude an der Kriegsbergstraße 30. Aber im Bahnhofsgebäude selbst gibt es keinen mehr“, sagt sie.

Taubenbeauftragte spricht von Erfolg

Für jene, die sich weniger Tauben in und um den Hauptbahnhof wünschen, hat Jungbauer zumindest eine gute Nachricht. Der Taubenschlag in luftiger Höhe und in der Nachbarschaft zum Bahnhofsgelände funktioniere an der Kriegsbergstraße gut. Anders ausgedrückt würde es ohne diesen Taubenschlag wohl noch mehr ungebetene Gäste in den Gastronomien am Hauptbahnhof geben.