Der Stuttgarter Voice-Senior-Teilnehmer Wolfgang Schorer macht den Brückenschlag: Am 11. Mai tritt er in Reichenbach mit Voice-kid-Teilnehmerin Laura Celine auf

Lokales: Armin Friedl (dl)

Stuttgart - Der Stuttgarter Voice-Senior-Teilnehmer Wolfgang Schorer macht den Brückenschlag: Am 11. Mai tritt er in Reichenbach mit Voice-kid-Teilnehmerin Laura Celine auf

 

Herr Schorer, es hat für Sie ja nun leider nicht gereicht, im Januar dieses Jahres unter die letzten vier Teilnehmer der Sat-1-Sendung „The Voice Senior“ zu kommen. Dennoch: Sie haben sich gut behauptet in diesem Fernsehformat und etliche neue Fans bekommen mit Ihrem Hard-Rock-Gesang. Hat Ihre Musikerkarriere dadurch dennoch nicht einen Schub nach vorne bekommen?

Es kamen schon einige Anfragen etwa aus Amerika oder aus Israel. Inzwischen muss man aber wohl feststellen, dass die im Sand verlaufen sind. Manche waren auch eher fragwürdiger Natur. So wollte etwa jemand meine Stimme buchen, aber alle Veröffentlichungen und sonstige Rechte für sich behalten.

Aber es hat sich ja schon etwas ergeben, für Sie und Ihre langjährige Band, die Rolling Bones.

Ja, jetzt am 11. Mai haben wir einen großen Auftritt in Reichenbach an der Fils in der Halle von 21 Uhr an. Da sind wir groß angekündigt, natürlich auch durch meine Teilnahme bei The Voice Senior. Als Rolling Bones sind wir seit gut 20 Jahren zusammen: Alex Grohmann (Gesang und Gitarre), Stefan Jahn (Schlagzeug), Peter Buck (Gitarre) und Bruno Maier (Bass).

Und da werden dann so klassische Rocknummern gespielt wie „Smoke on the water“ von Deep Purple oder „Highway to hell“ von AC / DC, Ihre Wettbewerbsbeiträge zu The Voice Senior?

Ja, wir spielen immer eine Mischung aus eigenen Songs und Cover-Nummern, also bekannten Stücken von anderen Bands. Im Prinzip machen wir gradlinigen Biker-Rock, da ist viel Druck dahinter, da lassen wir die Sau raus. Und unsere eigenen Stücke, die könnte man vergleichen mit denen von Judas Priest, Krokus oder AC/DC, das sind so unsere Vorbilder. Aber mal abgesehen von dem Auftritt in Reichenbach: Überfüllt ist unser Terminkalender noch nicht.

Dann ist die Teilnahme an The Voice für Sie inzwischen also ein abgeschlossenes Kapitel?

Es gibt einen Grund, weshalb ich sogar froh bin, dass ich nicht Sieger dieser Fernsehshow geworden bin. Denn dafür kam ich zu einem Auftritt in der Schleyerhalle. Und zwar jetzt im März mit The Boss Hoss, meinen Coaches in The Voice Senior. Diesen Auftritt haben sie mir zugesagt am Abend meines Ausscheidens und an dieses Versprechen haben sie sich gehalten. Und das war einfach wahnsinnig, das war gigantisch, da vor 8000 Leuten aufzutreten. Das war Adrenalin pur, das hat großes Suchtpotenzial. Und für einen Stuttgarter Musiker ist das eh ein Ritterschlag: Ein Auftritt vor heimischer Kulisse in der Schleyerhalle. Das haben noch nicht so viele geschafft. Alec und Sascha, die beiden von Boss Hoss, haben das auch extra angekündigt an diesem Abend. Die Halle hat gebebt.

Sind Sie jetzt ein Fan von Unterhaltungsformaten im Stil von The Voice?

Jetzt machen wir daraus erst mal einen Brückenschlag: The Voice senior trifft The Voice Kid. Und zwar jetzt am 11. Mai in Reichenbach. Da stehe ich mit der 13-jährigen Laura Celine auf der Bühne und zusammen singen wir „Highway to hell“. Laura hat bei der jüngsten The Voice Kids-Staffel teilgenommen. Sie und ihre Eltern habe ich kennengelernt bei den Vorbereitungen zu meinen Sendebeiträgen. Wir haben uns gut verstanden, haben einiges probiert, das fanden sie, ihre Eltern und ich sehr interessant. Und deshalb treten wir jetzt zusammen auf. Laura singt zunächst „Talking about a revolution“, begleitet von den Rolling Bones, dann singt sie Solo einen Hit von Cristina Aguilera und schließlich folgt gemeinsam der Klassiker von AC/DC. Da proben wir noch dran, denn für Laura ist das schon eine ziemliche Umstellung, diese doch sehr direkte und gradlinige Art des Singens. Das ist neu für sie, aber genau deshalb ist es für sie sehr reizvoll und interessant. Und ihre Eltern stehen voll hinter der Sache. Das hat natürlich damit zu tun, dass sich da ganz neue Erfahrungshorizonte öffnen. Und wer weiß, vielleicht ergibt sich so ja auch mal für mich die Gelegenheit, in eine andere musikalische Welt einzutauchen.

Haben Sie jetzt eigentlich einen Prominentenstatus?

Kurz vor meinem The-Voice-Auftritt mit „Smoke on the water“ hat man mir eine Videobotschaft von Ian Gillan vorgespielt, dem ganz grandiosen Sänger von Deep Purple. Er hat mir die Daumen gedrückt, dass ich es mit diesem Song schaffen werde. Wenn Du so etwas ganz kurz vor Deinem Auftritt bekommst, und das noch von so einem Wahnsinns- und Vorbild-Sänger wie Ian Gillan, dann singst Du gleich danach automatisch höher und lauter. Dafür habe ich mich bei ihm jetzt bedankt im März in Ludwigsburg. Er ist da aufgetreten in der Konzertreihe Rock meets classic und wir haben ein paar Minuten miteinander gesprochen. Natürlich habe ich da meine alte Vinyl-LP „Fireball“ aus dem ersten Jahr der Veröffentlichung zum Signieren mitgenommen. Er lässt es heute etwas gemütlicher angehen. „Child in time“ singt er nun nicht mehr, aber „When a blind man cries“ oder „Highway star“ schon noch, und das immer noch mit sehr viel Energie.

Was hat sich denn sonst noch an Positivem ergeben aus der Teilnahme an The Voice senior?

Mit Charles Duncan habe ich ganz guten Kontakt, er hat da ja mit Interpretationen im Stil von Frank Sinatra auf sich aufmerksam gemacht. Er will nach Reichenbach kommen zu unserem Auftritt. Und für den Herbst ist im Hessischen eine Voice senior reloaded-Show geplant mit Live-Band. Und auf youtube haben jetzt 1,5 Millionen Leute meine drei Musikvideos gesehen. So gesehen bin ich jetzt schon bekannt und werde auch mal angesprochen auf der Straße. Aber dann zeigt sich auch: Was wollen mich die Leute schon fragen? Immerhin habe ich jetzt immer ein paar Autogrammkarten dabei.

Und wie reagieren die Schüler darauf, die Sie an einer Grundschule in Bad Cannstatt unterrichten? Sind das jetzt auch alles Fans der Hard-Rock-Musik?

Die finden das schon sehr aufregend, was da so alles geschieht. Häufig werden sie von ihren Eltern aber darauf aufmerksam gemacht, die kennen sich da dann doch etwas besser aus mit dieser Musik. Aber so direkt gespielte Rockmusik kommt eh gut an bei der Jugend, es ist nicht so, dass die alle nur auf Rap oder Techno abfahren. Vor allem die Klassiker von AC/DC stehen hoch im Kurs. Das muss wohl mit der Tonart A-Dur zu tun haben, die von denen gerne verwendet wurde. In Verbindung mit einem ganz bestimmten Tempo wirkt diese Musik dann ganz unmittelbar.

Hat es Sie denn nie gereizt, mal groß rauszukommen als Rockmusiker statt Lehrer zu sein?

Ich verstehe mich immer als rockenden Lehrer und nicht als lehrenden Rocker. 2020 will ich aufhören. Dann war ich 40 Jahre lang ununterbrochen Lehrer mit Volldeputat. Das habe ich immer gerne gemacht mit viel Spaß und Energie, das mache ich jetzt noch gerne. Aber Beruf und Hobby habe ich immer klar voneinander getrennt. Kann aber schon sein, dass Montags meine Stimme manchmal heiserer war als an anderen Tagen. Und wenn sich 2020 eine neue Türe auftut – warum nicht. Aber ich freue mich auch schon sehr darauf, endlich einmal außerhalb der Schulferien Urlaub machen zu können in Griechenland.