Rund 1400 Kilometer wollen die angehenden Fachpraktiker für Metallbau am Berufsbildungswerk Waiblingen in diesem Frühjahr mit dem Rad zurücklegen – und im ungarischen Baja mit Kollegen ein Projekt realisieren.

Waiblingen - Eintausenddreihundertsiebenundvierzig Kilometer. Ganz schön sportlich, was sich die 16 Azubis in der Schlosserei des Berufsbildungswerks Waiblingen (BBW) vorgenommen haben. Denn genau diese Strecke wollen sie von Ende April an mit Mountainbikes zurücklegen und von Waiblingen ins ungarische Baja strampeln. Dort steht ein mehrtägiger Besuch in der Spezialschule Baja, einer Partnereinrichtung des Berufsbildungswerks, an. „Unsere Jugendlichen lernen so den Alltag an der Spezialschule kennen und erleben, dass die Ausbildung in Ungarn ganz anders ist als hier, wo es in der Werkstatt beispielsweise viel mehr Maschinen gibt“, sagt Beate Veil. Die Sozialpädagogin gehört zum Betreuerteam, das die Jugendlichen, die allesamt eine Ausbildung zum Fachpraktiker für Metallbau absolvieren, bei ihrem ehrgeizigen Projekt unterstützt. Für manche der Teilnehmer ist es der erste Auslandsaufenthalt ihres Lebens.

 

Megaabenteuer auf zwei Rädern

Die Idee dazu stammt von den Azubis im zweiten Lehrjahr. „Wir haben gehört, dass es so eine Radtour vor etwa zehn Jahren gab und das Projekt hat uns gleich gefallen“, erzählt Marcus Widder, der kaum erwarten kann, dass es los geht, denn: „Ich stelle mir das als ein Megaabenteuer vor.“ Von der Begeisterung haben sich nach und nach auch die Azubis im ersten Lehrjahr anstecken lassen, zum Beispiel Robin Bermel, der sich sonst eher selten aufs Rad schwingt und einräumt: „Ich kann’s mir noch nicht so richtig vorstellen.“

Das wird noch, sind sich die Ausbilder Stefan Bertsche und Thomas Rück sicher. Sie planen, dass die Teilnehmer der in 13 Etappen aufgeteilten Tour wechselweise zwei Tage im Sattel sitzen und dann eine Etappe mit dem Begleitauto mitfahren. „Am Ende wollen dann meistens alle radeln“, sagt Thomas Rück aus Erfahrung. Denn die Autofahrer kämen auch ins Schwitzen, berichtet Jürgen Fischer, der den Bereich Ausbildung beim BBW leitet: „Sie müssen die Zelte auf- und abbauen, die Lebensmittel für alle einkaufen und kochen. Das ist ein Fulltime-Job.“

Erste Tour bei zwei Grad plus

Marcus Widder ist fest entschlossen, jeden Tag in die Pedale zu treten: „Das ist mein Ziel.“ Bis zum Start am 23. April werden die Azubis noch einige Trainingstouren fahren, um die Ausdauer zu steigern und sich an das Fahren in der Gruppe zu gewöhnen. „Die erste kleine Runde haben wir schon hinter uns“, erzählt Stefan Bertsche: „Vor Weihnachten sind wir bei zwei Grad Plus durchs Remstal gefahren. Das hat ganz gut funktioniert.“ Bei ihrer Fahrt nach Ungarn werden die jungen Leute nicht nur mehrere Landesgrenzen hinter sich lassen, sondern auch manche persönliche Leistungsgrenze erfahren. Die Tour, so sagen die Ausbilder, die als einzige mit Elektro-Bikes unterwegs sein werden, sei nicht nur eine Möglichkeit, den Spaß an der Bewegung im Freien zu entdecken, sondern biete auch die Gelegenheit, das Durchhaltevermögen und die Disziplin zu schulen, Verantwortung zu übernehmen und sowohl das Gemeinschafts- als auch das Selbstwertgefühl zu stärken.

Auch die 16 Azubis haben so ihre Vorstellungen und Wünsche für die große Tour. Was sie sich erhoffen? „Ein großes Abenteuer“, sagt Marcus Widder. „Und gutes Wetter“, ergänzt Sven Maier, der sich schon ganz besonders auf den Tag freut, an dem die Gruppe die österreichische Metropole Wien erreicht: „Da bin ich bisher nämlich noch nie gewesen.“

Wie man die Radler unterstützen kann

Unterstützung: Für solch eine Radtour braucht es eine Ausrüstung. Räder sind vorhanden, aber zum Kauf von Fahrradflaschen und Rucksäcken, Regencapes, einheitlichen T-Shirts, Müsliriegeln und sonstiger Verpflegung werden noch dringend Firmen oder Privatleute als Sponsoren gesucht. Wer mag, kann auch ein Stück der Strecke sponsern: ein Kilometer Strecke kostet genau 7,42 Euro für die gesamte Gruppe. Wer den Jugendlichen mit einer Sach- oder Geldspende helfen möchte, wendet sich an Beate Veil: E-Mail : beate.veil@bbw-waiblingen.de; 0 71 51/500 41 40.

Zahlen:
16 Auszubildende des Berufsbildungswerks Waiblingen (BBW) wollen sich sich auf den Weg nach Ungarn machen. Die 1347 Kilometer bis Baja legen sie auf dem Donauradweg zurück, 438 Kilometer verlaufen auf deutschem Gebiet, 359 in Österreich und 550 Kilometer in Ungarn. Unterwegs wird gezeltet. Die längste Tagesetappe beträgt 128 Kilometer, die kürzeste 88. Für das Projekt opfern die Jugendlichen eine Woche ihrer Osterferien. Zurück nach Waiblingen geht es dann in Autos oder per Zug.

Reiseblog:
Wer die Jugendlichen auf ihrer Reise von zuhause aus begleiten will, kann das über das Internet tun: Unter der Adresse https://fahrradtour.info sind nach dem Start der Tour aktuelle Fotos und Berichte zu finden.