Es geht um den ersten Titel der Volleyball-Saison, 5000 Zuschauer wollen die hochkarätigen Duelle zwischen Schwerin und Stuttgart (Frauen) sowie Berlin und Friedrichshafen (Männer) sehen. Allerdings gibt es Kritik am Austragungsort Hannover.

Hannover/Stuttgart - Mehr Klasse? Mehr Brisanz? Mehr Emotion? Geht nicht! Gleich im ersten Spiel der neuen Volleyball-Saison wird der erste Titel vergeben, der Supercup hat es in sich: In Hannover treffen an diesem Sonntag (13 Uhr/15.30 Uhr) bei den Frauen Meister SSC Schwerin und Pokalsieger Allianz MTV Stuttgart aufeinander, bei den Männern Meister Berlin Volleys und Pokalsieger VfB Friedrichshafen – sportlich ist höchste Qualität garantiert. Ob dies auch für die Atmosphäre in der Arena gilt, ist offen. „Ich lasse mich überraschen“, sagt Bernhard Lobmüller, ehemaliger Manager der MTV-Volleyballerinnen und Mitinitiator des Supercups, der 2016 in Berlin seine Premiere feierte, „doch ich denke, dass Stuttgart der bessere Standort gewesen wäre.“

 

Laut Lobmüller gab es ein interessantes Angebot der Betreiber der Porsche-Arena für den Supercup 2017, mitsamt Garantieleistung und guter Perspektive. Der frühere Funktionär plädiert für einen festen Standort, aber auch dafür, diesen so auszusuchen, dass einer der vier Teilnehmer mit hoher Wahrscheinlichkeit aus der gewählten Stadt kommt. „Aus mir unerklärlichen Gründen“, sagt Lobmüller, „haben sich der Verband und die Liga für Hannover entschieden.“

Ganz so deutlich drücken sich Aurel Irion und Kim Renkema nicht aus. Doch auch der Geschäftsführer und die Sportchefin des Supercup-Titelverteidigers Allianz MTV Stuttgart sehen Hannover skeptisch – weil die Stadt Volleyball-Niemandsland ist. „Der Supercup ist so ein tolles Event, dass es schade wäre, wenn er in einer halbleeren Halle stattfinden würde“, meint Renkema. Und Irion sagt: „Hannover ist nicht der richtige Standort, sollte die Arena nur zur Hälfte gefüllt sein.“ Genau dies aber wird passieren.

Rund 5000 Tickets (ab 15 Euro) wurden im Vorverkauf abgesetzt, wenn es gut läuft, werden an der Tageskasse weitere 500 verkauft. Die Tui-Arena bietet Platz für etwas mehr als 10 000 Zuschauer – und trotzdem ist Klaus-Peter Jung zufrieden. „Der Supercup in Hannover wird angenommen“, sagt der Geschäftsführer der Volleyball-Bundesliga, „es gibt in unserem Sport in Deutschland nicht viele Veranstaltungen mit 5000 Besuchern.“ Was zeigt: Nicht nur beim berühmten Glas Wasser stellt sich die Frage, ob es denn nun halb voll oder halb leer ist.

Zumindest wird es am Sonntag in Hannover nicht so aussehen, als hätten noch tausende Fans Platz – die Halle bietet die Möglichkeit, den knapp 4000 Zuschauer fassenden Oberrang abzuhängen. Und gleichzeitig die Möglichkeit, den Supercup größer zu machen, zu entwickeln, zu etablieren. „Wir haben das Gefühl, dass der Arenabetreiber dieses Ereignis unbedingt will“, erklärt Jung, „wir haben das Ziel, in Hannover zu bleiben.“ Wofür es weitere Gründe gibt.

Das finanzielle Angebot der Hallenbesitzer bezeichnet Jung als „sehr gut“, es wurden weit mehr Tickets verkauft als im Oktober 2016 in Berlin (damals waren es angeblich nur 3000 – bei 5300 Zuschauern), und auch die Konkurrenz ist natürlich kleiner als in der Hauptstadt. „Vor einem Jahr gab es in Berlin am selben Tag 112 andere Veranstaltung aus Sport, Kultur und Show“, erklärt der Liga-Funktionär, „in Hannover sind es drei. Außerdem gibt es hier sehr wohl eine Volleyball-Geschichte, bis 1976 holten die Frauen des 1. VC Hannover 18 Meistertitel. Ich sehe einen großen Reiz und Charme darin, diese Tradition wiederzubeleben.“

Leichter wäre es allerdings gewesen, mit dem Supercup (dessen Spiele live auf Sportdeutschland.TV gestreamt werden) dorthin zu gehen, wo es aktuell schon eine große Volleyball-Begeisterung gibt. Jung und sein Team haben laut eigener Aussage etliche Alternativen geprüft – darunter auch die Porsche-Arena und die Schleyerhalle. Letztlich aber sei Stuttgart nicht in Frage gekommen, weil die Sendergruppe ProSiebenSat1, ohne deren Unterstützung der Supercup für die Volleyball-Bundesliga nicht zu finanzieren wäre, zwei klare Forderung hatte: Die Halle muss mindestens 10 000 Zuschauer fassen und in punkto Digitalisierung auf dem neuesten Stand sein. „Stuttgart“, sagt Jung, „kann das derzeit nicht bieten.“

Argumente, die Bernhard Lobmüller zwar nachvollziehen kann. Aber nur bedingt akzeptieren. 5000 Tickets für den Supercup in Hannover zu verkaufen, sei zwar ein Erfolg, meint der Mitinitiator des Supercups: „Aber was bringt es dem Volleyball, in eine Halle mit 10 000 Plätzen zu gehen, wenn ich schon vorher weiß, dass diese nicht voll wird?“