Er hat Darts aus der Nische geführt, dominierte seinen Sport wie kein Zweiter und ist auch Jahre nach seinem Rücktritt omnipräsent: Am Donnerstag feiert Phil Taylor, der Meister der Pfeile, seinen 60. Geburtstag.

Stoke-on-Trent/Frankfurt - Dass er einmal als Legende des Sports von Millionen Menschen verehrt werden würde, hätte sich Phil Taylor nicht träumen lassen, als er in den Fabrikhallen von Stoke-on-Trent für ein paar mickrige Pfund am Tag schuftete. Darts war da nicht mehr als ein Hobby, während er als Jugendlicher Halterungen für Toilettenpapier zusammenschraubte. Und wenn Taylor anlässlich seines 60. Geburtstags am Donnerstag zurückblickt, klingt alles immer noch wie ein Traum.

 

„Ich habe alles erreicht, ich war überall, ich habe alles geschafft - und habe es wieder geschafft“, sagte Taylor einst stolz in einer Sport1-Doku. Sei es die unfassbare Bestmarke von 16 WM-Titeln, die vielen Millionen Pfund auf dem Konto, oder die Fans, die auch über zwei Jahre nach dem Rücktritt der Ikone bei jedem Turnier noch vom „Taylor Wonderland“ singen - ohne die harten Erfahrungen seiner Jugend wäre dies nicht möglich gewesen. „Du willst besser werden? Dann arbeite dafür“, erzählte Taylor: „Das habe ich gemacht.“

Und mit welchem Erfolg. Es gibt kaum eine andere Sportart, die von einem einzelnen Akteur derart geprägt wurde. „The Power“, wie Taylor ehrfurchtsvoll genannt wird, hob den Kneipensport überhaupt erst ins Rampenlicht und beherrschte ihn knapp drei Jahrzehnte.

„Phil hat Darts groß gemacht, in 100 Jahren wird man immer noch über Phil Taylor sprechen“, huldigte der zweimalige Weltmeister Gary Anderson. Und selbst Raymond van Barneveld, dem Taylor im legendären WM-Finale 2007 unterlag, würdigte seinen Erzrivalen als „Meister des Darts“.

Dabei hatte es das Schicksal zunächst nicht allzu gut gemeint. Am 13. August 1960 erblickte Philip Douglas Taylor in Burslem, das zur Arbeiterstadt Stoke-on-Trent gehört, das Licht der Welt und wuchs in ärmlichen Verhältnissen auf. Es gab kein fließend warmes Wasser, einen Fernseher schon gar nicht. „Meine Eltern konnten es sich nicht leisten“, erzählte Taylor: „Wir haben also gespielt - von Domino über Kartenspiele bis Darts. Und der Pub war der Mittelpunkt unseres Lebens.“

Ihren endgültigen Lauf nahm die Erfolgsgeschichte aber erst, als Taylor 1986 in der Kneipe des langjährigen Weltranglistenersten Eric Bristow Pfeile warf und von der Darts-Ikone unter die Fittiche genommen wurde. Sein Förderer war es dann auch, den Taylor 1990 direkt bei seiner ersten WM-Teilnahme im Finale besiegte.

Es war der Beginn einer Ära, basierend auf großem Talent und noch größerem Ehrgeiz. Über 200 Titel sammelte Taylor in seiner Karriere - zeitweise galt er gar als unbezwingbar, als er von 1995 bis 2002 acht WM-Titel in Serie gewann. Und selbst im allerletzten Spiel seiner Profilaufbahn scheiterte er als 57-Jähriger erst im WM-Finale an Rob Cross.

Heute verbringt Taylor seinen Ruhestand in Stoke-on-Trent, wo alles begann. Zwischendurch tritt er noch für Showturniere ans Board, doch am meisten genießt er es, „dass ich mehr Zeit mit meinen Enkeln verbringen kann“, wie Taylor dem SID erzählte. Schöner hätte er es sich wahrlich nicht erträumen können.