Trotz der 2:3-Niederlage gegen Schwerin: Stuttgarter Volleyballerinnen gehen voller Zuversicht in die Play-offs, die am Samstag gegen Vilsbiburg beginnen.

Stuttgart - Der SSC Schwerin bleibt zwar das einzige Team, gegen das die Stuttgarter Volleyballerinnen in dieser Saison nicht gewonnen haben. Große Sorgen müssen sie sich deshalb aber nicht machen. Schon vor dem 2:3 (25:23, 21:25, 25:19, 20:25, 12:15) am Samstagabend im letzten Spiel der regulären Saison standen die Gastgeberinnen als Bundesliga-Erster fest. Zudem traten sie in der mit 2251 Zuschauern ausverkauften Scharrena gegen den amtierenden Meister nicht in Bestbesetzung an. Die Niederlage änderte denn auch nichts daran, dass es schon vor Beginn der Play-offs (Start am Samstag gegen Vilsbiburg) bei Allianz MTV Stuttgart vier Gewinner gibt.

 

Der Trainer Giannis Athanasopoulos (39) war drei Jahre lang Co-Trainer, seit Sommer ist er der Chef – und das Projekt läuft: Erstmals startet Allianz MTV Stuttgart am Samstag als Bundesliga-Sieger in die Play-offs, erstmals steht das Team im Halbfinale des europäischen CEV-Cups – das Hinspiel gegen Minchanka Minsk steigt an diesem Dienstag (19 Uhr) in der Scharrena. „Er macht eine hervorragende Arbeit“, sagt Sportdirektorin Kim Renkema, „und das messe ich nicht nur an den Siegen. Sondern auch daran, dass alle Spielerinnen individuell besser sind als zu Saisonbeginn.“ Athanasopoulos beherrscht das Spiel mit Zuckerbrot und Peitsche, kommt dennoch stets sympathisch rüber. Er führt nicht nur die Mannschaft, sondern auch sein Trainerteam. „Das alles so gut gelaufen ist, ist ein Traum“, meint Renkema, „allerdings geht die Arbeit jetzt erst richtig los. Wir wollen Meister werden – aber dafür müssen wir noch ein paar Sachen verbessern.“

Persönlichkeit van Daelen

Die Kapitänin Deborah van Daelen (28) ist nicht nur die dienstälteste Stuttgarter Spielerin, sie hat sich auch zu einer echten Persönlichkeit entwickelt – auf und neben dem Feld. Der niederländische Diagonalangreiferin fehlen aktuell nur zwei Zähler, um in die Riege der zehn fleißigsten Punktesammlerinnen der Liga aufzusteigen. Sie ist eine, die immer lacht, stets Zeit für einen lockeren Plausch mit den Fans hat und das Team auch bei Sponsorenterminen bestens repräsentiert. „Ich kann ihr nur ein sehr großes Kompliment machen“, sagt Renkema, „es ist eine Bereicherung, sie in der Mannschaft zu haben. Ihr Einsatz ist unermüdlich.“ Zudem klappt das Zusammenspiel mit Femke Stoltenborg hervorragend. Deren schnelle Pässe kann van Daelen mit ihrem schnellen Armzug perfekt verwerten. „Sie macht dabei kaum Fehler“, erklärt Renkema, „Debbie kommt mit dem Spielsystem super zurecht.“

Die Zuspielerin Vor zwei Jahren verließ Femke Stoltenborg Stuttgart nach einer für sie enttäuschenden Saison, auf die ihr Aufstieg im niederländischen Nationalteam folgte – mit dem vierten Platz bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro als Höhepunkt. Vor der Saison kehrte Stoltenborg nach Stuttgart zurück, wo sie sich viel besser entwickelte, als viele ihr zugetraut hatten. Die 26-jährige Zuspielerin ist nicht nur Dreh- und Angelpunkt im Team, sondern auch die Antreiberin. Was die Effizienz ihrer Pässe angeht (34,6 Prozent), ist sie die Nummer zwei der Bundesliga. „Sie ist mental sehr stark geworden – und erwachsen. Sie hat sich zur Anführerin entwickelt“, erklärt Kim Renkema. Stoltenborg ist stets fröhlich, aber auch eine harte Arbeiterin. Dank ihrer Körpergröße (1,90 m) bedient sie nicht nur die ebenfalls groß gewachsenen Mittelblockerinnen und Außenangreiferinnen millimetergenau, sondern überzeugt auch selbst im Block.

Stärkste Blockerin der Liga

Der Mittelblock Am Netz ist Allianz MTV Stuttgart top besetzt. Molly McCage (24) liegt in der Tabelle der besten Scorer auf Rang acht, obwohl sie am Samstag gegen Schwerin nach einer Weißheitszahn-OP aussetzen musste. Zudem ist die Texanerin stärkste Blockerin der Liga. Paige Tapp, im Dezember für die damals verletzte Micheli Tomazela Pissinato verpflichtet, hat sich sofort in Mannschaft integriert. „Sie ist eine unheimlich wichtige Spielerin, die immer besser wird“, meint Renkema, „und Molly ist die große Überraschung. Sie ist mental sehr stark und macht nicht nur viele, sondern vor allem die wichtigen Punkte.“ Beeindruckend war am Samstag auch das Comeback von Micheli Tomazela Pissinato (33). Die Brasilianerin machte zwölf Punkte und erhielt ein Sonderlob von der Sportchefin: „Ihre Mentalität ist, immer Gas zu geben. Sie kann nicht verlieren und hat sofort an ihr altes Niveau angeknüpft.“