Die Zuspielerin des Deutschen Meisters MTV Allianz Stuttgart hat mit der Nationalmannschaft in der Nations League ein Heimspiel. In Stuttgart gilt Pia Kästner als Versprechen auf eine erfolgreiche Zukunft.

Sport: Joachim Klumpp (ump)

Stuttgart - Das Geld für die Übernachtung hätte sich der nicht gerade auf Rosen gebettete Volleyball-Verband sparen können. Pia Kästner wohnt nur zwei Minuten von Hotel am Neckarpark entfernt. Privat. Aber diese Woche ist Nations League angesagt. Die 20-Jährige ist mehr im Reisestress, als im Ferienfieber. Am Freitag ging es von den USA über Frankfurt nach Stuttgart. Wo bis Donnerstag drei Spiele auf dem Programm stehen, mit dem Auftakt diesen Dienstag (20.30 Uhr) gegen die Dominikanische Republik.

 

Keine Probleme mit der Terminhatz

„Wenn man es will, macht einem das nichts aus“, sagt Kästner zur Terminhatz. Und Pia Kästner will – Titel holen. Das hat sie zuletzt im Verein bewiesen, der erstmals deutscher Meister wurde. Ein Höhepunkt ihrer noch jungen Karriere. Aber auch im Nationalteam ist sie „fest eingeplant“, sagt Bundestrainer Felix Koslowski. So auch in der Porsche-Arena bei der Nations League (weitere Gegner sind Belgien und die Niederlande). Neben den großen Turnieren ist es eine Weltliga mit den 16 besten Mannschaften. Da ist jedes Spiel eine Herausforderung, gerade für das Team des DVV, das sehr breit aufgestellt ist mit insgesamt 25 Frauen im Kader. „Die Mannschaft lebt vom Training“, sagt Koslowski. Doch aufgrund der vielen Reisen (fünf Stationen in fünf Wochen) kommt das aktuell etwas zur kurz. Die meisten anderen Länder haben ihre Spielerinnen in den Top-Ligen in Italien der Türkei, Russland oder Brasilien. „Wir haben viele nur mit Bundesligaerfahrung.“

„Sie spielt noch etwas wie ein Kind“

Wie Pia Kästner. Eine der jungen Wilden: Keck, frech, selbstbewusst. Das tut dem Team gut. Auch im Verein MTV Allianz Stuttgart. „Sie ist frei im Kopf“, sagt Stuttgarts Sportchefin Kim Renkema, „und spielt noch etwas wie ein Kind.“ Bitte nicht falsch verstehen, das ist als Kompliment gemeint. Sie hat enormes Ballgefühl und ist dadurch unberechenbar. „Wir erwarten noch sehr viel von ihr.“ Ein Versprechen auf die Zukunft, weshalb der Vertrag auch um zwei Jahre verlängert wurde. Was ganz im Sinne Kästners ist, die nebenbei ein Fernstudium in Prävention und Gesundheitspsychologie absolviert. Ihr gefällt es in Stuttgart, nicht nur sportlich. „Ich wollte nicht in ein Dorf.“

Nächstes Ziel Olympia

Davon gibt es durchaus ein paar Vereine in der Liga. Die gebürtige Brandenburgerin kam über den VCO Berlin nach Stuttgart, dem Nachwuchsstützpunkt, der außer Konkurrenz erste Liga spielt(e). „Für mich war es auf jeden Fall der richtige Weg, weil man sich dadurch ohne Druck an die Bundesliga gewöhnen kann.“ Doch der Lernprozess geht weiter – im Volleyball fast endlos. „Man ist nie fertig in der Entwicklung“, sagt Koslowski. Schon gar nicht mit 20. Erst recht nicht als Zuspielerin, der Schlüsselposition. Darüber läuft jeder zweite Angriff, da werden die wichtigen Entscheidungen getroffen.

Und es spielen eine Menge Faktoren eine Rolle: Taktische Dinge, aber auch zu schauen, wie der Block des Gegners aufgestellt ist, und ein Gefühl für die Mitspielerinnen zu entwickeln, wie die drauf sind. „Volleyball lebt auch von Fehlern“, sagt Pia Kästner, die sich auf ihrem Weg, mit dem nächsten Ziel Olympia 2020, nicht beirren lässt.

Von Stuttgart nach China

Im ersten Jahr teilte sie sich die Position im Verein mit Femke Stoltenborg, der Vizeeuropameisterin mit den Niederlanden, zuletzt mit der US-Amerikanerin Madison Bugg, selbst erst 24, sodass beide ungefähr gleich viel Spielzeit bekamen. Zur nächsten Saison kommt mit Kathleen Weiss (35) die geballte Erfahrung von zuletzt elf Auslandjahren. „Davon soll auch Pia profitieren“, sagt Renkema. „Ich finde das gut“, sagt Kästner, die nicht nur technisch-taktisch noch zulegen will, sondern vielleicht auch körperlich: „Da ist noch Luft nach oben.“

Zunächst einmal steht das Nationalteam im Mittelpunkt, wo die Rollen klar verteilt sind mit Denise Hanke als Nummer eins, die beim Bundestrainer in Schwerin spielt. Nach Stuttgart steht noch die letzte Station in China an, dann gibt es endlich zwei Wochen Urlaub. Aber nicht im Vier-Sterne-Hotel am Neckarpark.