Die Volksbank Stuttgart reduziert ihr Filialnetz. Und einige Standorte, die weiter Personal vorhalten, haben nicht mehr täglich offen. Die BW-Bank hat die Neuordnung ihrer Filialen modifiziert.

Lokales: Mathias Bury (ury)

Stuttgart - Seit geraumer Zeit gehören Meldungen über die Schließung von Bankfilialen fast zum normalen Nachrichtenbetrieb. So haben einige Sparkassen und Volksbanken in umliegenden Landkreisen erklärt, dass sie Filialen in kleinen Teilorten zumachen oder haben das schon vollzogen.

 

Die Volksbank Stuttgart, deren Filialnetz schwerpunktmäßig in der Landeshauptstadt und im Rems-Murr-Kreis liegt, macht da keine Ausnahme. Aus derzeit 68 Filialen, welche die Genossenschaftsbank noch unterhält, werden 56. Die wegfallenden Filialen werden größtenteils in Selbstbedienungsstandorte umgewandelt, deren Zahl von 33 auf 42 zunehmen wird. Geschlossen werden drei Filialen, die sich in kleineren Orten im Rems-Murr-Kreis befinden.

Betroffen sind Giebel, Obere Ziegelei und Plieningen

In Stuttgart werden an drei Stellen Filialen zu SB-Standorten: in den Stadtteilen Giebel und Obere Ziegelei sowie in Plieningen. Erst kürzlich sind die Kunden über die kommenden Veränderungen informiert worden. Beispiel Plieningen: Hier werden die Kunden auf die weiter bestehende Filiale in Birkach verwiesen, aber auch auf jene in Möhringen, in Echterdingen und auf den Geldautomaten am Flughafen.

Zur Schließung oder Umwandlung von Filialen kommt ein weiteres Element in dem Umstrukturierungskonzept: die Einschränkung von Öffnungszeiten. „Dadurch kann man die Schließung von Filialen zum Teil verhindern“, sagt Pressesprecher Matthias Layher. Die Niederlassung in Neugereut ist künftig noch an zwei Tagen offen, die in Mühlhausen an zweieinhalb, die Filiale Seelberg an drei Tagen. Dadurch kann ein Mitarbeiterteam zwei „Tandemfilialen“ betreuen. Künftig wird die Volksbank Stuttgart hier noch 29 Filialen unterhalten, 17 SB-Standorte und neun Geldautomaten.

Umsetzung in zwei Schritten

Allerdings haben einige Filialen zwar morgens jeden Tag offen, vier aber mittags nur noch an einem Tag, fünf an drei Tagen.

Die Umsetzung des neuen Filialkonzepts wird in zwei Schritten erfolgen. Vom 9. Dezember an gelten die neuen Öffnungszeiten. Schließungen und Umwandlungen werden zum 17. Februar 2020 vollzogen. Personal wird nicht abgebaut. „Wir brauchen qualifizierte Fachkräfte“, so der Sprecher der Bank, die kürzlich ihren Sitze von der Börsenstraße in der Mitte in den Neckarpark verlegt hat, in zwei von der Münchner Dibag für 70 Millionen Euro errichtete Neubauten.

Internet und Telefon immer wichtiger

Die Gründe für die Ausdünnung von Filialnetzen klingen stets ähnlich. Es gebe Standorte, „da schaut an manchen Tagen vielleicht mal ein Kunde vorbei“, sagt Matthias Layher. Die meisten erledigten ihre Bankgeschäfte heute per Internet oder am Telefon. So werden bei der Volksbank Stuttgart im Jahr zwischen 20 000 und 25 000 Telefonüberweisungen getätigt, bei insgesamt etwa 500 000 Anrufen. Die sogenannte „Beleglosquote“, mit der man Überweisungen per Telefon, Internet oder am SB-Automaten bezeichnet, liege bei 92 Prozent. Online-Transaktionen habe man etwa 80 Millionen im Jahr, so Layher. „Da wird klar, was noch für die Filialen übrig bleibt.“ Heute gebe es nur noch drei Bereiche, bei denen der Kunde den persönlichen Kontakt zum Bankmitarbeiter suche: Immobilienberatung, Vorsorgeberatung, Anlageberatung.

Bis jetzt hat sich auch kein Protest gegen die Pläne erhoben. „Bis jetzt hatten wir sechs Anrufe“, sagt der Banksprecher. Die erste Frage sei gewesen, ob der Geldautomat an der Stelle bleibe. „Danach haben sie aufgelegt“, erzählt Matthias Layher. Auch zwei der betroffenen Bezirksvorsteher zeigen Verständnis für die Entscheidung der Bank. In „99 Prozent“ der Fälle reiche das SB-Angebot aus, sagt Andrea Lindel aus Plieningen-Birkach. Sie ist froh, dass die Filiale in Birkach bleibt. Bernd-Marcel Löffler hält den Schritt der Bank für „nachvollziehbar“, das Filialnetz von Banken und Sparkassen in Bad Cannstatt sei „noch sehr dicht“.

BW-Bank rudert teilweise zurück

Dennoch laufen solche Ausdünnungen des Filialnetzes nicht immer rund, wie die BW-Bank zeigt. Schon vor einigen Jahren hatte die Bank, die in Stuttgart Sparkassenfunktion hat, beschlossen, das Netz von 168 Filialen und 60 SB-Standorten umzubauen zu 50 Filialen, 85 SB-Standorten und 80 neuen Beratungszentren, wo Kunden eine individuelle Beratung mit Termin bekommen. Doch das neue Format kam nicht an bei den Kunden, die wollten lieber Filialen mit regelmäßigen Öffnungszeiten. Bis Anfang 2021 wird die noch nicht abgeschlossene Neuordnung nochmals geändert. Dann soll es wieder 100 Filialen geben und 120 SB-Standorte. In Stuttgart betreibt die BW-Bank derzeit 25 Filialen, 24 Beratungszentren und 52 SB-Stellen. Künftig sollen es 33 Filialen und 68 SB-Standorte sein.

Ergebnis vieler Fusionen

Anfänge Die Volksbank Stuttgart wurde 1913 als genossenschaftliche Bank für Haus- und Grundbesitzer gegründet, ihr Hauptgeschäftsfeld waren Hypotheken. 1970 wurde sie mit der Feuerbacher Volksbank zusammengeschlossen. Nach der Umwandlung in eine Aktiengesellschaft 1973 wurde sie Anfang der 1980er Jahre in Stuttgarter Bank AG umbenannt.

Fusion 2010 wurde diese mit der Volksbank Rems fusioniert und von einer Aktiengesellschaft in eine Genossenschaft zurückverwandelt. 2015, 2016 und 2018 kamen noch die Korber Bank, die Kerner Volksbank, die VR-Bank Weinstadt und die Raiffeisenbank Urbach dazu.

Bedeutung Die Volksbank Stuttgart ist nach der Sparda-Bank Baden-Württemberg und der BBBank die drittgrößte Genossenschaftsbank im Land. In Deutschland liegt sie auf Platz 13 der Genossenschaftsbanken. Sie ist die größte Volksbank im Land. Ihr Geschäftsgebiet umfasst die Stadt Stuttgart, einige umliegende Kommunen und große Teile des Rems-Murr-Kreises. (ury)