Nach dem Rücktritt von Bernhard Lobmüller sucht der Bundesligist Allianz MTV Stuttgart eine Lösung für die Zukunft: Eine Kandidatin könnte Kapitänin Kim Renkema sein.

Stuttgart - Sein Rücktritt als Sportdirektor von Allianz MTV Stuttgart stand fest, unabhängig vom Ergebnis. Und doch fiel eine enorme Last von Bernhard Lobmüller (66), nachdem seine Volleyballerinnen das fast schon verlorene Pokal-Halbfinale gegen die Roten Raben Vilsbiburg doch noch gedreht und 3:2 (23:25, 17:25, 25:18, 25:13, 15:8) gewonnen hatten. Weil ein solches Erfolgserlebnis dazu beiträgt, ein Team zu formen. Weil im Finale in Mannheim am 29. Januar gegen den Schweriner SC der nächste Titel winkt. Und weil sich der langjährige Macher natürlich nicht mit einer Niederlage verabschieden wollte. Lobmüller („Wenn zu viele Leute tolle Ideen haben, dann wird es Zeit, diese Leute auch ranzulassen“) zieht sich zwar mitten in der Saison zurück, sieht das Projekt Volleyball in Stuttgart aber für die Zukunft gut aufgestellt – sofern es gelingt, einen neuen Sportdirektor zu finden.

 

Lobmüller hält weiter 25 Prozent der Anteile

An der Suche ist Lobmüller indirekt beteiligt, schließlich hält er als Gesellschafter 25 Prozent der Anteile, neben Rainer Scharr (25), Horst Wachendorfer (15) und dem MTV Stuttgart (35). Zuvorderst ist es allerdings die Aufgabe von Geschäftsführer Aurel Irion, den Markt zu sondieren. Das Anforderungsprofil ist klar: Volleyball-Sachverstand ist gefragt, die Verfügbarkeit ist wichtig (die Planung für die nächste Saison sollte schon im Januar anlaufen), und natürlich muss alles auch zu finanzieren sein. „Wir werden“, sagt Irion, „sicher nicht wieder einen ehrenamtlichen Sportdirektor finden.“ Also müssen sich die Gesellschafter, die am 1. April erstmals einen hauptamtlichen Geschäftsführer eingestellt haben, schon wieder Gedanken über neue Strukturen machen. Und womöglich über eine Kandidatin aus den eigenen Reihen.

Am Mittwochabend, während des Halbfinales, saß Kim Renkema (29) wie ein Häufchen Elend am Spielfeldrand. Die Kapitänin fällt derzeit aus – sie leidet unter den Folgen des Pfeifferschen Drüsenfiebers, ist täglich in ärztlicher Behandlung. Ihr Immunsystem ist so geschwächt, dass es aktuell wenig sinnvoll wäre, Leistungssport zu betreiben. Ihr Fokus liegt nun darauf, wieder gesund zu werden und möglichst schnell ins Team zurückzukehren, und trotzdem denkt die Außenangreiferin natürlich auch über ihre Zukunft nach. „Bernhard Lobmüller verdient riesigen Applaus, wie viele Stunden er aus Liebe zum Sport in den Verein investiert hat, ist unglaublich. Er hat eine sehr große Bedeutung – für mich persönlich, für das Team, für den Club“, sagt Kim Renkema, „jeder, der ihm nachfolgt, müsste viel lernen. Ich wäre bereit, viel zu lernen, und ich könnte mir auch sehr gut vorstellen, nach meiner Karriere für Allianz MTV Stuttgart zu arbeiten. Ich hoffe, dass ich in diesem Verein und in dieser Stadt eine Zukunft habe.“

Kim Renkema soll Stuttgart erhalten bleiben

Es ist eine Hoffnung, die zu den Plänen des Bundesligisten passen könnte. Zumindest werden Irion („Kim spielt in unseren Gedanken natürlich eine Rolle“) und die Gesellschafter demnächst über und auch mit Renkema sprechen. „Bernhard Lobmüller ist ein Mann mit Ecken und Kanten ist, und dennoch reißt sein Rücktritt eine große Lücke“, sagt MTV-Geschäftsführer Karsten Ewald, „wir müssen nun schauen, wer seine Aufgaben erledigt.“ Hauptsponsor Rainer Scharr erklärt: „Lobo war unser großer Motor, der alles vorangebracht hat. Er ist ein Unikat, das wir nicht eins zu eins ersetzen können.“ Und Kim Renkema? „Ich hoffe, dass sie dem Stuttgarter Volleyball noch möglichst lange erhalten bleibt – in welcher Rolle auch immer.“

Noch ist Kim Renkema, sofern sie bald gesund wird, eine wichtige Spielerin des Pokalfinalisten und Bundesliga-Zweiten – der Vertrag der Außenangreiferin läuft bis Mitte 2018. Ob sie ihn erfüllt, ist allerdings offen. Vielleicht wird sie ja künftig auf einer noch wichtigeren Position benötigt.