Mit dem Abriss des Volksbank-Gebäudes am Stuttgarter Platz in Fellbach werden Erinnerungen wach – etwa an gleich drei Überfälle binnen weniger Monate vor rund 30 Jahren.

Fellbach - Das einstige Dorf direkt am Fuße des Kappelbergs, mittlerweile zur prosperierenden großen Kreisstadt gewachsen, feiert bekanntlich in diesem Sommer und Herbst seine 900-jährige Historie. Geschichte lebendig machen, das gehört zu den Grundsätzen der begleitenden Veranstaltungen und Erinnerungen an längst oder auch unlängst vergangene Zeiten. Man muss aber nicht zwingend neun Jahrhunderte zurückgehen, ein drittel Menschenleben ist auch schon eine ganz schön lange Zeit – und passt vielleicht ebenfalls unter die Rubrik Zeitgeschichte.

 

Bank weicht Wohnhäusern

Eine spannende Geschichte aus der vergleichsweise jüngeren Fellbacher Historie fiel uns ein, als zunächst ein langer Brummi die Bahnhofstraße heranrollte, entgegen der rechten Fahrspur parkte, sodann ein Bagger vom Lastwagenaufhänger herunterrollte und sich kurz danach mit Verve über das dortige Gebäude hermachte. Ein gnadenloser Biss folgt seither dem nächsten auf dem Stuttgarter Platz, und bald wird, wie von den Auftraggebern gewünscht, kein „Muggaseggele“ mehr übrig sein vom seitherigen Domizil der Volksbank in Fellbach. An derselben Stelle errichtet die Baugruppe Bürkle neben einem neuen Volksbank-Geschäftsgebäude auch weitere Wohnhäuser.

Bankraub vor 29 Jahren

Auf dem Stuttgarter Platz und im Gebäude selbst gab es allerdings auch schon früher reichlich Trouble. Aufsehenerregend, wenn auch für die Betroffenen mit einigem Schrecken verbunden, sind die Erinnerungen an drei Vorkommnisse vor 30 beziehungsweise 29 Jahren. Alles begann konkret am 22. Februar 1991, einem Donnerstag. „Kunden mit Revolver bedroht und 33 000 Mark erbeutet“, so lautete die Schlagzeile anderntags in der Fellbacher Zeitung. High Noon mitten in der Stadt, aber es war kein Revolverheld im Western auf der Kinoleinwand, sondern ein leibhaftiger Gangster, der es auf das Bargeld der Bank abgesehen hatte.

Kunde verfolgt den Räuber

Kurz vor 12 Uhr am Mittag: mit einer über das Gesicht gestülpten Wollmütze „stürmt ein etwa 30-jähriger Mann in die Volksbank am Stuttgarter Platz“, heißt es in dem Artikel von damals. Mit vorgehaltenem Revolver bedroht er einen Kunden, der gerade zur Tür hinaus will, packt ihn am Kittel und baut sich vor dem Schalter auf. „Geld her“ und „schnell, schnell“ herrscht der Täter den Kassierer an. Mit gut 30 000 Euro in einer Plastiktüte stürmt der Mann hinaus auf den Platz – wo es direkt vor der Bank noch Schrägparkplätze gibt, wie auf dem Foto von einst erkennbar ist. Der zuvor mit der Knarre bedrohte, aber offenkundig keineswegs erschrockene Kunde folgt dem Räuber, verliert ihn aber an der Eberhardstraße aus den Augen. Die anschließende Großfahndung bleibt erfolglos.

Die Erleichterung der Angestellten und Kunden, alles heil überstanden zu haben, wich nur wenige Wochen später dem nächsten Schrecken. Offenkundig derselbe Täter schlug in der Bank am Stuttgarter Platz erneut zu – erbeutete dabei 28 000 Mark und entkam wieder, ohne geschnappt zu werden.

Bereits der dritte Überfall

Doch aller schlechten Dinge sind drei. „Kaum zu glauben, aber wahr“, hieß es in der Berichterstattung unserer Zeitung am 7. Februar 1992 unter der Überschrift: „Dritter Überfall auf die Volksbank am Stuttgarter Platz“. Gegen 10.30 Uhr trat der mit einem Schal maskierte Mann in den Schalterraum. Im Text hieß es: „Dieses Mal stopfte der Verbrecher 11 000 Mark in seine Plastiktüte.“ Der ganze Überfall habe „höchstens zwei Minuten gedauert“, erklärte seinerzeit der Bankdirektor dem Redakteur, der durch die durch die Cannstatter Straße hallenden Martinshornsignale alarmiert worden und vor Ort geeilt war, und schilderte noch ein Kuriosum am Rande: Die neben dem bedrohten Kassierer stehende Kollegin habe überhaupt nichts mitbekommen, „denn der Täter hat sehr leise gesprochen“.

Dass der Mann, von dem im Zeitungsbericht ein Foto der Überwachungskamera veröffentlicht wurde, auch diesmal entwischen konnte, half ihm langfristig allerdings nicht. Allerdings dauerte es 13 Jahre, bis er vor Gericht stand. Kurz nach dem Überfall in Fellbach und einem weiteren im Oktober 1992 auf eine Filiale in Weinstadt verschwand er in Richtung Tschechien, wo er früher schon lebte. Irgendwann stellte er sich aber auf Anraten seiner Freundin den deutschen Behörden.

Prozess am Landgericht

Im November 2005 gab es am Stuttgarter Landgericht den Prozess. Der Täter schilderte seine angeblichen Gewissensbisse: „Immer, wenn ich einen Uniformierten gesehen habe, hat mich die Angst gepackt, er könne was von mir wollen“, erklärte er dem Richter. Der seinerzeit 44-Jährige wurde zu viereinhalb Jahren Gefängnis verurteilt.