Beim Konzert in der ausverkauften Schleyerhalle begnügen sich Volbeat mit partytauglichen Highspeed-Rock. Dabei hätten die Dänen eigentlich mehr zu bieten.

Stuttgart - Es ist nicht so, dass man sich den Sound von Volbeat in der Schleyerhalle schön trinken muss, nein, das nicht. Aber sagen wir so: Mit ein paar Bechern Bier im Blut rutscht die Musik des dänischen Quartetts am Sonntagabend ohne Frage deutlich besser in die Gehörgänge. Nüchtern gehört, begnügen sich Volbeat als Liveband mit einem eher schmucklosen, handfest zur Sache gehenden Highspeed-Rock, der als zünftige Partymusik fraglos gut funktioniert, auf weitergehende Ambitionen aber nahezu vollständig verzichtet. Dass der Stil der vier Nordmänner seit Bandgründung im Jahr 2005 nämlich auch Country, Rock’n’Roll, Bluesrock und bisweilen sogar reggaenahe Klänge umfasst, erfährt man während des zweistündigen Abends nur sehr am Rande.

 

Gleich als zweiter Song des zweistündigen Programms erklärt „Pelvis on Fire“ mit dem hier hübsch Presley-artigen Gesang von Bandleader Michael Schøn Poulsen, warum die Musik der Dänen auch mal als „Elvis-Metal“ bezeichnet wird. Zwischendrin gibt es eine kurze Verbeugung vor dem Country-Gott Johnny Cash, zum Finale mit „Still Counting“ ein synkopiertes Schlagzeug-Gitarre-Arrangement. Und in „Die To Live“ erinnern Volbeat mit hämmerndem Klavier und röhrendem Saxofon tatsächlich an eine Mischung aus ZZ Top und einer hochprozentigen Version von Bruce Springsteens E Street Band.

Gefälligkeitsapplaus für Gefälligkeits-Metal

Ein einmaliges Vergnügen leider; denn flugs sind die beiden Gastmusiker wieder im Bühnenboden versenkt, aus dem sie für diesen Kurzauftritt emporgeliftet wurden. Dann reduziert sich der Sound wieder auf einen recht konventionellen Männer-Metal, der ganz auf ein von Jon Larsen in genretypisches Manier mit doppelter Basstrommel bespieltes Schlagzeug sowie auf die Kraft von zwei Gitarren setzt. Michael Schøn Poulsen ist dabei meist für die Rhythmusgitarre zuständig, während der 2013 von den Trash-Metal-Kollegen Anthrax hinzugestoßene Amerikaner Rob Caggiano die Soli und die melodietragenden Parts übernimmt.

Mit viel Körpereinsatz, mit breit gespreizten Beinen und phallisch gereckten Gitarren ist das alles inszeniert, sehr berechenbar in Taktung und Songaufbau und erkennbar um eingängige Harmonien bemüht. Doch die rund 12 500 Schleyerhallen-Besucher haben ein feines Gespür für Stärken und Schwächen von Volbeat. Zu viele Titel bleiben bei ihrem Weg zur Hymne eben auf halber Strecke stecken und werden mit fünf, sechs Sekunden kurzem Beifall abgehakt: Gefälligkeitsapplaus für Gefälligkeits-Metal. Nur sehr sporadisch liegt die Stimmung auf gehobenem Niveau – etwa beim sehnsuchtsvollen „For Evigt“. Zur Vollblut-Rockband fehlt es Volbeat an diesem Abend eben an mehr als nur am zweiten l im Gruppennamen, sondern vor allem kompositorischer Finesse und dynamischer Ausdifferenzierung.