Die Zuspielerin hat ihre schweren Rückenbeschwerden überstanden, was ganz neue Perspektiven eröffnet – für sie selbst, aber auch für Volleyball-Bundesligist Allianz MTV Stuttgart.

Stuttgart - Ihr letzter großer Auftritt im Trikot von Allianz MTV Stuttgart liegt schon eine Weile zurück. Damals trug sie eine blaue Wuschel-Perücke, eine Spaß-Brille und die Meisterschale in der Hand. Das ist 16 Monate her. Es war der schönste Moment im Leben der Volleyballerin Pia Kästner (22). Und der Beginn einer langen Leidenszeit – die nun, so hoffen alle, vorüber ist. Endlich. „Ich bin wieder fit“, sagt die schmerzlich vermisste Zuspielerin des Bundesligisten, „und ich bin bereit für alles, was kommt.“

 

Der Satz hört sich an wie eine Selbstverständlichkeit. Er ist aber keine, zumindest nicht für Pia Kästner.

Im Sommer 2019 kehrte sie mit Rückenproblemen von der Nationalmannschaft zurück. Die Diagnose war niederschmetternd: Sie litt unter Osteochondrose, einer Verschleißerkrankung der Wirbelsäule. Jeder wusste, was auf sie zukommt: Besuche bei Ärzten, Physiotherapeuten, Fitnesstrainern. Keiner wusste, ob sie ihre Karriere fortsetzen kann. Doch letztlich hat sich die harte Arbeit gelohnt. „Ich bin nicht total schmerzfrei“, sagt Pia Kästner, „aber ich kann in der Vorbereitung das komplette Trainingsprogramm mitmachen.“ Und wieder spielen.

Ein Duo, mit dem es sich bestens arbeiten lässt

Am Samstag, im Test gegen den USC Münster, lief sie erstmals seit Mai 2019 vor Publikum auf. Als die Volleyballerin mit der Nummer zehn Mitte des zweiten Satzes eingewechselt wurde, zeigten die Fans ihr Einfühlungsvermögen – und applaudierten lautstark. „Ich war schon ein bisschen aufgeregt“, sagt Pia Kästner, „umso schöner ist in diesem Moment das Gefühl gewesen.“ Auch bei den Verantwortlichen.

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Vergangene Saison hatte der Bundesligist große Probleme auf der Position der Zuspielerin, nun ist er doppelt gut besetzt. Rückkehrerin Athina Papafotiou und Pia Kästner bilden ein Duo, mit dem es sich bestens arbeiten lässt. „Bei Pia merkt man, wie groß ihre Freude ist, wieder zu spielen. Ich bin überrascht, wie weit sie schon ist. Wir haben auf dieser Position nun einen großartigen Wettbewerb“, sagt Trainer Giannis Athanasopoulos. Und Sportchefin Kim Renkema meint: „Wer ein Jahr raus ist, benötigt normalerweise ein Jahr, um wieder reinzukommen. Bei Pia geht es deutlich schneller, das macht uns glücklich. Denn ihre Spielfreude tut unserer Mannschaft super gut.“

Das Zuspiel ist die Schlüsselposition

Klar, es gibt noch einiges zu tun, die perfekte Abstimmung zu den Kolleginnen muss erst noch gefunden werden. Trotzdem war beim Testturnier am Samstag gut zu sehen, was Papafotiou und Kästner bewirken können: Die Angriffe der Stuttgarterinnen dürften nun wieder schneller, präziser und überraschender werden. „Das Zuspiel ist im Volleyball die Schlüsselposition“, sagt Kim Renkema, „und wir haben nun zwei Zuspielerinnen, die beide zu stark sind, um auf der Bank zu sitzen.“

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Wobei weder Papafotiou noch Kästner die Sorge haben müssen, zu wenig zu spielen. Die Saison ist so kurz, dass der Terminplan rappelvoll ist. Weshalb das Ziel war, Athanasopoulos einen Kader zur Verfügung zu stellen, der gut genug ist, um die hohe Intensität und etwaige Verletzungen verkraften zu können. Das scheint gelungen zu sein. „Jede von uns“, meint Kästner, „wird ihre Chance bekommen.“ Was genau das ist, worauf sie gehofft hat. Und mehr, als sie erwarten konnte – 16 Monate nach dem letzten Pflichtspiel.