Tatsache oder Mythos? Lange rankten sich viele Fragen um vermeintlich körperliche Symptome bei Vollmond. Wir erklären, was es mit dem Schlaf bei Vollmond auf sich hat.

Katrin Jokic

Wer auffällig schlecht geschlafen hat, wirft vielleicht erstmal einen Blick in den Mondkalender: Ist schon wieder Vollmond? Für viele Menschen scheint festzustehen, dass ihr Schlaf vom Mond beeinflusst wird. Woran das liegt, darüber gibt es verschiedene plausible und weniger plausible Theorien.

 

Manche können sich vorstellen, dass es durch den Vollmond einfach heller wird im Schlafzimmer und dadurch die Nachtruhe gestört wird. Doch was ist dann in bewölkten Nächten oder wenn wir das Schlafzimmer ohnehin abdunkeln?

Andere sind der Meinung, dass Sie bei Vollmond schlaflos bleiben, weil der Himmelskörper, ähnlich wie Ebbe und Flut, auch den Wasserhaushalt unseres Körpers steuert. Oft wird in diesem Zusammenhang auch von einer sogenannten „Mondfühligkeit“ gesprochen.

Wenn es um die Frage geht, warum man bei Vollmond nicht schlafen kann, mischt sich Aberglaube mit Wissenschaft. Denn auch die Forschung ist sich nicht ganz einig darüber, ob ein Vollmond tatsächlich Einfluss auf den Schlafrhythmus hat.

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Schlechter schlafen bei Vollmond: Stimmt es?

Im Jahr 2013 folgerte ein Forscherteam der Universitären Psychiatrischen Kliniken Basel und der Universität Basel: Der schlechte Schlaf bei Vollmond ist kein Mythos – es stimmt wirklich. Die Forschergruppe untersuchte den Schlaf von 33 Testpersonen und stellten fest, dass diese bei Vollmond im Schnitt 5 Minuten länger brauchten, um einzuschlafen und insgesamt 20 Minuten weniger schliefen. Außerdem fiel die Aktivität in den Hirnregionen, die mit Tiefschlaf zusammenhängen, um 30 Prozent.

Allerdings: Die Gruppe der Probanden umfasste eben nur 33 Personen. Kritikern zufolge viel zu wenig, um daraus auf die gesamte Bevölkerung zu schließen.

Untersuchungen des Max-Planck-Instituts, in denen Schlafdaten von über 1200 Probanden betrachtet wurden, zeigten beispielsweise keinen Zusammenhang zwischen dem menschlichen Schlaf und den Mondphasen. Dabei stieß das Forschungsteam auch auf Daten von über 20.000 Schlafnächten, die keinen Hinweis darauf gaben, dass man bei Vollmond schlechter schläft.

Kritiker bemängeln außerdem, dass sich die Schlafforschung in den letzten Jahrzehnten kaum weiterentwickelt hat und die Messmethoden viel zu ungenau sind, um tatsächlich einen möglichen Zusammenhang zwischen Vollmond und schlechtem Schlaf zu messen.

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Woher kommen Schlafstörungen bei Vollmond?

Doch warum haben viele Menschen trotzdem das Gefühl, sie könnten bei vollem Mond nicht gut schlafen?

Einerseits kann es tatsächlich sein, dass das hellere Licht des Vollmonds den Schlaf beeinflusst. Dunkeln Sie Ihr Schlafzimmer mit Rollläden oder lichtundurchlässigen Vorhängen gut ab, damit dies keinen Effekt auf Sie hat.

Andererseits kann der Glaube an einen Vollmond, der den Schlaf beeinflusst, auch zu einer selbsterfüllenden Prophezeiung werden: Wenn Sie bereits in der Erwartung ins Bett gehen, schlecht zu schlafen, kann sich dieser (unbewusste) Stress auf Ihren Schlaf auswirken.

Tatsächlich ist Stress eine der Hauptursachen für Schlafstörungen. In einem anderen Ratgeber haben wir bereits für Sie zusammengefasst, was Sie tun können, wenn Sie Probleme mit dem Einschlafen haben.